Orlando-NewYork mit Bonnie und Charly

tobie

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Eines gleich vorweg. So Ausführlich wie manch anderer Bericht hier ist das hier nicht :wink:
Dafür habe ich erstens keine Lust, nach 19 Besuchen wird man da wohl etwa müde, zweitens stand unsere Tour ganz im Zeichen eines ruhigen Urlaubes :wink:

Da freut man sich fast das ganze Jahr auf seinen Urlaub und dann geht wieder mal alles viel zu schnell vorbei. Aber wem sage ich das.
Unserer Tour mit dem Womo von Orlando nach New York, sollte eine ruhige, und relaxte Tour werden, bei der mal nicht das jagen nach allen möglichen Highlights im Vordergrund stand, sondern eine Tour, bei der viel Zeit bleibt sich auch mal mit den Kindern am Strand zu beschäftigen.

Unser Wohnmobil. Es war ein 34ft A Class mit 2 Slide Outs, ein wahres Raumwunder mit mehr als reichlich Platz. Ein Fahrzeug dieser Größenordnung ist in abgelegenen Gebieten des Südwestens der USA sicher nicht so praktisch, wir allerdings hatten damit in unserer Ecke keine Probleme. Auch Stellplätze in den State Parks waren immer zu bekommen.
Einen detaillierten Bericht nach Tagen sortiert, dürft Ihr von mir nicht verlangen, dazu gab es viel zu viele Tage an denen nichts nennenswertes passierte. Zumindest nicht für Euch ;)
Ich beschränke mich daher auf das was mir wichtig erscheint.
Bonnie und Charly waren die beiden die uns die ersten Tage immer in Spannung hielten, da ja niemand genau wusste was daraus noch werden wird. Wobei ich gar nicht weiß ob Bonnie in den deutschen Medien überhaupt ein Thema war?
Aber dazu später mehr.
Unsere Anreise mit Delta Air Lines verlief, wie gewohnt, problemlos. Die Immigration in New York hatten wir auch schnell hinter uns. Merkwürdigerweise stand an dem Schalter ganz rechts außen niemand an, sodass wir unsere Chance nutzten und schnell durch waren.
Unser Hotel für die erste Nacht vor der Übernahme des Wohnmobils war das Days Inn Kissimmee (Orlando) Eastgate. Ein Haus in dem wir vor 15 Jahren unsere allererste Übernachtung in den USA hatten. Damals noch ein Rodeway Inn. Na ja, ein wenig Nostalgie muss schon sein.
Aber nicht nur deshalb hatte ich dieses Haus gewählt, sondern weil ich es über das Internet, auf deren Seite, für 29$ bekommen hatte. Inkl. Continental BF, welches wir allerdings nach kurzem ansehen nicht in Anspruch genommen haben. Wir sind dann ins Ponderosa Steakhouse gefahren und uns was Vernünftiges gegönnt.
Das war uns möglich da wir für den ersten Tag einen Leihwagen hatten, eine Variante übrigens die für uns den Idealfall darstellte. Der Transfer durch El Monte wurde ja nur ab speziellen und teuren Hotels durchgeführt, so dass das Geld für den Wagen schon fast wieder raus war. Außerdem konnten wir das Gepäck am Flughafen Orlando gleich in den Wagen laden und über Nacht im Wagen vor unserer Zimmertür lassen. Dieses lästige schleppen des gesamten Gepäckes am Abend und am nächsten Morgen blieb mir damit erspart.
Nachdem wir unsere Abholzeit des Womo erfahren hatten(„ zu jederzeit ab 13Uhr“) nahmen wir den Wagen um den Vormittag noch ein wenig zu nutzen und fuhren auf das Gelände des Word Disney World Resorts und zwar zum Disney Marketplace. Ein großes Areal mit zahlreichen Shops und Restaurants und Spielplätzen für die Kids. Parken und Eintritt frei.
Dann ging es gleich auf einem Weg weiter nach ElMonte.
Die Übernahme verlief zügig, keine gravierenden Mängel. Das Fahrzeug hatte leichte Gebrauchsspuren, was mir mit unseren beiden Kids schon entgegen kam, brauchte man doch nicht auf jeden kleinsten Kratzer zu achten, es war 4 Jahre alt und hatte 55000 Meilen auf dem Tacho.
Ach so der Leihwagen. Den gab meine Frau, auf dem Weg zum ersten Campingplatz in Kissimmee, in der auf dem Weg liegenden Hotelstation von Alamo im EconoLodge ab.
Ich würde diese Variante mit dem Leihwagen, wenn sich die Abgabe so einrichten lässt das es keine Umwege zu fahren gibt, immer wieder wählen.

