Oh ne, Pariieee-hiiiies?! – Savoir vivre total digital

Texelrita

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Schon cool, cool und supercool. So tolle Erlebnisse ich bin wirklich begeistert -unglaublich ...und das sage ich über Paris 🙈
 

Suse65

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Gerade hab ich einen Artikel über die begrünten Dächer von Paris gelesen und da tauchte Euer zweites Hotel, das Canopy am Trocadéro, auch auf, mit einem schönen Dachgarten und Bar und Restaurant. Zwar nicht so hoch wie der Tour Montparnasse, aber sah sehr idyllisch aus.
 
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binebiene

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Gerade hab ich einen Artikel über die begrünten Dächer von Paris gelesen und da tauchte Euer zweites Hotel, das Canopy am Trocadéro, auch auf, mit einem schönen Dachgarten und Bar und Restaurant. Zwar nicht so hoch wie der Tour Montparnasse, aber sah sehr idyllisch aus.

Ja das hat an sich eine tolle Dachterrasse. Wir kamen nur immer so spät zurück dass wir platt waren.
Und man muss wenn ich den Rezeptionisten richtig verstanden habe reservieren und die waren schon gut ausgebucht.
 
One last night in Paris
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binebiene

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Viel zu erzählen gibt es eigentlich über den restlichen Abend nicht mehr.
Wir haben noch ein bisschen die Stimmung am Eiffelturm genossen und dann unsere Bank zwei Instanistas überlassen.

Wir haben dann noch eine Lichtertour mit dem Bus gemacht. Eine Linie fährt das ganz gut ab (also grob die Seine hoch und runter) und auch dad dort hinkommen war eine schöne Busfahr inklusive über-/erleben des Arc de Triomphe Kreisels.

Hier die Bilder

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Pére Lachaise - die erste von eventuell vielen
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binebiene

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Aus dem Amerika-Forum hatten wir von Angela noch den Tipp bekommen, dass sich der Friedhof Père Lachaise lohnt. Dieser liegt etwas ungünstig, sodass er immer wieder verschoben und schließlich zum letzten großen Ziel unserer Reise auserkoren wurde. D.h. wir haben ihn an einen Samstag besucht und sowohl das Ziel als auch der Tag erwiesen sich als goldrichtig.

Um Père Lachaise und seine berühmten oder berüchtigten Bewohner zu besuchen wurden wir mal wieder total digital und haben uns einen Audioguide besorgt. Père Lachaise ist dezent hügelig und da will ich mein Tempo selbst bestimmen. Und ausserdem will ich mich in Ruhe umsehen.

Entschieden haben wir uns für Vidi Guides und wir fanden es beide sehr gut gemacht. Den Guide gibt es nur auf Englisch aber Roland meinte, dass er es auch sehr gut verstehen konnte.

Nun eine kleine Vorwarnung - der Bericht über Père Lachaise könnte mehrere Teile, eventuell auch nur sehr kurze, manche vielleicht sogar ohne Foto, beinhalten. Das liegt daran, dass ich mir parallel zu den Fotos noch einmal alles anhöre und dann versuche euch so viel wie möglich zu erzählen.

Und da kommt es dann halt bisschen drauf an wann und wie lange mich die Musenmotivation küsst. Also - Augen zu und durch.
Oder doch besser Augen auf - ihr verpasst sonst ja einen tollen Friedhof.

Hier schon einmal ein Panoramafoto und zwei der größeren Nebenwege.

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Bei Père Lachaise handelt es sich übrigens um einen der bekanntesten und meistbesuchten Friedhöfe der Welt und um den größten Park in Paris. PL ist 44 Hektar groß und auf/in ihm befinden sich ca 69.000 Grabstätten und mittlerweile um die 1.000.000 beerdigte Menschen (plus viele viele Unbekannte, wenn ich das richtig verstanden habe).

Doch wie kam Paris zu diesem Friedhof?
Ursprünglich lagen die Pariser Friedhöfe in der Stadt und als diese so nach und nach wuchst platzen diese wörtlich aus allen Nähten. Wörtlich - denn die Leichen wurden so nah gestapelt, dass Gräber einbrachen/umstürzten und daraus resultierte unter anderem Gestank und natürlich auch Seuchen. Leisten konnten sich das Ganze dann natürlich auch nur noch die Reichen.

