Tag 16 - Marathon ?♀️ ? ?♂️ - Teil 1
Es ist nun fast schon zur Routine geworden. Der Wecker klingelt unheimlich früh, heute nochmal was früher um 2:00 Uhr ist die Nacht zu Ende. Während sich Christina duscht, mache ich mir ein Toast mit Fluff. Das will ich zwei Stunden vor Start essen, irgendwann habe ich das für mich mal rausgefunden, dass 2 Stunden vorher nochmal eine Kleinigkeit zu essen, die beste Zeit ist.
Außerdem mixe ich mir noch einen Maurten 320 Drink und mache mich auch fertig. 2:45 Uhr ist Abfahrt. Schon jetzt um 2:45 Uhr merke ich, dass wird heute kein Spaß. Zum einen merke ich die Beine nun doch, sie sind vom Marathon & dem rumschlendern durch Old Town noch etwas schwer. Zum anderen macht sich die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit jetzt schon bemerkbar.
Zuschauer und Teilnehmer sollen spätestens um 3:30 Uhr auf dem Epcot Parkplatz sein, danach werden die Straßen dicht gemacht. Gestern war in ein paar Foren und FB Gruppen zu lesen, dass Disney das auch hart und ohne mit den Wimpern zu zucken macht. Daher planen wir lieber ein bisschen großzügiger.
Der Verkehr nimmt ordentlich zu, je näher wir Epcot kommen. Vor den Parkplatzkassenhäuschen, durch das wir übrigens an allen Tage kostenlos durchfahren konnten, hallo Disneyland Paris, bildet sich schon ein Stau. Als wir durch und somit sicher sind, atmen wir auf. Es ist mittlerweile nach 3 Uhr und ich habe schon mein Fluff Toast auf. Jetzt in einer guten Stunden nur noch den Maurten Drink runter würgen.
Es dauert eine Weile bis wir an unserem Parkplatz sind, werden eingewiesen und bleiben noch kurz im Auto sitzen. Dann packen wir alles zusammen und machen uns zum Eventgelände. Christina muss wegen des Rucksacks noch durch den Bagcheck, ich gehe schonmal ein Stück vor.
Es ist schon recht voll, da noch genug Zeit ist, suchen wir mal wieder den Disboard Treffpunkt und unterhalten uns ein bisschen mit den Leuten da. Es erreichen uns immer mehr Nachrichten, die von einem Verkehrschaos auf den Straßen vorm Parkplatz berichten. Busse fahren nicht richtig, bringen Läufer statt nach Epcot zu den Hollywood Studios usw.! Wir sind froh, dass wir so früh los und schon da sind.
Leider erfahre ich erst zu spät, dass Billy im Läuferbereich noch einen zweiten Treffpunkt aufgemacht hat. Dort komme ich zu spät an, um ihm noch Glück für seine Boston Qualifikation zu wünschen. Er ist schon auf dem Weg in den Startblock.
Mittlerweile habe ich mich von Christina verabschiedet und bin mit den anderen in den Läuferbereich gegangen. Hier unterhalten wir uns noch kurz und dann macht sich der GoofTrop auf in seine Startblöcke. Der GoofTrop sind ein paar Läufer, die an jeder Bar und jeder offenen Attraktion halten und auch viele Charakerfotos machen. Die Spaßtruppe möchte ich auch irgendwann mal begleiten. Aber nicht heute, heute will ich unter fünf Stunden laufen.
Bevor ich mich auf den Weg in meinen Startblock mache, gehe ich noch schnell auf ein Dixie und nehme mir dann die Meile bis zu meinem Startblock vor. Als ich an den hinteren Startblöcken vorbei kommen, bekomme ich einen Schreck. Die sind jetzt schon knallvoll.
Auf dem Weg komme ich schon an MileMarker 4 vorbei, wäre ich doch nur schon da, denke ich
Glücklicherweise werden die Startblöcke immer leerer je weiter ich nach vorne komme. Startblock D ist meiner.
