Wheeler Geologic Area aka. Wheeler Monument

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Gelöschtes Mitglied 5876

Gast
Das Abenteuer beginnt um 6 Uhr, die Sonne hat diese Hemisphäre noch nicht ganz erreicht. Wir sind bereits jetzt ziemlich durchgefroren, da die Heizung im Zimmer irgendwie nicht anspringt und draußen hat es momentan nur 35 Grad Fahrenheit, was dem Gefrierpunkt verdammt nahe kommt. Nur der Kaffee, den wir uns noch auf dem Zimmer gönnen, wärmt punktuell.

We hit the road at 7 o'clock. Stilecht, aber sicher auch durchgefroren, fährt ein Harleyfahrer durch die Gebirgslandschaften, die erst nach und nach vom Schein des Planeten erreicht werden. Der Rio Grande scheint auch zu frieren, denn er erweckt den Eindruck, wie wenn er besonders schnell weiter möchte. Nach 15 Meilen das ersehnte Schild "Pool Table Road". Sie führt uns nach oben immer dem Himmel entgegen. Die gut zu befahrbaren 10 Meilen bis zur Hanson Mill schlängeln sich durch kleine Wälder und über weite Berghänge. Als wir in zunehmender Höhe der leuchtenden Sonne entgegen kommen, eine Vollbremsung! Der tiefstehende Planet leuchtet direkt auf meine Windschutzscheibe und nachdem die alles andere als sauber ist, kommt die Weiterfahrt einem Blindflug gleich. Gemächlich und teilweise auf gut Glück geht es dann trotzdem voran und Gott sei Dank blenden die Bäume bald die Sonne wieder ab.

Wir sind an der Hanson Mill, das Thermometer zeigt inzwischen 39 Grad, und stehen mitten im Rio Grande National Forest. Die Dirt Road 600, die hinauf führt, ist wie gestern und 2008 geschlossen. Wir werden feststellen, dass die Straße den Namen nicht verdient und es mit einem Mietauto vermutlich fahrlässig blöd wäre, das Teil zu befahren. Es stellt sich nur die Frage, warum es nicht unten an der Abzweigung angeschlagen ist. Man könnte sich doch die 10 Meilen sparen. Egal, wir packen jetzt unsere Rucksäcke, schnüren die Bergschuhe und machen uns auf den Wheeler Area Trail 790.

Die ersten beiden Kilometer führt der Weg bergab durch einen Zauberwald. Der Wind rauscht durch die Wipfel und das Knarren der Bäume erzeugt eine unheimliche Atmosphäre. Erst dann wird das Gelände offener und weiter. Der Blick richtet sich hinunter in den East Bellows Creek. Es ist kein Boden auszumachen, aber das Wasser rauscht laut und gewaltig und nach einem Blick auf die topographische Landkarte wird klar, dass wir diesen Bach überqueren müssen. Nach 3,5 Kilometern führen Serpentinen tatsächlich ans Wasser, das hier zwischen 3 und 5 Meter breit ist. Es sieht auch nicht so aus, als ob eine Lavaquelle das Nass geheizt hätte und nach ein wenig hin und her die Erkenntnis: Es hilft nichts, - Augen zu und durch! Wir hetzen durch das Wasser, das bis zu den Knien reicht. Auf der anderen Seite leeren wir unsere Schuhe und winden die Strümpfe aus. Lustig war 's und die weiße Hornhaut zeugt von einem kleinen Kälteschock. Aber nach ein paar Schritten wärmt sich der Fuß auch wieder auf und so stapfen wir frohen Mutes bis zum Canon Nueve. Der Bach biegt nach rechts ab und der Trail nimmt die entgegengesetzte Richtung nach Nordwesten. Nun geht es hinauf auf den Silver Park und nach 5,4 Kilometern in dieser mächtigen Natur begegnet uns unnatürliche Kunst. Ein paar Unerschrockene haben hier einen Riesenhoodoo aus Steinen errichtet; da war wohl jemandem sehr langweilig.

Nach sechseinhalb Kilometern erreichen wir wieder den Wald. Der Trail wird flach, aber der Boden ist ziemlich nass, so dass fortwährend Umgehungen für trockene Füße sorgen müssen. Wir sind inzwischen auf über 11.300 Fuß, also bald auf 3.500 Meter. Das Atmen fällt uns in dieser Höhe zunehmend schwerer, der Druck auf den Kopf wird spürbar. Über eine weite Hochebene erreichen wir nach 9,8 Kilometer - wir sind jetzt drei Stunden unterwegs - die Dirt Road 600, die von unten herauf in einem großen Rechtsbogen, also unendlich länger als der Trail, nach oben führt. Der Augenschein stellt fest, dass diese Strecke nur noch durch ein Quad befahrbar ist, obwohl überall versucht wurde, die tiefen Löcher mit schweren Ästen zu minimieren.