Die ersten beiden Tage standen dann ganz im Zeichen von Disney. Geplant waren das Animal Kingdom und Typhoon Lagoon einer der Disney Wasserparks. Am Abend nach Animal Kingdom sollte noch das Magic Kingdom besucht werden. Dort gab es noch die tolle Lichterparade Spectromagic und anschließend das Feuerwerk. Allerdings setzte nach verlassen des Animal Kingdom Regen ein, der auch nicht wieder aufhören wollte. Im Womo warteten wir erst einige Zeit ab, entschlossen uns dann aber zurück zu fahren und lieber noch etwas Shopping zu betreiben. Die Entscheidung erwies sich später auch als richtig, zumal der Regen sogar noch mehr wurde und den ganzen Abend anhielt.

Nach den 2 Disney Tagen fuhren wir dann Richtung St. Augustine, erst den I4 und dann ab Daytona die Küstenstrecke A1A. Anastasia State Park war dann unsere Station für die nächsten beiden Nächte. Die Stellplätze auf diesem Campground sind quasi von üppiger Vegetation umwuchert, bieten somit viel Schutz vor der Sonne und dem Wind und in gehweite zum Beach.
Gut, der Schutz vor der Sonne wäre nicht so wichtig gewesen, diese haben wir in den ersten Tagen kaum gesehen. Was aber nicht heißen soll das es nicht warm war. Im Gegenteil, wir waren eigentlich froh das sich die Sonne kaum blicken ließ, warm war es auch so mehr als genug. Die beiden Klimaanlagen auf dem Dach hatten auch, nein vor allem, in der Nacht alle Hände voll zu tun.
Irgendwie gab es bei den Temperaturen keinen großen Unterschied zwischen Tag und Nacht. Dazu die immense Luftfeuchtigkeit.
Weiter ging es dann über Jekyll Island, Georgia, dort verbrachten wir nur eine Nacht, weil irgendwie gefiel es uns dort nicht richtig, über Savahnah zum Hunting Island SP in South Carolina. 2 Nächte auf einen schönen CG , wieder unmittelbar am herrlich breiten, leeren Beach. Wunderbar.
Ab hier begannen wir uns nun ernsthafte Gedanken über Bonnie und Charly zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir dass Charly auf Tampa zusteuert und Bonnie sich hinter unserem Rücken breit machte. Die Vorhersagen für Charly ließen uns auch nicht gerade in Ruhe in unsere mitgebrachten Campingsessel fallen.
Was also machen? Hier abwarten bis alles vorbei ist? Weiter fahren? Die Route ganz umwerfen und ins Landesinnere verlegen? Wir wussten es nicht.
In der nächsten Nacht hat uns dann Bonnie auf Trab gehalten. Ein tropischer Sturm der sich bis hier her verirrt hatte, brachte jede Menge Wasser und Wind, Blitz und Donner.
Am Morgen war dann erst mal Ruhe. Aber was ist mit Charly. Den gab es ja auch noch. Und Charly war ein Hurricane. Der Ranger in der Stion gab uns die neuesten Wetterinfos. Charly hatte Florida erreicht und hatte sich erst einmal an Punta Gorda vergriffen. Die Vorhersagen zeigten einen weiteren Verlauf in unsere Richtung an.
Die Entscheidung hieß nun: weiterfahren. Next Stop: Myrtle Beach.
Unser CG: der private Pirateland. Toller Pool und Lazy River. Das richtige für die Kids sich mal wieder im Pool zu tummeln.
Und Charly? Der war ja noch weit, weit weg. Abgehangen. Denkste.
Gegen 17Uhr verließen wir den Campground um in der Stadt etwas zu essen. KFC sollte es sein und sinnigerweise zogen wir uns dort einen Twister rein.
Gegen 18:30 kamen wir zurück zum CG. Am Gate empfing uns gleich jemand mit der Mitteilung, das wir den Platz unverzüglich zu verlassen hätten. Der Gouverneur hatte um 18 Uhr eine Evakuierung des Bereiches östlich der US 17 angeordnet.
Na gut. Also Evakuierung. Aber wohin? Darauf bekamen wir keine Antwort.
Erstmal runter vom Platz und den Schildern der Evacuation Route folgen. Im Radio folgten dann pausenlose durchsagen welche Strassen zu benutzen seien , wie wo was gesperrt ist usw.