Es sind noch 20 Minuten bis die erste Startgruppe auf die Strecke gelassen wird und ich dehne mich ein bisschen und mache mich warm. Meinen Maurten Drink habe ich inzwischen auch schon runtergewürgt. Ein bisschen Nervosität macht sich breit.
5:00 Uhr, noch keine Schweigeminute und noch keine Nationalhymne, stattdessen ein erster Hinweis, dass sich der Start ein bisschen verzögern wird. Die Straßen sind noch nicht komplett gesperrt.
Christina schickt mir ein Foto von sich mit drei fremden Gesichtern drauf. Sie hat mal wieder Leute kennengelernt, die auch auf ihre Läufer warten.
5:10 Uhr, immer noch kein Start, aber Hauptsache, sie lassen uns so früh hier antanzen. Die Tante, Schwiegertochter von Jeff Galloway, auf der Bühne gibt noch Ratschläge was man bei der Hitze machen soll. Bloss viel Gatorade trinken, witzigerweise ist Powerade aber Sponsor
Ein Raunen geht durch den Startblock, sie, oder besser ihre Stimme, scheint hier eh nicht so beliebt zu sein.
5:15 Uhr, endlich die Schweigeminute, endlich die Nationalhymne, mit Feuerwerk, wow!
5:20 Uhr, die erste Startgruppe wird auf die Strecke geschickt. Immer noch kommen von hinten Läufer, die ihren Startblock suchen. Es muss ein sehr heftiges Verkehrschaos vor dem Parkplatz gegeben haben. Es wird auf die kleinen Startwellen verzichtet. Um Zeit gut zu machen, wird jeweils ein kompletter Startblock auf die Strecke geschickt.
Um 5:30 Uhr knallt dann das Feuerwerk für mich und die 42,195km liegen nun wirklich und endlich vor mir. Wahnsinn!
Die Strecke ist noch recht voll und so komme ich erst mit einer Pace über 7 Minuten los. Links neben der Strecke ist ein Grünstreifen, daneben eine zweispurige Straße und daneben wieder ein Grünstreifen, auf dem Zuschauer stehen und uns anfeuern. Irgendwo da muss auch Christina stehen. Ich hole meine Handy raus, mache die Taschenlampe an und winke. Das hat 2017 auch schon gut geklappt. Es winken sogar zwei Handies zurück. Toll, hat wieder geklappt, denke ich.
Ein paar Minuten später schaue ich auf mein Handy, "Mist verpasst!". Ok, dann war das wohl doch nicht Christina auf der anderen Seite
"Next stop MK" schreibt sie mir noch. Gut, dann sehen wir uns halt da.
Bei KM 2 ist mein Shirt schon durch, doofe Luftfeuchtigkeit. Das kann ja heiter werden.
Es geht zunächst auf den Epcot Center Drive, wir lassen Epcot nur kurz hinter uns, rennen über eine Auffahrt auf die andere Seite des Epcot Center Drives und dann in Richtung Epcot Parkplatz. Durch ein paar Backstage Bereiche, geht es kurz nach Epcot rein um es bei Norwegen direkt wieder zu verlassen. Wieder auf dem Epcot Center Drive kommen auf der Gegenfahrbahn am MileMarker 4 am Startbereich vorbei. Nun haben wir den eben schon erwähnten Grünstreifen auf der rechten Seiten neben uns.
Am Startbereich sind Helfer schon dabei alles abzubauen.
Wir rennen an den Zuschauern vorbei, denen ich vorhin schon erfolgreich mit der Taschenlampe am Handy gewunken habe. Sie feuern uns lautstark an. Mittlerweile ist das Feld auch schon ein bisschen auseinandergezogen und es ist genug Platz zum Laufen da. Die Pace pendelt sich nun so knapp unter 7 Minuten ein. Als sie mal kurz bei 6:30 ist, versuche ich mich zu bremsen. Das wird bei der Hitze heute eh nichts.
