Erik, der voll auf Papa-Entzug war, hat Oli gerade komplett vereinnahmt, so dass ich hier noch ein bisschen weiterschreiben kann
.
Heute geht es wieder an Land, allerdings ist es auch der Tag, über den ich mit Abstand am wenigsten gerne berichte, da er einfach chaotisch und doof verlaufen ist und ich mich bei dem Gedanken an die gebuchte Tour direkt wieder über die Zeitverschwendung auf der eigentlich schönen Insel ärgere
, aber von vorne:
Mittwoch, 2.4. Charlotte Amalie, St. Thomas, U.S. Virgin Islands
Als wir aufwachen, ist aus dem Fenster zwar eine "Insel" zu sehen, aber die dürfte kaum unser Ziel sein
. Oli geht vor dem Frühstück noch ins Fitnessstudio, ich beschließe, den Sport zu schwänzen (ja, Rita, einfach so!
).
Das Windjammer ist auch zur Frühstückszeit angenehm leer, und wir bekommen problemlos einen Fenstertisch,
wo ich die Sache mit dem geschwänzten Sport noch mit einem gesunden, gaaaanz leichten Frühstück kröne
.
Zurück in der Kabine ist St. Thomas bereits in Sicht, und wir genießen in Ruhe den Ausblick, der sich uns vom Balkon aus bietet.
Ich weiß, wer gleich keine Aussicht mehr hat und muss unwillkürlich an Texelrita denken, die sich eine Woche vorher über das Riesenschiff direkt vor ihrem Balkon beschwert hat
.
Von den oberen Decks der Allure schaut man tatsächlich problemlos über "euer" Schiff hinweg, Rita
Wir sind wieder etwas früher als geplant im Hafen und gehen gegen 10:00 Uhr von Bord.
In unserem Hafen strömen schon die Massen und ich weiß, dass leider im anderen Hafenbereich von Charlotte Amalie noch drei weitere Kreuzfahrtschiffe liegen, was schlicht und ergreifend zu viel für dieses kleine Inselchen ist.
Wir schauen uns ein bisschen im Hafenbereich um und warten dann auf unseren Touranbieter Godfrey, den wir dort treffen sollen.
Wir sind zu früh dran, aber müssen dennoch sehr nicht lange auf den hektisch wirkenden Godfrey warten, der schnell kassiert, etwas davon erzählt, dass er auch noch in den anderen Hafen muss und uns zu einem anderen Touranbieter in den Bus setzt, der uns nach Downtown zum obligatorischen Shopping bringen soll, wo Godfrey uns an der verabredeten Stelle um 12:15 zur weiteren Tour wieder abholen will.
Die Ausblicke aus dem offenen Bus sind nicht soooo toll, rumpelige Hafengegend eben.
In der Stadt lässt uns der freundliche Mitbewerber von Godfrey raus und zeigt uns noch einmal genau den Pickup Point von Godfrey Tours.
Wir schlendern ein bisschen durch Charlotte Amalie, das sich entweder rumpelig präsentiert
oder etwas hübscher und ordentlicher direkt an den zahllosen Juweliergeschäften und Bars.
In einem der Läden muss Oli feststellen, dass er in alter Schiffsgewohnheit nur seinen Sea Pass und ein paar Trinkgelddollar als Zahlungsmittel eingesteckt hat.
Ich wiederum habe mich fest darauf verlassen, dass Oli nicht ohne sein "Survival-Paket" aus verschiedenen nützlichen Plastikkarten in der Hosentasche, das er eigentlich immer und überall dabei hat, das Schiff verlässt und habe ebenfalls nur ein paar Dollar Bargeld dabei.
Damit fällt Shopping jetzt komplett flach, denn ich möchte die paar Dollar, die wir haben, gerne als Notgroschen behalten, falls bei dem Ausflug etwas schief geht.
Also sehen wir uns noch ein bisschen weiter in der Stadt um, bis es anfängt zu regnen und wir uns unterstellen müssen.
Verpasst haben wir aber eher nichts, glaube ich
, schön ist anders!
Die Limonade, die wir auf der Dachterrasse eines kleinen Cafés am Wasser trinken (Fotos gibt es keine, wirkliche Aussicht nämlich auch nicht
), ist aber lecker und erfrischend.
Soviel zu dem Teil des Tages, den wir selbst etwas vermurkst haben...
Pünktlich stehe wir an der Stelle, wo wir aufgelesen werden sollen, aber kein Godfrey ist in Sicht... Nach einer weiteren halben Stunde bleibt Oli dort und hält die Stellung, während ich den nahegelegenen Parkplatz voller Taxis nach einem Godfrey Fahrzeug absuche und auch eins finde.
