TEIL I
17. August 2020 – Wie ein Märchen aus 1001 Nacht ??
An diesem Tag ging es für uns zu dem wohl bekanntesten und beeindruckendsten Monument der maurischen Baukultur und der islamischen Kunst auf europäischem Boden – der
Alhambra. Sie gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Spaniens und darf auf einer Andalusienreise auf keinen Fall fehlen.
Die Alhambra ist eine maurische Festungsanlage, die auch rote Festung oder Qal’ at al-Hamra genannt wird. Der Name stammt aus dem Arabischen und bedeutet „Die rote Burg“. Majestätisch thront die Burganlage auf dem Sabikah-Hügel über der wunderschönen Stadt Granada.
Kurz zur Geschichte der Alhambra
Im Jahre 711 eroberte ein arabisch-berberisches Heer aus Nordafrika den südlichen Teil der iberischen Halbinsel, Al Andalus – das islamische Spanien.
Erste Nennungen der Alhambra gab es ab dem 9. Jahrhundert. Damals diente die Festung vor allem als Schutz bei Unruhen und Kriegen gegen das Kalifat von Córdoba. Anfang des 13. Jahrhunderts bezog der Begründer der Nasriden-Dynastie, Mohammed I., als erster Herrscher das Anwesen der Alhambra. Zu dieser Zeit wurde ein Großteil des Komplexes überhaupt erst erbaut – darunter die berühmten Nasridenpaläste, die als Highlight der Festungsanlage gelten. Unter den Nachfolgern Mohammeds I. wurde die Burganlage in mehreren Etappen vergrößert und zu einer geschützten Palaststadt ausgebaut. Was heute noch an maurischer Architektur zu sehen ist, geht vor allem auf Yusuf I. (1333–54) und seinem Sohn Mohammed V. (1354-91) zurück.
Im Jahr 1492 wurde schließlich die Nasriden-Dynastie beendet und die Alhambra fiel im Zuge der spanischen Rückeroberung nach langanhaltenden Belagerungen und Kämpfen als eine der letzten Bastionen der Moslems in die Hände der katholischen Könige Spaniens. Die neuen Machthaber nahmen nochmals mehrere Umbauten vor. Karl V. richtete sich dort Privatgemächer ein und gab den Bau eines imposanten Palastes in Auftrag.
Heute ist die Alhambra eine Anlage aus verschiedenen Bauphasen, Architekturstilen und Erhaltungszuständen. Von der einstigen Bausubstanz ist im Laufe der Jahrhunderte viel verloren gegangen. Bereits in der Zeit der Nasriden-Herrscher wurden Gebäudeteile verändert oder erweitert; vieles wurde nach der Eroberung durch die christlichen Herrscher dem Erdboden gleichgemacht, um das Areal bebauen zu können und Gärten wurden neu angelegt. Dennoch gilt die Alhambra als eine der am best erhaltenen Palastanlagen maurischer Baukultur des Mittelalters. Im Jahr 1984 wurde sie zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt. Sie ist eines der beliebtesten touristischen Ziele und meist besuchte Sehenswürdigkeit in Spanien mit Millionen von Besuchern jährlich.
Als der letzte maurische Herrscher auf europäischem Boden, Emir Muhammad XII., auch Boabdil genannt, 1492 nach der Kapitulation und der Übergabe der Alhambra an die spanische Königin Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón auf einer Passhöhe südlich von Granada den Blick ein letztes Mal zur verlorenen Burg richtete, soll er schwer geseufzt haben. Zu groß war der Schmerz, die Alhambra – Schmuckstück und Zenit maurischer Architektur – zurücklassen zu müssen und ins Exil zu gehen.
„Selig ist das Auge, das diesen Garten der Schönheit sieht“, schrieb einst der Dichter Ibn Zamrak. Zahlreiche weitere Dichter haben die Schönheit der Alhambra in Worte gefasst. Eine Faszination die sich bis in die Gegenwart hinein zieht …
Auch ich war absolut verzaubert, als ich mit süßen 16 Jahren das allererste Mal in der Alhambra war. Ab diesem Zeitpunkt träumte ich von einem arabischen Prinzen, bis einige Jahre später ein schwäbischer Prinz aus dem wunderschönen Schwarzwald mein Herz im Sturm eroberte. ?
Es war nun mein vierter Besuch in dieser wundervollen Burganlage und sie hatte immer noch nichts von ihrem Zauber verloren.
Bei einem Rundgang durch die Alhambra kann man folgende Gebäude besichtigen:
Den Sommerpalast
Generalife, die Verteidigungsanlage
Alcazaba, die eigentliche Hauptattraktion - die
Nasridenpaläste und den
Renaissancepalast Karls V. und natürlich die wunderschönen Gartenanlagen.
Vom Eingangsgebäude liefen wir durch eine Zypressenallee, die 1862 anlässlich des Besuches der Königin Isabella II. angelegt wurde, in Richtung unseres ersten Ziels – dem Palacio de Generalife.