Bei Meile 5 habe wir schon drei Getränkestops hinter uns. Heute schütte ich schon recht früh etwas Wasser in meinen Nacken. Der Rest kommt in den Kopf. Ab KM 5 fange ich auch an, mich mit den Clif Bloks zu verpflegen.
Vom Epcot Center Drive geht es auf den Floridian Way in Richtung Magic Kingdom. Diesmal laufen wir auf der anderen Fahrbahn und nicht durch die Kassenhäuschen. Auf dem Weg zum Parkplatz sehe ich, wie Flik von "A Bug's Life" aus einem Wohnmobil steigen und zu einem Photopoint marschieren. Es gibt dort noch keine Schlange, ich überlege kurz, entscheide mich zu diesem Punkt aber noch dazu weiter zu rennen. Die Sub5 sind mir gerade wichtiger.
Jeder Verpflegungspunkt wird artig mitgenommen. Vorne gibt es Powerade im Citrus Geschmack, weiter hinten Wasser. Ich nehme mit, was ich kriegen kann.
Über den Magic Kingdom Parkplatz geht es weiter in Richtung Ticket And Transportation Center. Von dort aus weiter in Richtung Contemporary Resort. Hier gibt es eine fiese Unterführung, runter geht es noch, die Beine sind zwar müde, machen das aber noch mit. Die kurze Strecke nach oben wird aber schon hart. Immerhin schaffe ich alles noch laufend.
Es geht mir noch gut, fühle mich wunderbar verpflegt und auch wenn die Beine etwas schwerer sind, als sie sein sollte, geht es noch. Die Pace ist auch in Ordnung und bald sehe ich ja auch Christina auf der Main Street USA.
Durch einen Seiteneingang gelangen wir ins Magic Kingdom und biegen rechts auf die Main Street USA ab. Diese ist auf beiden Seiten mit Zuschauern gesäumt, die uns frenetisch anfeuern. Das ist so ein Gänsehautmoment, für den es sich lohnt. Auf ein Märchenschloss zu rennen und dabei noch von fremden Menschen angefeuert werden, als würde man gerade den Kipchoge beim Weltrekord mimen.
Links entdecke ich Christina, kurz anhalten, Küsschen und weiter! Wie schon beim Halbmarathon rechts in Richtung Tomorrowland. Diesmal ohne Zusammenstoß, aber auch heute wird es hier voller und enger.
Heute rennen wir nicht direkt nach dem Tomorrowland in Richtung Schloß, die Strecke führt uns noch ich Richtung Barnstormer und an Arielle vorbei. Danach geht es durch das Schloß. Den Durchlauf wollte ich filmen, vergesse aber die Aufnahme zu starten. Schade.
Am Schloß biegen wir rechts ab in Richtung Frontierland und verlassen dort das Magic Kingdom auch schon wieder in einen Backstage Bereich. Hier gibt es den ersten Verpflegungsstand, an dem sie Sport Beans verteilen. Auch wenn ich die Teile beim 10K getestet habe, verzichte ich lieber drauf. Auch Bananen lehne ich dankend ab, keine Ahnung, wie mein Magen da jetzt drauf reagiert.
Durch den Backstage Bereich gelangen wir wieder auf den Floridian Way und rennen von dort aus in Richtung Grand Floridian Resort. Hier stehen auch vereinzelt Zuschauer und feuern uns an.
Vorbei am Polynesian Resort geht es wieder in Richtung Magic Kingdom Parkplatz. Dort ist dann auch endlich die Hälfte erreicht. Zeit für eine erste Bilanz, bei 2:29 renne ich über die Zeitmatte. Sub5 wäre also noch drin. Bei einem normalen Marathon vielleicht, aber bei einem Dopey Marathon? Ich fühle in mich hinein. Durst und Hunger? Nö, alles im grünen Bereich. Bauch- & Rückenmuskulatur? Auch alles im grünen Bereich! Beine? Ach, herrje! Es ist so das Gefühl zwischen, juchu, wir haben schon einen Halben gelaufen und ohje, wir müssen noch einen Halben laufen. Sie sind schwer, aber auch wieder nicht.
