Update
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Zunächst wieder der Überblick aller klassifizierten Systeme auf dem Atlantik mit den vorhergesagten Zugbahnen:
Ivan ist in Texas an Land gegangen und wird beim NHC nicht mehr geführt. Lisa hat sich zur Depression abgeschwächt, könnte sich aber in den nächsten Tagen wieder reorganisieren. Karl kommt nun bald über kälteres Wasser und hat somit seinen Höhepunkt hinter sich.
Nun zu Jeanne:
Hurrikan Jeanne befindet sich zur Zeit 470 km östlich von Abaco Island, Bahamas. Sie zieht mit 15 km/h Richtung Westen und die Zuggeschwindigkeit soll sich noch etwas erhöhen. Mit einer maximalen Windstärke von 160 km/h ist Jeanne als Kategorie 2 Hurrikan klassifiziert. In Böen ist der Wind wie immer noch etwas höher.
Von der Größe her ist Jeanne nicht gerade klein, aber auch nicht so riesig wie Ivan oder Frances waren. In einer Entfernung von 75 km um das Zentrum sind noch Hurrikanwindstärken (>119km/h) zu erwarten, Sturmstärke (>60km/h) ist noch in 240 km Entfernung möglich. Das heisst nicht, dass überall in diesem Abstand diese Windstärken erreicht werden, da die Verteilung um das Auge herum nicht symmetrisch ist.
An den grundsätzlichen Steuerungsmechanismen hat sich nichts geändert. Jeanne wird zunächst an der Südseite eines Hochdruckgebietes nach Westen gedrückt und soll bei Abschwächung dieses Hochdrucks dann später nach Nordwesten, Norden und schließlich nach Nordosten kurven.
Schauen wir uns mal die Modellgrafiken an:
Das britische Modell (UKMET) und das Modell der US Navy (NOGAPS) rechnen mit einem stärkeren Hochdruck wenn der Hurrikan sich Florida nähert und somit einem späten Kurven über Land. Wobei NOGAPS ein wenig südlicher verläuft. Das amerikanische Wettermodell (GFS/AVN) rechnet mit einem früheren Beginn der Kurve und einem Streifschuß für die Ostküste. BAM, LBAR und GFDL sind spezielle tropische Modelle für die Hurrikanvorhersage und liegen zwischen diesen Extremen.
So sieht die aktuelle Vorhersage des NHC aus:
Denkt bitte daran, dass der Hurrikan kein Punkt ist, sondern Ausmasse hat. Daher werden auch bei einem Kurven des Hurrikans auf dem Atlantik an Land entsprechende Wirkungen zu spüren sein. Ferner sollte man die Zugbahn mehr als Kurve sehen und nicht so direkt verbunden wie auf der Vorhersagegrafik. Daher kann Jeanne mehr ins Landesinnere ziehen, als die Grafiken es zeigen. Weiterhin sollte man sich nicht zu sehr an der Mitte des Vorhersagetracks orientieren, sondern die Ungenauigkeit beachten. Gerade bei Jeanne und ihren zittrigen Zugweg.
Falls Jeanne auf Wasser bleiben sollte, so würde Florida von der stärkeren Seite des Hurrikans verschont bleiben. Denn rechts in Zugrichtung sind die Windgeschwindigkeiten immer höher als links.
Hurrikan Watches sind herausgegeben worden für fast die gesamte Ostküste Floridas und ich glaube es ist unvermeidlich, dass einige Bereiche morgen auch Hurrikan Warnings bekommen werden.
Bleibt noch über die Stärke des Hurrikans zu diskutieren. Was haben wir für Faktoren, die die Intensitätsentwicklung bestimmen? Bei Jeanne sind Wassertemperatur, Windscherung und Luftfeuchtigkeit entscheidend.
Fangen wir mal mit letzterem an. Das folgende Bild zeigt den Anteil an Wasserdampf in der Atmosphäre an:
Wir sehen dass der Hurrikan selber aus relativ feuchter Luft besteht. Allerdings ist er von sehr trockener Luft umgeben (braune Farbe), was hinderlich für die Intensitätsentwicklung ist.
Zur Zeit befindet sich Jeanne noch über nicht allzu warmen Wasser, was auch daher kommt dass er durch seine langsame Kurve längere Zeit in diesem Gebiet war und durch Entnahme von Energie selber das Wasser abgekühlt hat. Auch das ist negativ für eine weitere Verstärkung, allerdings befindet sich auf dem weiteren Weg nach Westen Richtung Florida wieder wärmeres Wasser, welches eine Intensivierung fördern wird.
Der letzte Aspekt ist der Einfluß von Windscherung. Diese ist zur Zeit gering, vergerhesagt ist aber kurz vor dem Landfall in Florida eine höhere Scherung des Hurrikans.
Als Fazit daraus kann man ziehen, dass die Stärkevorhersage recht schwierig ist, da viele Faktoren zusammenkommen. Möglich ist, dass sich Jeanne aus den vorgenannten Gründen auf der Passage zwischen den Bahamas und Florida noch etwas verstärkt, und als Major Hurrikan der Kategorie 3 die Küste trifft. Die Frage ist, wie stark die trockene Luft dem Sturm zu schaffen machen wird und ihn in seiner Intensivierung hindern wird oder ihr sogar abschwächt.
In der Vorhersage des NHC wird der Hurrikan als Kategorie 2 erwartet, jedoch wird ausdrücklich auf die Möglichkeit eines stärkeren Sturmes hingewiesen.
Gruß...
Redondo