Keine 5 Minuten nach verlassen des CG standen wir auch schon mitten im geordneten Chaos.
Die ganze Stadt musste über eine Ausfallstrasse ins Landesinnere. Und die war mehr als voll. Tausende waren unterwegs und wir mittendrin. Alle kannten nur eine Richtung , weg von der Küste. Also fuhren wir in diesem Tross von Autos einfach mit. Wohin wussten wir immer noch nicht. Das war im Moment auch gar nicht wichtig , da alles am fahren war. Ob die alle wussten wohin?
Der Highway war dann irgendwann nur noch in eine Richtung befahrbar, auf allen 4 Spuren!
Mit 60 MpH ging es dann auf der linken Spur immer gen Westen. Ortschaften waren total abgeriegelt, das der Verkehr ungehindert fließen konnte. Mit 60MpH auf der äußerst linken Spur durch die Orte, das hatte schon was.
Nach 3 Stunden hatten wir die Kreuzung des I 95 erreicht. Im Radio hieß es das man in diesem Bereich nichts zu befürchten habe. Die dortigen Tankstellen und Parkplätze waren übervoll mit Fahrzeugen. Und nun? In der Tankstelle lief ein TV und viele Leute hatten sich mit Landkarten darum versammelt. Waren wohl mehrere die nicht wussten wohin. Wir haben uns dann entschieden die Nacht zwischen den großen Trucks zu verbringen.
Die Nacht war auch absolut ruhig.
Am Morgen haben wir uns dann entschlossen etwas Richtung Küste zurück zu fahren. Wir waren nun immerhin 60 Meilen von dieser weg, und ich hatte den Eindruck das das mehr als genug war.
Gesagt , getan. Nach einer knappen Stunde Fahrt begann es zu regnen. Das war das Zeichen für mich: Bis hier her und nicht weiter. Ein Walmart Parkplatz fiel uns auf , den wir schon am Abend gesehen hatten, auf dem viele Camper schon die Nacht verbracht hatten. Hier hielten wir an und warteten nun ab was da kommt.
Und er kam. Charly zeigte uns was er drauf hatte. Auch in dieser nun sehr abgeschwächten Form, weit entfernt von seiner ursprünglichen Kraft in Florida, und wir standen ja auch nur am äußersten Rande dieses Monsters, hatte er uns ne Menge Respekt eingeflößt.
Die Wassermassen die vom Himmel fielen waren enorm. Dazu der Wind. Das Womo schaukelte nicht schlecht. Ich sah mich genötigt das Ding besser in den Wind zu fahren.
Der Windruck auf das Fahrzeug war so groß , das alle möglichen Fensterdichtungen Ihren Dienst aufgaben und wir ne Menge Wasser im Fahrzeug aufzufangen hatten. Unglaublich.
Ein kleiner Tümpel am Rande des Parkplatzes war Ruck Zuck vollgelaufen und ergoß sich nun auch über den Parkplatz. Der Wind peitsche das Wasser auf , richtige Gischtwolken entstanden. Weltuntergangsstimmung.
2 Stunden wurden unsere Nerven auf die Probe gestellt , bis der Spuk innerhalb 15 Minuten vorbei war.
Als der Himmel aufklarte, kamen sie alle raus und schauten sich Ihre Fahrzeuge an.
Bei uns hatte der Sturm die Motorhaube aufgerissen.
Wir warteten noch weitere 2 Stunden und fuhren dann wieder Richtung Myrtle Beach, nachdem ich beim CG angerufen und mich nach der Situation vor Ort erkundigt hatte.
Der Campigplatz war übersät mit Ästen, Laub usw. Viele Mobilhomes, die nicht weggebracht werden konnten, waren durch herabfallende Äste oder umgestürzte Bäume beschädigt. Eines war niedergebrannt.
Der Pool voll mit Laub und Ästen. Dieser war auch am nächsten Tag nicht benutzbar. Die Schäden die wir unterwegs gesehen haben, hielten sich in Grenzen, und beschränkten sich meist auf Baumschäden. Was nicht heißen soll das es dort nichts schlimmeres gegeben hat.
Wir entschlossen uns jetzt noch 3 Nächte hier zu bleiben und Charly erstmal einen beruhigenden Vorsprung zu geben.