Das ging Napoleons Meinung nach ja gar nicht (Code Napoleon fordert ja unter anderem an die französische Revolution angelehnt Freiheit und Gleichheit für alle (nun ja - alle Männer) Norauch ein bisschen um der Kirche ein Schnippchen zu schlagen wurden entschieden dass zum einen Beerdigungen nicht mehr in der Zuständigkeit der Kirche liegen (und Friedhöfe als Kirchhöfe angelegt werden) und zum anderen dass Friedhöfe in Zukunft ausserhalb der Stadt liegen müssen.

Also wurde 1803 ein großes Parkareal im Osten von Paris gekauft um aus ihm einen kirchenlosen Friedhof zu erschaffen.

Ganz so gleich waren dann doch nicht alle (welch Wunder!) und da große Pläne meistens großes Geld kosten wurden den Reichen (und teilweise auch den Berühmten) die Gräber entlang der Hauptachsen verkauft, Normalsterbliche kamen dann eher in die Peripherie. Reichtum muss natürlich auch gezeigt werden und es kann ja mal gar nicht sein, dass Hubert ein größeres Grab hat als Klaus. Und so nahmen die ein oder anderen Dinge ihren Lauf.

Hier seht ihr in etwa die Champs Elysée des PL.

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siha

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Hallo.

erst mal vorneweg. Eure Nachtbilder sind spitze. Auch die Saint Chapelle habt ihr gut getroffen. Für mich die stimmungsvollste Kirche Paris - klein, aber fein (okay, ich kenne nur drei ;) )
Super, dass ihr es auf den Friedhof geschafft habt. Für unsere Städtrips gucke mir die auch immer an, aber wir haben tatsächlich nie einen besichtigt, egal wer da beigesetzt ist. Haben's immer aufs Ende verschoben und dann war's uns zuviel. Jetzt bin ich aber gespannt, wessen Überreste man da antrifft.
 
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binebiene

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Hallo.

erst mal vorneweg. Eure Nachtbilder sind spitze. Auch die Saint Chapelle habt ihr gut getroffen. Für mich die stimmungsvollste Kirche Paris - klein, aber fein (okay, ich kenne nur drei ;) )
Super, dass ihr es auf den Friedhof geschafft habt. Für unsere Städtrips gucke mir die auch immer an, aber wir haben tatsächlich nie einen besichtigt, egal wer da beigesetzt ist. Haben's immer aufs Ende verschoben und dann war's uns zuviel. Jetzt bin ich aber gespannt, wessen Überreste man da antrifft.

Meine Mama sagt immer, dass ich schon als Kind immer über den Johannis-Friedhof in Nürnberg laufen wollte. Da liegt ja auch der ein oder andere VIP.
Ansonsten schau ich mir besondere Friedhöfe schon gerne an (Key West, New Orleans, einen auf Kuba aber es war nicht Havana, usw)
 
Père Lachaise - sehr vergängliche und ewige Liebe
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binebiene

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Wir laufen an einigen interessanten Gräbern entlang, unter anderem auch an dem von Baron Hausmann, quasi DEM Stadtplaner von Paris

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und kommen schließlich zum "Le monument aux morts"

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Hier liegen die Überreste aller unidentifizierten Pariser Toten.

Dahinter wiederum befindet sich die "Knochen-Sammelstelle" für alle Verstorbenen, deren Gräber im Laufe der Zeit aufgelöst wurden. Man vermutet, dass dort mittlerweile die Knochen von ca. 3.000.000 Menschen liegen.

Als nächstes kommen wir zum Grab von Felix Faure, dem 7. Präsidenten Frankreichs.


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Er ist gerüchteweise den in manchen Phantasien wohl schönsten Tdt gestorben, nämlich während er sich mit seiner jungen Mätresse vergnügte. Um "seinen Mann stehen" zu können hat der Gute beim Aphrodisiakum wohl etwas zu gut zugelangt und ist dann an einem Schlaganfall gestorben.


Unser nächstes Ziel führt uns zu den ersten Influencern bzw. altmodisch Werbeikonen - auch wenn diese nicht gefragt wurden, ob sie es denn überhaupt wollen.

Während PL heute einer der beliebtesten Friedhöfe ist und die Wartelisten auf Gräber ewig lang sind hatte er anfangs ein echtes Imageproblem: ewig weit draußen, Katholiken wollten nicht auf dem gleichen Friedhof wie Protestanten liegen, gesegnet war er auch nicht, Reiche wollten nicht zum Pöbel, etc. etc.

