Cawu
FLI-Gold-Member
Was für ein außergewöhnlicher, super-klasse-genialer Bericht! Ich bin mehr als begeistert. Die Aufnahmen sind hervorragend! Vielen lieben Dank!
Liebe Grüße
Carmen
So sehe ich das auch.
Erste Anzeichen dafür bemerkte ich schon 2010 und inzwischen scheint das vertraute Regelwerk des amerikanischen Verkehrs komplett aufgeweicht. Die Verhältnisse entsprechen nun überwiegend denen auf deutschen Straßen und Autobahnen, verbunden mit der besonderen Schwierigkeit, daß auf die ehemals üblichen Verhaltensweisen dann doch zurückgegriffen wird, wenn es gerade mal gut paßt. So springt man munter zwischen den Spuren hin und her, aber wenn man niemanden reinlassen will, gilt plötzlich das traditionelle Prinzip "Keep Your Lane". Auf allen Straßen mit großzügigem Tempolimit wird jetzt weitgehend links überholt und man fühlt sich dabei tatsächlich wie auf der deutschen Autobahn. Wenn man aber bei erlaubten 70 Meilen auf der linken Spur schon knapp 80 fährt und nicht gleich Platz macht, wird man mit Lichthupe (ja wirklich!) und aggressivem Auffahren bedrängt und schließlich rechts mit 85-90 überholt. Das ist uns nicht nur einmal passiert, es ist wirklich unglaublich.
Was ihn viel mehr interessiert, ist die Frage, ob wir in Deutschland uns nicht dadurch gegängelt fühlen würden, daß wir keine Waffen tragen dürften. So zur Verteidigung von Familie und Grund und Boden. Ob unsere Großväter im Krieg gedient hätten, will er wissen, und wie sich das anfühle, jetzt selbst keine Waffen mehr haben zu dürfen. Das heißt, das fragt er natürlich nur den Mann, ob gerade ich als Frau vielleicht gern eine Waffe hätte, interessiert anscheinend eher weniger.
Dafür möchte seine Frau von mir wissen, ob es stimme, was ihr Sohn erzählt habe, daß die Kirchen in Deutschland zunehmend an Einfluß verlören. Und ob ich denn in die Kirche ginge. Nachdem wir bis jetzt, schon durch unser ja nicht mit einem Muttersprachler vergleichbares Vokabular eingeschränkt, vorsichtig und eiertanzartig argumentiert und geantwortet haben, um die Gesprächspartner nicht direkt vor den Kopf zu stoßen, antworte ich nun etwas entnervt von dieser auf dem Aussichtsturm abgehaltenen Inquisition, daß das früher noch an Heiligabend der Fall gewesen sei, aber eher aus Folkloregründen. Und ab da wird es komisch.
Wenn wir Jesus nicht als unseren Erlöser annähmen, predigt er, auf dem Geländer des Aussichtsturmes sitzend auf uns herunter, dann seien wir verloren. Ewige Verdammnis und Fegefeuer, für so viele Ewigkeiten, wie die Bäume in der Paynes Prairie Blätter trügen, das stünde uns bevor, genau wie jenen, die nicht an die Schöpfung, sondern an solche irregeleiteten Dinge wie Darwin und die Dinosaurier glaubten.
Es ist wie bei einem schlimmen Unfall, man kann nicht wegsehen, ich bin ganz fasziniert, wie er da in 30 Meter Höhe mit den Armen rudert und sich in seine Rede hineinsteigert. Ich habe einige mehr oder weniger religiöse Menschen im Verwandten- und auch Bekanntenkreis, aber noch nie ist mir jemand so gekommen. Und einem waschechten Kreationisten bin ich auch noch nie begegnet. Keine Ahnung, wie man auf so jemanden reagieren soll. Sicherheitshalber unterdrücke ich ein Grinsen. Darwin and the Dinosaurs, das klingt wie der Name einer Rockabillyband.
Irgendwann wird es uns aber zu dumm, uns nach unseren begangenen Sünden ausfragen zu lassen, und mit der Begründung, es sei ja noch weit bis Lake City, machen wir uns dann davon.