Tag 13 Im Bauch des Drachen
140 km haben wir vom Bryce Canyon nach Kanab. Die erste Hälfte fahren wir im Regen, danach klart es wieder auf. Wir sind reichlich früh dran und haben noch Zeit für eine Fahrtunterbrechung. Der Coral Pink Sand Dunes SP kurz vor Kanab interessiert uns nicht so sehr, umso mehr Belly of the Dragon – der Drachen des Bauches, der sich kurz nach der Mt. Carmel Junction befindet.
Von außen sieht es so gar nicht nach dem Bauch eines Drachen aus…
Hinter dem klangvollen Namen verbirgt sich ein von Menschenhand gemachter, etwa 100 m langer Drainagetunnel. Bewaffnet mit den Handylampen, unseren Kameras und guten Outdoor-Schuhen (die Eltern) bzw. Adiletten (die Mädchen) klettern wir hinein. Der Boden ist uneben und man muss gut aufpassen. Je weiter man hinein kommt, erschließt sich der Name immer mehr. Das diffuse Licht und die Beschaffenheit der Wände erinnern tatsächlich an Eingeweide.
Wir eiern mehr oder minder einmal durch. Bis wir unsere Fotos schießen können, müssen wir ein Weilchen warten, denn eine Gruppe vermutlich südeuropäischer Damen ist vor uns da und macht Selfies in jeder erdenklichen Konstellation. Davon bin ich bald genervt. Leonie und Amelie scheinbar auch, denn sie machen sich recht schnell an den Rückweg.
Simone und ich sind nun fotomäßig am Drücker und natürlich machen wir jetzt Selfies und andere Aufnahmen in jeder erdenklichen Konstellation
…
Kurz bevor wir den Tunnel verlassen, kommen uns zwei junge Männer entgegen und fragen uns, ob die „nice girls“, die draußen warten, zu uns gehören. Gehören sie, und als Vater von praktisch erwachsenen Töchtern werde ich daran erinnert, dass ich mich langsam von dem Gedanken an „Daddys little girls“ verabschieden muss.
Danach fahren wir weiter Richtung Unterkunft. Auf einen Abstecher zum Coral Pink Sand Dunes State Park oder den Sand Caves, beide in der Nähe von Kanab haben wir keine Lust. Evtl. würde ich eines davon oder beide gleich morgen in der Früh nachholen. Daher kommen wir also schon sehr bald an unserer Unterkunft, dem Quality Inn“ an. Als wir unser Zimmer betreten, merken wir gleich, dass es schief liegt. Zwischen der einen und der anderen Wand gibt es ein Höhengefälle von einigen Zentimetern, und damit stehen auch die Betten schief. Wer einmal auf einer schiefen Fläche gezeltet hat, weiß wie blöd das ist, wenn der eine Schlafpartner immer auf den anderen draufkugelt.
Kleiner Spoiler: Natürlich opfere ich mich und schlafe „unten“. Tatsächlich rückt mir Simone nachts ganz schön auf die Pelle. Das kann ich ja noch gut verkraften, aber dass sie sich dabei die Decke krallt, muss nun wirklich nicht sein.
Ansonsten gibt es aber am Quality Inn nichts zu meckern. Wir springen noch in den Pool, eher wir abends noch schnell zu McD rüber fahren.
Kanab gilt unter outdoor-Enthusiasten als kleines Paradies, wo man im Umkreis die tollsten Gebiete besuchen kann. Am bekanntesten ist sicher „The Wave“ (oder auch Coyote Buttes North). Die Besucherzahl ist auf 20 Personen täglich begrenzt (Angabe ohne Gewähr) Ein Teil der Permits werden vier Monate vorher in einer Online-Lotterie verlost. Das hatten wir auch versucht, aber natürlich erfolglos. Außerdem besteht die Möglichkeit zu einem Walk-in-Permit. Dazu findet vor Ort eine Verlosung für den folgenden Tag statt. Hier stehen die Chancen günstiger. Aufgrund unserer knappen Zeitplanung war das aber leider keine Option.
Aber es gibt in der Gegend noch reichlich Alternativen, z.B. den Paria River Canyon oder White Pocket, die mir auch sehr gut gefallen hätte. Dazu hätten wir noch einen weiteren Ort vor Ort gebraucht, den wir dann nur noch in Los Angeles abknapsen hätten können. Das wiederum war für Amelie keine Option, und so bleibt uns nur morgen nach Plan zu verfahren, und der heißt Grand Canyon North Rim. Auch nicht schlecht wie der morgige Tag zeigen wird.