Auf unserem Weg kamen wir an den, angeblich wie im Mittelalter, angelegten Gemüsegärten und Obstplantagen vorbei, die wie man sieht auch heute noch genutzt werden.
Weiter ging es durch die Neuen Gärten (Jardines bayos del Generalife), einer Gartenanlage die erst im 20. Jahrhundert angelegt wurde, als die Adelsfamilie Granada-Venegas, die von den zum Christentum konvertierten Nachkommen der Nasriden-Dynastie abstammt, 1921 das Anwesen mit seinem Palast Generalife dem Staat übergab.
Den Mittelpunkt der labyrinthartigen Anlage bilden mehrere langgezogene Wasserbassins (eigentlich Bewässerungsrinnen) mit kleinen Springbrunnen.
Von dieser Seite hatte man immer wieder eine wunderbare Aussicht auf die Burganlage mit der herausstechenden Kirche Santa Maria de la Albhambra.
Der Rosengarten
Palacio de Generalife
Kurz darauf erreichten wir den Eingang des Generalife, dem einstigen Sommerpalast und Landsitz der muslimischen Könige von Granada. Das Gebäude, dessen Äußeres eher einem schlichten Landhaus gleicht, aber im Inneren wahre Schätze beherbergt. Hierher kamen sie, um sich von dem öffentlichen Palastleben in ruhiger und einfacher Atmosphäre zu erholen.
Der Palast wurde zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert erbaut und befindet sich, wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, außerhalb der Mauern der Alhambra am Hang des Cerro del Sol. Man hat von dort einen herrlichen Blick über das Tal und die Flüsse Genil und Darro. Einst war der eindrucksvolle Sommerpalast über einen überdachten Fußweg mit der Alhambra verbunden. Dieser Weg existiert heute jedoch nicht mehr.
Über einen kleinen Innenhof betreten wir den Palast und stehen kurz darauf im Patio de la Acequia (Hof des Bewässerungskanals).Über einen kleinen Innenhof betreten wir den Palast und stehen kurz darauf im Patio de la Acequia (Hof des Bewässerungskanals).
Ich empfehle bei einem Besuch der Alhambra (im Gegensatz zur Mehrheit der Besucher) mit den wunderschönen Gartenanlagen des Generalife zu beginnen. Hier erhält man nicht nur einen hervorragenden ersten Überblick über den Aufbau der Alhambra, sondern bekommt auch einen kleinen Vorgeschmack auf die prachtvollen Ornamente der Nasridenpaläste.
Es ist schwierig zu rekonstruieren, wie der Generalife ursprünglich aussah, da über die Jahrhunderte viele Veränderungen und Umbauten vorgenommen wurden.
1931 plante der Architekt Francisco Prieto Morena das heutige Erscheinungsbild der Gärten von Genaralife, die 20 Jahre später fertig gestellt wurden. Eine kleine Besonderheit: Er ließ die Fußwege durch den Garten im traditionellen Stil Granadas fertigen, so dass sie durch Mosaike aus Kieseln begeistern. Die weißen Kiesel stammen aus dem Fluss Darro und die schwarzen Steine aus dem Genil.
Die ganze Anlage ist mit Wasserläufen, Wasserbecken und Springbrunnen durchzogen. In den heißen andalusischen Sommern diente es der Erfrischung der Herrscher, ihrer Familien und Besuchern. So erfrischte es uns aber auch bei unserem Besuch.
Nicht nur in den Gärten der Alhambra spielte Wasser die zentrale Rolle. Für Völker aus Wüstenregionen war Wasser Luxus. Aber auch für die Andalusier selbst war Wasser sehr kostbar, denn die Granada umgebende Sierra Nevada war im Sommer heiß und trocken. Die Mauren schafften es im 13. Jahrhundert mit einem ausgeklügelten hydraulischen System, also mit Hilfe eines Kanals, von Pumpen und Wassertreppen, dauerhaft Wasser vom Fluss Daro zur Alhambra zu bringen. Dieses System funktioniert noch heute und zeigt sehr schön, dass maurische Gärten häufig mit einer besonders raffinierten Wasserversorgung und Wasserinstallation verbunden sind. Ohne den stetigen Wasserzufluss wären die Gärten der Alhambra nicht vorstellbar.
Dieser Aufwand lässt sich nicht nur durch die schiere Notwendigkeit der Bewässerung erklären. Nicht nur in der islamischen, sondern auch in unserer Kultur werden Gärten mit dem Paradies in Verbindung gebracht. Sie sind ein Abbild dessen, was sich Gläubige für ein ewiges Leben erhoffen. Dazu gehört natürlich, dass die Sorge um ausreichend frisches und sauberes Wasser ein Ende hat. Ein Anspruch, den die Gartenarchitekten des Kalifen von Granada schon auf Erden verwirklichen konnten.