Also musste eine geniale Marketingstrategie her.
Nach dem Prinzip "VIPs ziehen VIPs an" wurden dementsprechend prominente Verstorbene (u.a. Moliére und Jean de la Fontaine - die Gräber haben wir jedoch nicht besucht) aus ihren doch nicht mehr letzten Ruhestätten ausgebuddelt und auf den Friedhof Père Lachaise verlegt. Unter ihnen waren auch

Héloise & Abélard

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Bei den beiden handelt es sich um ein tragischen Liebespaar aus dem 12. Jahrhundert (und gleichzeitig auch die ältesten "Bewohner" des Friedhofs), quasi der französischen Form von Romeo und Julia.
Abélard war ein für seine Intelligenz und Belesenheit höchst angesehener Mönch, der von der Familie der jungen und selbstverständlich wunderschönen Adeligen Héloise als deren Tutor angestellt wurde.
Es kam wie es kommen musste, die beiden verliebten sich unsterblich und es blieb auch nicht so ganz unkeusch, denn Héloise wurde schwanger. Sie wurde daraufhin zu Abélards Familie geschickt und gebar dort einen Sohn namens Astralabius (der zu den Sternen greift).
Für Abélard ging die Geschichte anfangs gar nicht gut aus. Héloises Familie fand das Ganze nämlich so gar nicht lustig, weshalb sie ihn aufsuchten und kastrierten. Héloise wurde ins Kloster verbannt. Auch Abélard ging zurück ins Kloster.
Die beiden schrieben sich jedoch bis zu ihrem Tod Liebesbriefe welche angeblich auch hier mit beerdigt sind.
Nach Abélards Tod konnte er aufgrund seiner Sünden jedoch nicht in seinem Kloster beerdigt werden. Aus diesem Grund war es dann später möglich Héloise in seinem Grab zu beerdigen.

Heute besuchen immer noch viele einsame Herzen aus der ganzen Welt dieses Grab um dort Briefe abzulegen in der Hoffnun die wahre Liebe zu finden.
 

Suse65

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Habt Ihr auch Jim Morrison gefunden? Ich war irgendwann Anfang der 80er mal da und da gabs vermutlich noch sehr viel mehr Hardcorefans, die da hingepilgert sind. Das ist ja sehr klein und nicht ganz leicht zu finden und schon hunderte von Metern vorher sah man mit Graffiti beschmierte Gräber mit Pfeilen <- Jim oder Jimbo -> , die einem den Weg weisen sollten. Das waren so viele, daß mich das irgendwann richtig zum Lachen gereizt hat, so blöd ich das eigentlich auch finde, die Gräber anderer zu bekritzeln, nur wegen des persönlichen Idols. I
 
Père Lachaise - das wohl berühmteste Grab
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binebiene

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Auch wenn im Père Lachaise oft gilt: je berühmter, desto größer und protziger, trifft dies nicht auf die beiden wohl beliebtesten Toten auf dem Friedhof zu. Von einem erzähle ich euch jetzt. Sein Grab ist zum einen recht gut mitten in einem dieser Quadrate hinter mehreren Gräbern versteckt, zum anderen ist es doch recht unscheinbar, sodass man eigentlich dran vorbeilaufen würde.

Einen auf den ersten Blick doch etwas verstörenden und für mich ekligen Hinweis auf das Grab gibt es dann aber doch.

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Ein Kaugummi-Baum? Was hat das denn auf sich? Ich habe es ehrlich gesagt nicht so richtig herausgefunden. Der Chewing Gum scheint hier wohl als Symbol für einen Amerikaner zu stehen.
Dies und ein anderer körpernaher Brauch, von welchem ich euch später noch erzählen werde, haben Père Lachaise übrigens den dritten Platz auf der Rangliste der keimreichsten Attraktionen in Paris eingebracht.

Wer aber bekommt denn nun Kaugummis statt Blumen?

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Man kann die Schrift leider schlecht lesen, hier bei Abschnitt 6, Reihe 2, Grab 5, aber ich vermute ihr habt ihn auf dem Bild erkannt (wobei er doch eher längere Haare hatte oder verwechsle ich da jemanden) - James Douglas "Jim" Morrison (geb. 8.12.43 in Melbourne, FL - gest. 3.7.71 in Paris) - dem Sänger von The Doors.
DieTodesursache wurde nie komplett aufgeklärt - wie bei einigen aus der berühmt-berüchtigten "Club27" (der Rockstars, welche im Alter von 27 Jahren gestorben sind -u.a. Jimmie Hendrix, Amy Whinehouse, Kurt Cobain, Janis Joplin) war es wohl ein bisschen zu viel von Vielem.