Von nun an hatten wir einen wesentlich ruhigeren Urlaub. Bonnie und Charly waren Vergangenheit und wir fuhren nach 3 Tagen weiter auf die Outer Banks.
Charly hatte hier nichts großartiges mehr angerichtet.
Ein Erlebnis hier, sicherlich die Überfahrten mit den beiden Fähren. Einmal 2h15Min von Cedar Island nach Ocracoke und die nächste 40Min. von Ocracoke nach Hatteras.
Eine wirklich schöne Ecke. 3 weitere Nächte dort auf Campingplätzen des NPS unmittelbar am Beach. Es war wieder wunderbar.

Na ja, der Rest ist schnell erzählt. Washington und New York standen noch auf dem Programm.
Die CG waren so gewählt das wir nah an einer Park and Ride Station waren und jeweils mit dem Zug in die Städte gefahren sind.
Eine Empfehlung möchte ich noch für New York loswerden. Die Spruce Run Recreation Area im Westen von NY, ca. 45 Meilen von Newark, hat einen wunderschönen CG an einem großen See in dem auch gebadet werden kann. No Hookups , aber nur 15$ / Nacht. Unschlagbar.

Ein Tag NY ist natürlich zu kurz, das war uns vorher klar. Um einen ersten Eindruck zu bekommen, und mit den Kindern, war es aber in Ordnung. Die typische Touri Variante mit diesen offenen Doppeldecker Bussen hatte es uns dann angetan. Gar nicht mal übel.
Und wenn ich doch noch mal nach NY komme, dann sicher ohne Kinder ;) Sorry, Kids

Jetzt mag der ein oder andere entäuscht sein, hier nix von irgendwelchen Trails und Highlights zu lesen. Aber wie gesagt, für uns war es eine Mischung aus Rundreise und Badeaufenthalt, mit Schwerpunkt doch an den wirklich schönen Stränden der Ostküste.

Und ohne Charly hätte es wohl noch weniger zu schreiben gegeben :wink:

Gruss
tobie

Gruss
tobie
 

Redondo

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Also ich finde den Bericht schon recht ausführlich. Danke Tobie, war sehr interessant ihn zu lesen :D

Gruß...
Redondo
 

Beaver

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Sehr schöner Bericht Tobie, als du nach Tipps gefragt hattest wegen der Fahrt nach New York, hätte ich dir C.Hatteras auch nennen können, hat mir auch gut gefallen.....wart ihr auch in Kitty Hawk ??? Hat dir MB gefallen ???
 
OP
tobie

tobie

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Ja Kitty Hawk stand auf dem Programm.

Myrtle Beach, naja. Unser Campingplatz war sehr gut :wink: Die Stadt hatte ich mir eigentlich noch schlimmer ( voller, lauter) vorgestellt. In der Hinsicht war ich also positiv überrascht. Allerdings würde das für mich persönlich nicht reichen um einen längeren Aufenthalt dort zu rechtfertigen :wink:
Wie gesagt, 2 , 3 Tage ok dann isses aber auch gut

Gruss
tobie
 
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