03.04. - 9.04., Kiwi Hotel Mangere und Rückflug
Inzwischen lebten wir seit einer Woche im Hotel. Unsere Tage begannen mit dem morgendlichen Check der deutschen Nachrichten, aufgrund der Zeitverschiebung konnten wir morgens die Tagesschau und Heute-Nachrichten, die gerade am Abend, für uns des Vortages, in Deutschland liefen verfolgen. Wir standen auch ständig per WhatsApp mit vielen Freunden und Familie in Deutschland in Verbindung.
Nach dem Frühstück gingen wir fast jeden Tag zur Rezeption, die nur noch gegen 10 Uhr besetzt war, um für weitere Nächte zu bezahlen. So lange wir keine Informationen zum Beginn des Rückholprogramms hatten buchten wir immer zwei Nächte, später dann nur eine. Es konnte uns ja jederzeit die Nachricht erreichen, dass wir mitfliegen können.
Der Zimmerpreis stieg immer weiter an und es gab auch für jedes Zimmer einen anderen Preis. Ein junger Mann aus der Gruppe verhandelte mit der Hotelleitung einen gleichen Festpreis für alle Zimmer für die Dauer unseres Aufenthalts. Dafür waren wir ihm alle dankbar!
Wie schon geschrieben gingen wir jeden zweiten Tag zum Einkaufen. Mehr konnten wir nicht tragen und kauften daher nur für 2 Tage ein.
Die restliche Zeit verbrachten wir im Außengelände des Hotel oder gingen spazieren. Leider gab es rund ums Hotel nur ein Wohnviertel und gegenüber ein Friedhof. Der war zwar interessant, wurde dann aber auch geschlossen. Längere Wege traute ich mir mit meinen von Arthrose geplagten Knien nicht zu. Einige aus der Gruppe liefen bis zum Manukau Harbour, einer großen Bucht, und bestiegen auch den Vulkankegel in der Nähe.
Natürlich hatten wir irgendwann keine saubere Wäsche mehr. So wurde auch mal per Hand das eine oder andere gewaschen und draußen getrocknet.
Die gesamte Rückholaktion war sehr unübersichtlich. Die Vergabe der Sitze im Flugzeug wurde über die Fluggesellschaften, Lufthansa und Air New Zealand, organisiert. Viele der angemeldeten gestrandeten Personen erhielten Sitzplätze zugeteilt, die sie nicht wahrnehmen konnten. Es war seitens der neuseeländischen Regierung ja verfügt worden, dass man an seinem Aufenthaltsort bleiben musste. Wenn man dann einen Platz erhielt, durfte man zum Flughafen reisen. Nur kamen die Informationen zur Zuteilung anfangs so kurzfristig, dass viele Personen es zeitlich nicht schafften zur angegebenen Zeit am Flughafen zu sein. Seitens der deutschen Botschaft wurde das Programm zur Erfassung der Ausreisewilligen mehrfach verbessert. Es gab dann ab Beginn der Osterwoche noch eine Extra-Registrierung der Personen, die es innerhalb von 30 Minuten bis zum Flughafen schaffen konnten, um frei bleibende Plätze aufzufüllen. Natürlich standen auch wir auf der Liste, auf der wir unsere Telefonnummer (neuseeländische Simcard) angeben mussten. Unsere Koffer waren gepackt, nur wirklich Notwendiges war noch nicht drin.
Aus unser Gruppe erhielten viele Mails mit einer Zusage für einen Rückflug. Letztendlich blieben 6 Personen übrig, die auch am 7.04. keine Zusage erhalten hatten. Wir gehörten dazu!
Den Mittwoch, 8.04., begannen wir wie üblich. In der WhatsApp-Gruppe kam die Nachricht von drei anderen, dass sie morgens gegen 6 Uhr einen Anruf hatten und zum Flughafen gerufen wurden, sie bekamen noch Plätze im Lufthansa-Flug, der vormittags startete. Nun blieben nur noch wir und ein Alleinreisender übrig. Alle anderen waren auf den Rückholflug am 9.04. gebucht.
In der Rezeption bezahlten wir für die nächste Nacht und gingen zum Einkaufen. Der Tag war sehr heiß und wir standen lange in der Warteschlange am Supermarkt. Mir ging es schon morgens nicht gut und in der Schlange bekam ich dann einen Kreislaufzusammenbruch. Mir wurde schwarz vor Augen und ich sackte einfach zusammen. Mein Mann brachte mich dann mit Hilfe eines anderen Mannes aus der Warteschlange in den Schatten. Ein Mitarbeiter des Supermarkts bekam alles mit und ließ meinen Mann direkt in den Laden, um Wasser zu besorgen. Nachdem es mir etwas besser ging, fuhren wir mit einem Taxi zurück ins Hotel und ich legte mich noch einmal ins Bett.