Zeitgleich wird auch Oli endlich vom Guide kontaktiert, und wir treffen uns auf dem Parkplatz wieder, wo sich herausstellt, dass die Tour nicht nur mit einem Fahrzeug stattfinden wird, sondern Godfrey noch drei weitere angemietet hat, die alle bis auf den letzten Platz mit Touristen vollgestopft sind.
Wir werden zusammen mit einem älteren Ehepaar aus Schottland vorne in das Führerhaus eines Fahrzeugs gesteckt, in dem es nicht nur heiß und stickig ist, sondern auch sehr einladend aussieht.
Ich schiebe den Müll zur Seite, steige ein, Oli sitzt in der Reihe hinten, auf Kuschelkurs mit den zum Glück sehr sympathischen Schotten, und dann warten wir weiter, bis alle Leute endlich sortiert sind.
Es stellt sich nämlich heraus, dass Godfrey allein die Gruppe von rund 80 Personen betreut, die anderen drei sind nur Fahrer.
Der Spruch in Kombination mit der abgebrochenen Plastikblüte geben zu Denken
:
Mit einer knappen Stunde Verspätung geht die Tour im Konvoi los.
Die versprochenen Softdrinks gibt es nur in der Kühlbox des vordersten Busses, den Godfrey fährt, an den Stopps kann man sich aber dort versorgen.
Erster Halt: ein Aussichtspunkt, an dem man einen schönen Überblick über Charlotte Amalie bekommt,
wenn man dann durch die Massen, das Bild zeigt nur einen Teil unserer Gruppe, bis zur Brüstung vorgedrungen ist.
Godfrey ist übrigens der kleine Kerl mit dem weißen Hemd und dem dunkelroten Käppi, der dort links unter der Palme, inmitten der Menge ein paar Erläuterungen gibt.
Dass diese nur von den direkt Umstehenden verstanden werden können, versteht sich von selbst
.
Weiter geht es zum nächsten Aussichtspunkt, wo es den "world famous banana daiquiri" zu erwerben gibt.
Seltsamerweise läuft Godrey hier das einzige Mal von Bus zu Bus und achtet hier sehr genau darauf, dass alle Gäste mitbekommen, dass man dieses Getränkt auch direkt über ihn kaufen kann! Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Die Aussicht über Magens Bay ist wirklich fantastisch,
allerdings auch hier nur nach Anstehen zu genießen...
Dafür kann Godfrey allerdings nichts, denn es ist nun mal eine der beliebtesten Tourifallen der Insel, es ist Spring Break und es ist einfach überall rappelvoll.
Gruselig!!!!!
Sehr wohl ist ihm aber anzukreiden, dass er weder dazu in der Lage ist, so eine Riesen-Gruppe halbwegs unter Kontrolle zu halten, noch sich darum bemüht, allen etwas zu erklären oder auch nur bei allen klare Ansagen zu machen, wann und wo es wieder weiter geht...
Dadurch kommt es wieder zu ewigen Wartezeiten und Verzögerungen, und das ältere Ehepaar, das mit uns pünktlich am Bus steht, machte sich nun ernsthaft Sorgen darum, ihr Schiff zu verpassen, das deutlich vor unserem ablegen soll.
Meine Laune wird neben dem Fahrzeug auf dem heißen Parkplatz mit Blick auf die Müllcontainer auch immer besser...
Irgendwann erbarmen sich die Fahrer und holen die fehlenden Gäste doch unten am Aussichtspunkt und Shop ab, wo diese gaaanz langsam nach und nach von der Daiqiri-Bar eintrudeln. Leider kommt man jetzt aber nicht mehr ohne weiteres wieder hoch zum Parkplatz, da die schmale Zufahrtsstraße völlig mit Fahrzeugen verstopft ist...
Also diesmal unten im Bus warten statt oben neben dem Fahrzeug...grrrrrrrr
Irgendwann geht es doch weiter, vorbei an der heimischen Tierwelt
zu einem kleinen botanischen Garten.
Dort bietet sich auch gleich die nächste Gelegenheit, sich die Tour schön zu saufen, wovon zahlreiche Gäste auch intensiv Gebrauch machen.
Wir schlendern lieber durch das leider etwas verwahrlost wirkende Gelände und genießen die tolle Aussicht, naja, soweit sich die in mir weiter anstauende Wut, Genuss zulässt.
Wieder geht es nicht zum verabredeten Zeitpunkt weiter, wieder wird gewartet...