Ich glaube, dass nennt man dann gemischte Gefühle. Mir wurde schon nach der ersten Meile irgendwie bewusst, auf was für eine Distanz ich mich da eingelassen habe. Als ich dachte, ok, davon nur noch 25. Da musste ich doch schon schlucken. Nun bei der Hälfte angekommen, steigt die Erkenntnis, die Strecke jetzt nochmal. Und, wenn ich ehrlich zu mir bin, die Pace wurde in den letzten Kilometern schon leicht langsamer. Klar, es war was enger, aber das alleine als Ausrede kann ich so nicht stehen lassen.
Also weiter und, ein kleiner Lichtblick, es geht mir heute besser als gestern nach dem Halbmarathon. So schlimm kann es also gar nicht um mich stehen.
Der Floridian Way ist lang, langweilig und es wird immer wärmer. Im Hinterkopf wird ein kleiner Gedanke immer größer, was bekomme ich wohl bei Ebay für den ganzen Dopey Kram, den ich mir Mittwoch auf der Expo gekauft haben? Wenn ich hier und heute aussteige, dann brauche ich das ganze Zeug ja nicht.
Als wir irgendwann rechts in die Bear Island Road abbiegen, haben wir links und rechts Bäume! Hier ist es schön kühl und gefühlt geht es leicht abwärts. Meine Pace kann ich allerdings nur noch einmal für einen kompletten Kilometer unter 7 Minuten drücken. Aber ich laufe immer noch und das ist, was für mich zählt.
Die Bear Island Road gefällt mir trotzdem, hatte ich vorhin ein kleines Tief, dass ist nun weg. Hier ist Schatten, hier geht es mir gut, hier ist was zu trinken, hier ist Musik. Alles ist schön, bis wir zu den Reedy Creek Environmental Services kommen. Hier stinkt es.
Wir kreuzen den Western Way und ab hier beginnt mein Untergang. Der Schatten ist weg. Die Sonne knallt, es wird heiß, ich habe Durst, kann das Powerade nicht mehr sehen und mal wieder am Tiefpunkt angelangt. Die Gehpausen an den Verpflegungsstellen werden immer länger. Die Pace wird immer langsamer, irgendwann überholt mich der 5 Stunden Pacer aus Startblock E, ich bin also schon einiges über meiner gewünschten Zeit.
Den Lauf durch Animal Kingdom kann ich nicht geniessen, es geht rauf und runter, es gibt die unterschiedlichsten Bodenbeläge und es ist warm. Die Oberschenkel machen dicht, alles andere ist in Ordnung, nur die Oberschenkel. Aber immerhin, ich laufe noch.
Vorbei an Everest, durchs Dinoland, durch einen Hinterausgang raus aus Animal Kingdom. Hier gibt es auch wieder keinen Schatten. Mit Christina habe vorher ausgemacht, wenn ich ihr "Brille" schreibe, dann möchte ich beim nächste Treffen die Brille wechseln und die Sonnenbrille aufsetzen. Ich schreibe ihr "Brille". Sie meldet sich, dass sie bei Meile 20 steht, kurz vor Blizzard Beach. Ich verzweifle innerlich, soweit noch!?
Die Strecke ist nicht mehr schön. Es ist ein staubiger Wirtschaftsweg, die Gegenfahrbahn ist abgesperrt. Ich frage mich, ab schon alle anderen durch sind, denn kurz vorher bin ich doch auf der anderen Seite hin Richtung Animal Kingdom gerannt. Erleichterung macht sich breit, als ich die Abbiegung zum Conservation Way, der uns ins Animal Kingdom führte, sehe und mir wieder Leute entgegen kommen. Alles gut, so schlecht bin ich dann doch nicht unterwegs.
Am nächsten Wasserstop will ich zunächst auf das Powerade verzichten, ich kann die Plörre nicht mehr sehen, geht mir weg mit dem Zeug. Aber ich bekomme direkt einen Becher in die Hand gedrückt und trinke das Zeug. Einen Tisch weiter spüle ich mit Wasser nach.