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Es geht wieder bergab, immer die Dirtroad und der Waldgrenze entlang. Nach 11 Kilometern führt die Strecke ins Unterholz; Baumstämme blockieren den Weg und ein paar hundert Meter weiter der Hammer! Erster Sichtkontakt, durch die Bäume hindurch, mit der Wheeler Geologic Area, die auch als Wheeler Monument bekannt ist. Meilenweit nur Wald und Wiesen und dann auf einmal so eine Felsenlandschaft. Man kann es kaum beschreiben. Wir haben schon viel, aber noch nichts ähnliches gesehen.

Nach 11,65 Kilometer ist die Road zu Ende und der Trail geht nun ziemlich bergauf. Nach 12,3 Kilometern beginnt der sogenannte Wheeler Loop, ein Rundweg um das Monument herum. Wir gehen nach links und verlassen kurz darauf den Trail und damit den Wald zum ersten Viewpoint. Wir stehen plötzlich mittendrin in dieser zauberhaften Landschaft mit Zwergen, Hoodoos, Wellen und Zelten. Uns fehlen die Worte. Nur der Fotoapparat macht Lärm. Außerirdische haben hier ihre Eier abgelegt, die sich fast wie Tannenzapfen schuppen. In Reih' und Glied stehen sie senkrecht und warten nur darauf, dass E.T. sie abholt.

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Bis jetzt hatten wir Glück mit der Sonne, aber es kommen dicke Wolken bedrohlich nahe, als wir den zweiten Viewpoint erreichen. Aber das Licht hat uns auch hier den Gefallen getan. Wir haben es unterstützt indem wir mit einem kleinen Berglauf die Zeit bis zum nächsten Fototermin verkürzten. Hier steht eine Bank und lädt zum Verweilen ein. Aber wir haben noch keine Zeit, denn wir müssen noch etwas weiter zum 3. Viewpoint. Und so stehen wir jetzt nach gut 13 Kilometern auf schneeweißem Felsen und blicken hinunter in die unbeschreibliche Geologie.

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Zurück am zweiten Viewpoint erwartet uns die Bank und die Sonne. Überglücklich staunen wir das Monument an. Extraterrestrische Eier, Säulen und Tore, die der verlassenen Felsenstadt Petra in Jordanien in nichts nachstehen, graue Felsen, die ein Indianerdorf respektive deren Zelte nachgebildet haben. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nur die Zeit tut es, denn der Rückweg dürfte vermutlich weitere 4 Stunden in Anspruch nehmen.

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Und so war es dann auch. Zu allem Überfluss hat es auch noch kurz geregnet, aber als wir die letzte Steigung nach der Wasserdurchquerung angegangen sind, ist ein Ende abzusehen. Aber das muss jetzt auch her, denn wir sind schon ziemlich Kroki. Es waren weniger die Höhenunterschiede, als die Wanderhöhe selbst, die immer über 3.150 bis zu 3500 Metern lag, die uns etwas fertig machten. Na ja, - 26 Kilometer ist ja auch nicht sehr kurz für eine Bergwanderung. Aber die Temperatur mit durchschnittlich 65 Grad war perfekt. Und so stehen wir jetzt endlich wieder vor unserem Auto, trinken Eistee, ich rauche gemütlich eine Zigarette und wir beide sind noch immer hin und weg von der Landschaft dort oben.

Das und vieles mehr gibt es im Reisebericht 2014 - Wheeler

Weitere Bilder gibt es hier

Und die Hikebeschreibung erscheint demnächst in der USA Hiking Database - mit allen GPS-Daten versteht sich
 

Texelrita

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Fritz......es ist unglaublich was Du uns immer wieder anbietest! Man kann kaum fassen, dass dies die Natur geschaffen hat - Wahnsinn und danke fürs mitnehmen und zeigen! (y)
 

gumpi67

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Wow, toller Bilder aus einer Gegend der USA, die mir völlig unbekannt ist. Auch wenn wir keine Wanderer sind, lese ich deine Berichte sehr gerne und möchte dir danken für den großen Aufwand, mit dem du deine Berichte erstellst. (y)(y)(y)
 
OP
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Gelöschtes Mitglied 5876

Gast
Gerne geschehen - keep hiking :-D
 

Floridaperle

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Wie immer, dein Bericht führt einen in eine völlig andere Welt. Abseits der ausgetretenen Pfade. Wie lange im Voraus und wie akribisch plant ihr eure Urlaube? Und wie von dir gewohnt, traumhafte Fotos.
 

boopi

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ihr Glücklichen, das sind einfach unglaubliche Eindrücke !

herzlichen Dank fürs Mitnehmen :yes:
 
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