Hurricane WILMA Update 11/2005
Wilma wieder über Wasser
Das Zentrum von Wilma hat das mexikanische Festland verlassen und befindet sich nun wieder über Wasser nordöstlich von Yucatan im Golf. Der Zugweg über Land zusammen mit einem Eyewall Replacement Circle hat den Hurrikan abschwächen lassen. Die derzeitige maximale Windstärke beträgt 160 km/h, dies entspricht Kategorie 2 auf der Saffir Simpson Skala. Seit Wilma wieder über Wasser ist, hat sich die Struktur des Hurrikans wieder etwas verbessert, eine erneute Verstärkung ist jedoch bisher ausgeblieben:
Wilma besitzt mittlerweile ein recht großes Auge, es ist etwa 100 km im Durchmesser und das Windfeld des Hurrikans hat sich ausgeweitet. Dieses bedeutet zum einen auf der negativen Seite, dass beim Zug über Florida weite Bereiche die Hurrikan- und Sturmwindstärken zu spüren bekommen werden. Andererseits dürfte die Größe aber auch eine rapide Intensivierung ala Charley verhindern, denn solche großen Systeme sind in dieser Hinsicht träger als kompakte Systeme. Nichtsdestotrotz wird eine moderate Verstärkung Wilmas erwartet, wenn sie nun über eine warme Meeresströmung im Golf zieht. Auf ihrem weiteren Weg kommt dann neben trockener Luft eine höhere Windscherung ins Spiel, die den Intensivierungsprozess stoppen soll und ggf. auch zu einer Abschwächung führen könnte. Auf dem Satellitenbild oben sieht man schon, dass der Hurrikan unsymmetrisch in die Länge gezogen aussieht, dies ist schon ein Effekt der Windscherung.
Die grundsätzliche Zugrichtung ist klar, ein Tiefdrucktrog taucht vom US-Festland nach Südosten und bringt Wilma in eine Westwindströmung, die den Hurrikan beschleunigen und in Richtung Florida schieben wird. Der Beginn dieser Bewegung wird für den heutigen Sonntag erwartet. Die entscheidende Frage ist jetzt nur, wo genau Wilma in Florida an Land gehen wird. Daher schauen wir uns mal die Modelle etwas ausführlicher an:
Wir sehen, dass es am grundsätzlichen Zugweg wenig Zweifel gibt, trotzdem streuen die Modelle im Detail. Die Ausreisser am nördlichen und südlichen Rand liegen bei Tampa und bei den Florida Keys. Genau dazwischen liegt der Modellkonsenz etwa im Bereich zwischen Fort Myers und Naples. Hier dürfte nach den derzeitigen Erkenntnissen der Lanfallpunkt liegen. Daran orientiert sich auch die offizielle Vorhersage des NHC. Bitte beachtet aber den gesamten Vorhersagekegel und nicht nur die Mitte, hier kann sich noch etwas nach links oder rechts verschieben:
Wie sieht das Gefährdungspotential durch Wilma aus? Basierend darauf, dass Wilma Kategorie 2 oder 3 Stärke bei Landfall haben soll, sie ein recht großes System ist und sehr schnell über Florida ziehen wird, kann man folgendes dazu sagen:
Wind
Wilma bringt über einen großen Bereich Hurrikan- und Sturmwindstärken (siehe auch Windfeldgrafik unten). Durch die schnelle Zuggeschwindigkeit hat sie kaum Zeit sich über Land abzuschwächen, so dass viele Regionen Floridas den Effekt des Windes zu spüren bekommen werden, einschließlich der Ostküste. Positiv ist, dass aufgrund der schnellen Zuggeschwindigkeit die Einwirkdauer des Windes minimiert wird. Auf der rechten Seite in Zugrichtung werden dabei die höchsten Windstärken vorhanden sein, links könnten sie dagegen durchaus eine Kategorie darunter liegen.
Flutwelle
Da Wilma ein sehr großes und schnell ziehendes System ist, schiebt sie eine größere Flutwelle vor sich her als es kompakte Systeme tun. Daher wird dies auch ein größeres Problem werden als bei Charley im letzten Jahr. Die rechte Seite des Sturmes wird die höchste Flut abbekommen, und falls man Glück hat und Wilma südlich genug zieht, so könnte dieser Bereich genau im nicht besiedeltem Gebiet der Everglades liegen. Dies ist aber vom genauen Zugweg abhängig und daher noch unklar.
Regen
Aufgrund der schnellen Zuggeschwindigkeit wird nicht soviel Regen auf einer Stelle fallen wie bei langsamen Systemen. Der Niederschlag scheint daher gegenüber dem Wind und der Flutwelle die geringere Gefahr zu sein. Das heisst jetzt nicht, dass es in niedrig gelegenen Gebieten keine Überschwemmungen dadurch geben kann, insbesonders im nördlichen Teil des Hurrikans wird wegen der Interaktion mit einer Front viel Regen erwartet. Die beiden erstgenannten Gefahren Wind und Flut erscheinen jedoch höher.
Tornados
Die Gefahr von Tornados wird zur Zeit noch als mässig eingeschätzt. Es werden lediglich vereinzelte von Wilma ausgelöste Tornados vorhergesagt.
Auch wenn wir uns hier auf Florida konzentrieren, so müssen wir doch einen Blick auf den weiteren Zugweg von Wilma werfen. Hier ist die erweiterte Vorhersage:
Man sieht, dass Wilma in der nächsten Woche noch für Teile der Ostküste gefährlich werden könnte. Vor allem die kanadischen Atlantikprovinzen könnten getroffen werden. Kanada hat übrigens ein eigenes Hurrikan-Zentrum, welches zugegebenermassen wenig zu tun hat. Alle paar Jahre kommt jedoch auch nach Kanada ein Hurrikan, zuletzt vor zwei Jahren Hurrikan Juan.
National Hurricane Center
http://www.nhc.noaa.gov
Gruß
Redondo