Bei uns war das Grab sehr aufgeräumt (aber wenn ich mich richtig erinnere nicht mehr eingezäunt) und wenige Besucher oderFans da, es ist jedoch wohl nicht unüblich (gewesen) die ein oder andere Party nach dem Motto Sex, Drugs and Rock`n`Roll neben dem Grab zu feiern (und dabei durchaus etwas zu übertreiben - man kann durchaus sagen dass die Friedhofmitarbeiter sehr genervt waren), Musik von den Doors zu hören oder darzubieten und auch das Grab mit der ein oder anderen Flache Bier oder Wein zu dekorieren.

Aber warum ist Jim Morrison in Paris begraben und nicht daheim in Florida?
Sein Verhältnis zu seinem Vater, einem eher strengem Marineoffizier, war aufgrund Morrisons Lebensstil alles andere als gut. Als der Vater dann vom Tod seines Sohns in Paris erfuhr sagte er angeblich "So you have him, you keept him". Als man die Botschaft dann informierte dass ein amerikanischer Bürger names Douglas James Morrison gestorben ist, hat keiner kapiert, dass es sich um Jim Morrison handelt, und so hat er einfach ein Grab mittendrin bekommen. Auf seiner Beerdigung waren übrigens auch nur 5 Personen.


Und damit es hier nicht nahezu komplett bilderlos bleibt noch ein paar Schnappschüsse von zwischendurch.

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Feuerfeder

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So, jetzt bin ich endlich dazu gekommen, Deinen Bericht, den ich schon vor etwas über einem Monat angefangen habe zu lesen, bis zum aktuellen Ende anzusehen :)

Im Gegensatz zu Einigen hier bin ich ein großer (bekennender) Paris-Fan :giggle: Ich habe insgesamt drei Jahre in der schönen Stadt gelebt, viele Urlaube seit Kindesbeinen an hier verbracht, meine beste Freundin hier kennengelernt und ein Stück Herz hier gelassen.

Sehr selten habe ich schlechte Erfahrungen mit den Franzosen gemacht und ich habe wirklich alles miterlebt - die Bombenattentate im Sommer 1995 und in der Konsequenz eine super vermüllte Stadt (weil alle öffentlichen Mülleimer zugemacht wurden), eine Stadt, in der ich als junge Erwachsene nachts um 23:30 alleine mit der Metro zur Disko gefahren bin und nachts um 2 Uhr mit einer Freundin über 5 km nach Hause gelaufen bin, ohne mich unwohl oder ängstlich zu fühlen, ein Paris nahe dem Canal Saint Martin - wunderschön zum spazieren gehen und auf der anderen Seite so vielen Drogenabhängigen, dass auch in unserem Innenhof immer mal wieder einer "sein Süppchen gekocht hat"... PicPockets an den Flohmärkten (zum Glück nur bei Bekannten) und wunderschöne Brocantes (Flohmärkte) in den Quartiers und auf den Dörfern der Ile de France...einfach ein zweites Zuhause mit allen guten und schlechten Seiten.

Deswegen war ich auch so gespannt, den Bericht von Dir zu lesen - als bekennende "ich kann Paris nicht leiden" Schreiberin :D

Ich finde es klingt schon danach, dass es Euch (zumindest ein bisschen ;) ) gefallen hat. Ich bin gespannt, wie es weiter geht und dann das Fazit von Euch ausfällt.

Vielen lieben Dank für den schönen Bericht bisher, die tollen Bilder und auch für die Ecken, die ich bisher noch nicht kannte :) Ich muss doch mal wieder hin ;)
 
Traditionen und Geheimsprache des Père Lachaise / Géricault
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binebiene

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Zeit zum Lesen hab ich ja genug gelassen ... Schande über mein Haupt.
Heute bin ich dank kaputten Knies ans Sofa gefesselt, ich dachte das wird schon wieder aber das Knie sagt ällebätsch.
Es hatte mich ja schon so weit dass ich einen Orthopädentermin für Anfang Januar vereinbart habe - seit gestern Nacht hat es mich so weit dass ich am Montag anrufe und sage ich nehme den nächsten abgesagten Termin.