Wir rennen nun wieder auf der Bear Island Road zurück zum Western Way, auf den wir rechts abbiegen. Das Stück zieht sich und zieht sich. Am Ende steht Christina auf der linken Seite. Das Problem, uns trennt ein Grünstreifen und eine weitere zweispurige, befahrene (!) Straße. Sie rennt schnell über die Straße, gibt mir die Sonnenbrille, ein Küsschen und lässt mich weiterlaufen.
Was für eine Wohltat, endlich die Sonnenbrille aufzusetzen.
Mittlerweile nutze ich jede Verpflegungsstelle für länger Gehpausen. Bei der Hitze wurden ab Halbmarathon nach fast jeder Meile, allerspätestens jeder zweiten Meile ein Verpflegungsstand aufgebaut. Dementsprechend sinkt meine Pace immer weiter nach unten.
Der Weg führt uns auf den West Buena Visa Drive uns dieser auf den Parkplatz von Blizzard Beach. Um auf Kilometer zu kommen, schicken und die Streckendesigner einmal um den kompletten Parkplatz und später eine kurze Runde durch Blizzard Beach. Der Wasserpark lädt eher dazu, ins kühle Nass zu springen, als weiter durch die Hitze zu rennen. Am Ausgang steht Olaf, es schneit und er winkt. Der hats gut, denke ich mir.
Als ich rechts wieder auf den West Buena Vista Drive abbiege lege ich die erste Gehpause ausserhalb einer Verpflegungsstation ein. Für einen kurzen Moment bricht einen Welt für mich zusammen. Ich wollte doch durchrennen. Aber die Oberschenkel haben keinen Bock mehr. Wer kann es ihnen nach den drei Tagen verübeln?
Immer wieder fange ich an zu laufen. Das Anlaufen wird von mal zu mal schmerzhafter, aber ich will auch noch weiterlaufen. Die Gehpausen werden mehr, es ist mir mittlerweile auch egal. Ich will nur noch in die dämlichen Studios, den Boardwalk entlang und durch Epcot laufen.
Der West Buena Vista Drive wird zum Buena Vista Drive und dann zum East Buena Vista Drive. Die Hollywood Studios kündigen sich an, auf der rechten Seite stehen ein Regisseur und ein Kamera. Der Regisseur schreit mich an, er will Drama und Schrecken sehen, ich gebe ihm was er will und schreie. Er ist zufrieden.
Es geht rechts in den Cypress Drive und ein Polizist sagt mir, dass es nicht mehr weit ist, nur noch durch die Studios. Am Fantasmic Theater vorbei geht es über den Sunset Boulevard am Tower of Terror vorbei in die Studios. An einer Ecke steht dieses rosa Nilpferd, da es keine Schlange gibt, stelle ich mich an und mache ein Foto. Um Zeit geht es nun ja eh nicht mehr.
Hier an der Ecke gibt es auch einen Stand mit Schokolade, ich nehme drei Stückchen und esse sie. Ah Energie. Keine halbe Minute später, Ah Durst! Und schon sehne ich mir den nächsten Verpflegungsstop herbei. Der lässt etwas auf sich warten.
Die Studios sind voll mit Besuchern, viele feuern uns an und einige erkennen mein Shirt "Team Sloth, I am in your Team!". Mein Shirt kommt an, es kommen immer mehr Kommentare. Das muntert mich auf.
Der Weg durch die Studios ist kurz. Wir rennen an der Gondelstation der Studios vorbei über den kleinen Weg in Richtung Epcot. Auf dem Weg stehen viele Zuschauer, die den Läufern irgendwelche Süssigkeiten reichen.
Über den Boardwalk geht es in Richtung Epcot Gondelstation. Hier stehen auch wieder sehr viele Zuschauer und feuern und ans. Als ich dann endlich nach Epcot reingeht stehen dort Belle und Aurora. Blöderweise nicht Schneewittchen ;-( Da es auch hier keine Schlange gibt, stelle ich mich an und mache ein Foto.
