Da wir ja nur ein paar Tage unterwegs waren wollte ich den ersten Tag nicht an die Anreise verlieren. Daher war für uns die Nacht bereits um 2 Uhr früh zu Ende, schnell unter die Dusche gehüpft, ein paar Brote für die Fahrt geschmiert und um 3 Uhr ging es dann auch schon los.
Das Gute daran wenn man an einem Sonntag und noch dazu mitten in der Nacht losfährt sind die freien Straßen und dass man in Holland den nahezu unumgänglichen Stau entgeht. Dementsprechend verlief die Fahrt ohne Probleme, ich habe auch ein bisschen geschlafen. Und zwar in einer Pose, da wäre jeder Jogameister neidisch drauf.
Wir haben bei Emmerich die Grenze überquert und so langsam verschwanden auch die letzten Hügelchen. Ich hab mich fleißig nach Blumenfeldern umgeschaut, konnte aber keine finden. Auch keine Windmühlen weit und breit und um das Klischee voll zu machen fragte sich Roland wo denn die ganzen Wohnwägen abgeblieben sind. Nichts davon war zu sehen, nichts, nada. Sind wir etwa im falschen Land gelandet? Die letzten beiden Windmühlen habe ich noch in Deutschland entdeckt.
Doch dann sahen wir das hier bzw. sogar zwei davon.
Ein ganzer Laster voller Käse? Wie geil ist das denn bitte?! Und es war klar dass wir doch richtig sind. Yeah! Ich liebe Gouda und habe Roland gesagt, dass er doch einfach den beiden Lastern folgen soll, das wäre auch okay. In 4 Tagen hab ich mir zumindest einen durchgängigen Tunnel reingefuttert.
Dann hab ich mir aber überlegt, dass es ja doof wäre, wenn der statt Gouda Edamer oder so geladen hätte, den mag ich nämlich gar nicht. Der schmeckt ja richtig nach Käse, sowas ess ich doch nicht! Kurz habe ich noch überlegt "Gouda?" auf einen Zettel zu schreiben und dem Fahrer zu zeigen, aber das wollte Roland nicht.
Also sind wir doch zu unserem (naja, meinem. Roland hat sich bei der Planung wie immer vornehmst zurückgehalten) geplanten ersten Ziel gefahren, der Tulpenroute im (?) Noordoostpolder in Flevoland. Das ist eine im Internet ausgeschilderte Straßen welche ca. 120 km durch die schönsten Tulpenfelder führt.
Hier hatte ich mir viele bunte Felder und tolle Fotos versprochen. So wie es das Tourismus-Büro auch andauernd bewirbt. Jeder kennt doch bestimmt dieses berühmte Bild mit der Windmühlen hinter einem bunten blühenden Tulpenfeld. In strahlendem Sonnenschein. Genau das wollte ich!
Bei der Frage wann die beste Zeit für Holland ist habe ich immer an unseren ersten Versuch denken müssen, bei welchem wir ja leider zu früh waren. Auch hier hatte ich – obwohl wir bewusst etwas später gefahren sind – die gleiche Befürchtung. Von der Autobahn aus konnte ich zwei zumindest halbwegs blühende Tulpenfelder erkennen, das hat mich ein bisschen beruhigt. Zudem hatte ich vor der Reise noch einen Tulpenzüchter aus der Region angeschrieben, welcher uns aktuelle Bilder schickte und meinte, die Tulpen würden nun so nach und nach kommen.
Tja, und dann waren wir auf der Tulpenroute. Und weit und breit waren keine Tulpen zu sehen. Ich war total angepisst. Entweder die Felder waren bereits abgeerntet (ich vermute mal für die Parade, oder weil wir uns aktuell alle viele Tulpensträuße in die Wohnung stellen) oder die Tulpen waren noch im Wachstum und man hat nur ihre geschlossenen grünen Köpfe gesehen. Nichts mit einem knallbunten Flickenteppich. Wir haben eine Stunde lang gesucht, aber leider vergeblich.
Das hier war das durchgängige Bild (braun: Tulpe schon weg, Grün: Tulpe noch nicht fertig oder im Schönheitsschlaf)
Während unserer Suche sind wir an einer Orchideen-Welt vorbeigekommen und da es nun auch leicht zu regnen angefangen hat, haben wir beschlossen die Tulpenroute deutlich abzukürzen und stattdessen dorthin zu gehen. Wir konnten davor schon sehen, dass der Parkplatz gut besucht war und auch die Bewertungen lasen sich ganz vielversprechend. Außerdem stand dort, dass es eine Vogelvoliere mit kleinen Papageien gibt und man die füttern kann. Wer mich kennt weiß, dass die Sache damit klar war (übrigens schreien meine kleinen Papageien gerade wie verrückt, sie haben wohl Angst zu verhungern. Aber diese Angst haben sie 10x am Tag).
Auf dem Weg dorthin geschah dann plötzlich ein Wunder: der Wagen der vor uns machte nahezu eine Vollbremsung und fuhr an den Seitenstreifen. Wir dachten erst sie hätten einen Notfall. Aber dann sah ich den Grund und fing an zu quietschen. Roland hat sich halb zu Tode erschreckt. Aber wir standen tatsächlich vor einem blühenden Tulpenfeld! Ist es nicht wunderschön?
Naja, ehrlich gesagt, es ist recht klein und einfarbig. Und so im grau und grau auch nicht gerade besonders sehr toll. Aber in diesem Moment war es einfach das allerschönste Tulpenfeld (und/da das einzige) auf meiner kleinen Welt!
Ich habe mich kurz mit der belgischen Familie unterhalten, auch sie waren schon am Verzweifeln. Kurz darauf noch eine Vollbremsung und es gesellte sich noch eine holländische Familie zu uns. Beide sind die komplette Route abgefahren und konnten bestätigen, dass dieses das einzige Feld ist.
tbc ...