Na jedenfalls können wir uns jetzt wieder dem schönen Cemetière Père Lachaise widmen.

Gerade eben war wir bei Rock n Roll, jetzt schauen wir mal, welche Traditionen und Geheimsprachen sich so etabliert haben. Dafür suchen wir uns erstmal eine Bank die sich an einem Rondell / Étoile ungefähr in der Mitte des Friedhofs befindet.

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Auf den Friedhof trifft man öfter auf diese Säulen, welche auf den ersten Blick so wirken, als wären sie im Laufe der Zeit einfach kaputt gegangen.

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Doch weit gefehlt! (Na gut, bei dem Grab könnte man schon zumindest halb richtig liegen) - das ist so gewollt. Diese halben Säulen zeigen an, dass der Verstorbene entweder gewaltsam zu Tode kam oder jünger als 20 Jahre alt war.

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Dieses Grab fand ich besonders beeindruckend, weil man die Trauer und den Schmerz der Frau förmlich spürt. Solche Figuren weisen übrigens darauf hin, dass in dem Grab ein Bildhauer liegt.

Ein anderes Symbol der Friedhofs stellen die Mohnblumensamen dar. Ich habe tatsächlich keine in Nahaufnahme gemacht, aber auf dem oben zu sehenden Grab befanden sich welche und auch auf vielen anderen Gräbern. Diese Samen stehen symbolisch sowohl für den Tod, als aber auch für Hoffnung und Erneuerung. Dies ist so, weil Poppies (ich mag das englische Wort einfach viel viel lieber) auch in der allerschlechtesten Erde gedeihen - und weil es die ersten Blumen waren, welche nach Ende des WW I in Nordfrankreich teppichartig auf den Schlachtfeldern wuchsen.

Wie aber schafft man es, auf einem der beliebstesten Friedhöfe begraben zu werden? Grundvoraussetzung ist auf jeden Fall, dass man entweder in Paris gelebt hat, oder dort gestorben ist. Und dann gibt es da noch eine sehr lange Warteliste für die um die 150 jährlich zur Verfügung stehenden Plätze. Und - trotz Napoleons hehrem Gedanken dass ja an sich so zumindest fast alle gleich sind mit Ausnahmen und so weiter - man muss es sich schon auch leisten können. Man kann sich die Gräber unterschiedlich lange mieten (10, 30, 50 Jahre oder für immer) - für immer kostet 15.000 Euro für 2 Quadratmeter unf gilt nur dann auch wirklich für immer, wenn das Grab ordentlich gepflegt wird. Sollte man dies nicht tun bekommt man ein paar Verwarnungen - folgt man denen nicht wird das Grab aufgelöst. Die restlichen Knochen kommen dann in einer Box in das oben bereits genannte Ossuary (wie heißt das auf Deutsch? Knochenhaus? Gebeindepot?).

Das Geheimnis dieses jungen Herrn konnte ich leider nicht herausfinden - cool fand ich ihn allemal.

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Nachdem wir die Sprache des PL nun ein klitzekleines bisschen besser lesen können, schauen wir uns das nächste Grab an.

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Beeindruckend oder?
Das "gehört" dem berühmten franzöischem Maler, Bildhauer, Zeichner und Lithografen Jean-Louis André Théodore Géricault (1791-1824) welcher als einer der wichtigsten Vertreter der Romantik gilt. Die Plastil auf dem Gtab zeigt ihn. Als sein berühmtestes Bild gilt Le Radeau de la Méduse (das Floß der Medusa), welches man sich im Louvre ansehen kann. Sollte man sich dort verlaufen haben oder übersättigt gewesen sein - als besonderen Service kann man es sich hier auf dem Grab noch einmal als Relief ansehen.
Das Gemälde bezieht sich auf eine wahre Begebenheit, nämlich den Skandal um die 1816 vor Mauretanien auf Grund gelaufene Fregatte Medusa. Anfangs konnten sich um die 150 Personen auf ein Floß retten, welches dann 31 Tage auf offener See verbringen mussten, bevor endlich Rettung kam. Insgesamt haben schließlich nur 15 Personen überlebt. Die Überlebenden berichteten über Hungernot, Kannibalismus und dass einige verrückt wurden.
Géricault und ich haben übrigens eins gemeinsam - wir mögen keine Füße. In keinem seiner Bilder hat er diese gemalt, auf dem o.g. Bild sind die zum Beispiel alle in Tücher eingewickelt.
 
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