Dann fängt Godfrey an, die Gäste in den vier Bussen umzusortieren, je nachdem, ob die Leute für ihren Strandstopp lieber zur Magens Bay oder zum Coki Beach wollen.
Auch wir werden umgesetzt und verabschieden uns von den Schotten, die verständlicherweise direkt zurück zum Schiff wollen.
Auch diese Prozedur dauert wieder ewig, und letztlich fährt der Bus, in dem wir vorher saßen, ebenso zur Magens Bay wie der andere, in den wir jetzt gesteckt wurden.
Wir bezahlen unser Eintrittsgeld und wollen uns an den Strand legen.
Vorher spricht Godfrey uns aber noch an, weil er weitere 10 Dollar von uns will, da er vorhin kein Wechselgeld hatte und deshalb noch nicht den vollen Preis erhalten hat und fragt mich bei dieser Gelegenheit, ob ich den Tag genieße.
Olis Gesicht sieht man in diesem Moment fast so etwas wie Mitleid für den Mann an, denn das war definitiv die falsche Frage!
Nachdem ich ihm deutlich meine Meinung zu seiner Organisation, der Massenabfertigung und den davon abweichenden Bewertungen bei Tripadvisor, aufgrund derer ich gebucht hatte, mitgeteilt habe, sagt er nur noch: "Ok", sonst nichts mehr.
Magens Bay ist wirklich ein schönes Plätzchen, heute aber aufgrund der 5 Schiffe im Hafen auch überfüllt.
Durch ein paar Meter Laufen lässt sich das aber auf ein gut erträgliches Maß reduzieren und ein längerer Spaziergang in die andere Richtung hätte uns vermutlich sogar einen fast einsamen Strand beschert.
Sonne gibt es leider keine, und wir haben angesichts der Häufung von Verspätungen und der Dauerwarterei auf der Tour beide keine Lust mehr, die Inselrundfahrt mit Godfrey nach dem Beach Break noch fortzusetzen, da sonst auch ich irgendwann nervös werden könnte, was das Erreichen unseres Schiffes betrifft.
Also beschließen wir, direkt zurück zum Schiff zu fahren, notfalls mit unseren Dollars als Taxigeld.
Allerdings zeigt sich Godfrey nach meiner Ansprache von vorher sehr kooperativ und besorgt uns sofort Plätze im Bus eines anderen Anbieters und bezahlt diesen dafür, dass er uns ohne weitere Stopps zum Hafen zurück fährt.
Hier noch ein paar Bilder von unterwegs aus dem Fahrzeug:
Zurück am Schiff bin ich einfach nur froh, wieder dort zu sein.
Ich ärgere mich noch nicht einmal über das rausgeschmissene Geld, sondern vielmehr darüber, dass vieles, was wir von der Insel gesehen haben, echt schön aussah, aber das Erlebnis durch die chaotische Tour, die nur darauf ausgelegt war, möglichst vielen Leuten auf einmal das Geld aus der Tasche zu ziehen, kaputt gemacht wurde und wir die Insel mit dem Gefühl verlassen, dort jede Menge wertvolle Zeit verschwendet zu haben.
Vielleicht sieht es in der Nebensaison bei Godfrey Tours anders aus, ich werde dort allerdings keinen Cent mehr lassen und mir einen anderen Anbieter suchen, wenn wir St. Thomas irgendwann eine zweite Chance geben.
Nach dem Tag möchten wir uns für abends etwas Schönes gönnen und bei Giovannis Table italienisch essen.
Laut dem Fernseher in unserer Kabine sind keine Tische mehr frei, aber die persönliche Nachfrage im Restaurant selbst ist erfolgreich, und wir können zu unserer Wunschzeit dort essen.
Ich kann mir vorstellen, dass die Tische draußen nicht online reserviert werden können, sondern erst im Restaurant vergeben werden, wenn die Wetterlage sicher genug ist.
Auf jeden Fall genießen wir dort ein leckeres Dinner bei Kerzenschein im Central Park, untermalt von (künstlichem) Grillengezirpe und später auch noch von angenehmer Livemusik.
Ein wirklich sehr schöner, versöhnlicher Ausklang eines doofen Tages.
In unserer Kabine hat Wilbert einen niedlichen Hoppelhasen für uns gebastelt.
Auf eine Show verzichten wir heute und schlummern lieber dem nächsten Tag auf St. Maarten entgegen, der, wie wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen, ein absolut perfekter Urlaubstag in der Karibik werden wird.
Fortsetzung folgt...
Liebe Grüße
Manu