Ich war gerade im Halbschlaf, da klingelte mein Handy. Mein Mann nahm das Gespräch an und ich bekam nur mit "wann?", "wer?" und "wir sind in 20 Minuten da". Sofort war ich wieder wach und sagte nur "das schaffen wir nie". So schnell war ich noch nie angezogen, wir packten die Reste in die Koffer und organisierten per Anruf ein Taxi. Mein Mann rannte noch los und informierte den Alleinreisenden mit den Worten "Packe deinen Koffer und besorge dir ein Taxi, fahre mit zum Flughafen", da die Anruferin ihm gesagt hatte, "Wer zuerst kommt fliegt mit". Das ganze lief wie ein Film vor mir ab, ich konnte gar nicht glauben, was passierte.
Die noch Anwesenden bekamen natürlich die Hektik mit und versammelten sich um uns zu verabschieden. Wir gaben unsere Schlüssel an die Gruppe, da wir uns nicht sicher waren, ob wir wirklich mitgenommen werden. Sollten wir nicht zurückkommen, sollten sie sich Lebensmittel und Getränke holen und die Schlüssel abgeben.
Wir waren wirklich nach 20 Minuten am Flughafen. Vor dem Eingang zum Terminal stand ein Tisch hinter dem 2 Damen saßen. Wir erklärten, dass wir angerufen worden sind und nach einem Blick in unsere Pässe wurden wir gebeten uns drinnen am Schalter anzustellen. Unser Mitreisender durfte nachdem wir bestätigten, dass er zu uns gehört, auch ins Terminal. Nach ca. einer Stunde waren wir an der Reihe und erhielten unsere Bordkarten, gaben die Koffer und ein Formular für die Botschaft ab. Das musste jeder ausfüllen und darauf bestätigen, dass er sich an den Kosten der Rückholung beteiligt.
Unser Flug wurde von Air New Zealand durch geführt. Die Plätze wurden willkürlich verteilt, ein Anspruch auf die ursprünglich gebuchte Klasse gab es nicht. Wir saßen in der Economy am Notausgang. Leider waren die Sitze durch die festen Armlehnen sehr eng, mein Mann passte nicht in den Sitz. Der zuständige Steward, den wir riefen, kümmerte sich sofort um einen anderen Platz. Mein Mann wurde in die Premier Economy umgesetzt, ich blieb allein zurück. Leider konnte ich den freien Platz neben mir dank der festen Armlehne nicht nutzen.
Air New Zealand führte alle Rückflüge über Vancouver durch, wir saßen 26 Stunden im Flugzeug. Bei der Zwischenlandung in Vancouver wurde die Crew ausgetauscht und neues Catering an Bord genommen, ebenso wurden die Waschräume und Gänge geputzt. Alle Passagiere mussten während dieser ca. 1,5 Stunden dauernden Pause an ihren Plätzen sitzen bleiben. Ich denke, ihr könnt euch diesen nicht sehr bequemen Flug vorstellen, aber die Aussicht auf zu Hause hielt mich bei Laune.
Die Landung in Frankfurt erfolgte gegen 6 Uhr am Gründonnerstag, 9.04.. Der Flughafen war sehr leer, es gab eine Passkontrolle, aber keinerlei Kontrollen durch das Gesundheitsamt und auch keine Informationen, wie wir uns verhalten sollen. Aus den Nachrichten wussten wir, dass ab 10.04. Einreisende für 14 Tage in Quarantäne sollen.
Nachdem wir unsere Koffer hatten gingen wir zum Fernbahnhof und fuhren mit dem nächsten Zug nach Hause, wo wir gegen 9 Uhr ankamen.
Ich hoffe, ihr habt bis zum Ende durchgehalten und einen Eindruck bekommen, wie es uns ergangen ist.
Wer den genauen Zeitablauf der Rückholaktion nachlesen möchte, kann dies auf der Seite
"Neuseeland für Deutsche" machen. Da bekommt man einen Eindruck, wie engagiert die deutsche Botschaft und die AHK, die deutsch-neuseeländische Handelskammer, waren. Die AHK hat einen Film/Zusammenstellung von Bildern zur Aktion online, wer schauen mag, findet ihn
hier.