Der Weg durch den World Showcase zieht sich, es läuft irgendein Disneylied und mir schiessen die Tränen in die Augen. Ich bin durch, ich will einfach nur noch ins Ziel.
Hinter China geht es rechts in den Backstage Bereich und in Richtung Ziel. Ich schaue auf meine Uhr, ok, unter 5:30 werde ich bleiben, unter 5:15 ist eher unrealistisch, aber unter 5:20, das kann noch was werden. Also lege ich los und tippel einfach weiter vor mich hin. Auf dem Weg ins Ziel suche ich in der Menge an Zuschauern Christina, kann sie aber nicht sehen. Endspurt ins Ziel, Arme hochreissen, geschafft!
Jemand ruft meinen Namen! Ich drehe mich um, sehe Christina, sie steht mit einem "You Did It" Luftballon auf der Tribüne ich werfe ihr zig Kussmünder zu!
Ein Volunteer hängt mir meine Medaille um, ich schaue sie mir an, küsse sie, klopfe drauf und lasse sie baumeln. Geschafft, ich humple in Richtung Menschen mit Powerade- und Wasserflaschen. Eine Sicherheitsdame sagt mir, ich solle schneller machen. Ich erkläre ihr, dass ich gerade 26.2 Meilen gerannt bin und schneller geht gerade nicht! Sie hat ein Einsehen und pflaumt den nächsten Läufer an.
Endlich gibt es zwei andere Sorten Powerade, ich konnte die Citrusplörre nicht mehr sehen und vorallem schmecken. Hinter der Versorgung mit Getränken steht eine Damen und verteilt die schicken Marathonohren, hinter ihr dann der Stand mit den Challengemedaillen.
Meine BIB wird eingescannt, die Dame hinter dem Computer schaut prüfend auf ihren Bildschirm, dann ein Lächeln, mit einem "Congratulations" nickt sie mich durch, ich darf meine beiden Challenge Medaillen abholen.
Mit drei Medaillen um den Hals hole ich mir noch mein Verpflegungspaket und eine Banane ab und humpel weiter in Richtung Reunion Area. Wir sind bei C wie Christina verabredet. Kaum bin ich da, kommt auch schon Christina mit dem Ballon angeflogen. Eine Umarmung und Küsschen später versuche ich mich auf den Boden zu setzen. Geht nicht, die Oberschenkel lassen es nicht zu.
In der Medicalarea gibt es Bänke, wir gehen dahin. Auf dem Weg sagt eine Frau zu Christina "Ah, you are the one who kissed her Husband on Course! You inspired me!" Öhm, ok, wieso denn auch nicht. Die anderen haben ihren Männern wohl nur ein paar Sachen gereicht und auf die Schultern geklopft, komische Leute hier
Endlich an der Medicalarea angekommen, kann ich mich auf eine Bank setzen. Sofort kommt jemand angerannt und fragt, ob ich Hilfe brauche. Viele lassen sich Eiskissen auf Knie oder Oberschenkel machen. Ich lehne dankend ab, "Just sit!". Es tut so gut.
Nach eine kurzen Erholungspause geh ich wieder zu Christina, es dürfen nur Läufer in den medizinischen Bereich, und wir schauen uns noch kurz auf der Reunionarea um, gehen dann aber zum Auto.
Das Shirt ist schon fast wieder getrocknet, toller Stoff, aber ich bin froh, endlich in trockene Klamotten zu kommen. Erschöpft und zu diesem Zeitpunkt noch ein bisschen enttäuscht sitze ich auf dem Beifahrersitz und wir fahren zurück ins Hotel. Was für ein Morgen.
Im Hotel duschen wir erst, bevor ich für ein paar Stunden ins Bett gehen, mache ich noch Medaillenfotos und berichte bei WhatsApp und Instagram von meinem Erfolg. Ein bisschen Angeberei sei dann doch schon gestattet
Danach geht es erstmal ins Traumland, ...
Fortsetzung folgt.