Auch wir waren im Sommer 1995 zum ersten Mal in Florida: 3 Pärchen Anfang bis Mitte 20.
Begonnen hatte alles durch Zufall. Mein damals Noch-nicht-Mann machte gemeinsam mit 2 Kollegen/Freunden eine Weiterbildung. Ein Lehrer erzählte ihnen, dass er in Florida ein Haus vermietet und irgendwie kamen die 3 dann auf die Idee, den nächsten Urlaub gemeinsam mit den jeweiligen Freundinnen/Frauen in Florida zu verbringen. Das Ferienhaus war in Bonita Springs und kostete uns pro Tag ATS 900,--, geteilt durch sechs waren das läppische ATS 150,-- (heute knapp mehr als EUR 10,--) pro Tag pro Person.
Den Flug mit der damaligen Lauda Air (Wien - Zwischenlandung in München mit Verbleib im Flugzeug (!) - Miami) hatten wir damals im Reisebüro gebucht. Das Auto (Minivan Ford Windstar) hatten wir um ein halbes Vermögen von Hertz, da noch keiner von uns die 25 überschritten hatte (mir fehlten nur ein paar Monate). Mit im Gepäck hatten wir natürlich nur ein paar Straßenkarten und in unserem "jugendlichen Leichtsinn" sind wir nach der Landung in Miami noch weitergefahren bis Bonita Springs ins Ferienhaus. Todmüde haben wir zuerst das Haus bzw. die gegenüberliegende Verwaltung nicht gefunden und mussten bei einer Tankstelle nach dem Weg fragen.
Vom Ferienhaus selbst waren wir einfach nur überwältigt, es war eines von 4 Reihenhäusern, die sich einen Pool teilten. Wir hatten jedoch das Glück, dass wir dort mehr oder weniger allein waren. Von dort machten wir dann einen mehrtägigen Ausflug nach Orlando zu den Parks (damals "nur" Magic Kingdom, MGM-Studios und Epcot sowie Seaworld, Animal Kingdom gab es noch nicht). Das Motel suchten wir auf gut Glück, die Zimmer waren nichts besonderes, außer dass im Appartment nebenan die Männer in kurzen Abständen ein und aus gingen.
Auf der "Rückfahrt" nahmen wir noch Cape Canaveral und Miami Beach mit, dort besuchten wir unser erstes Hardrock Cafe.
Ein weiterer Übernachtungsausflug führte uns nach Key West, auch dort haben wir erst vor Ort nach einer Nächtigungsmöglichkeit gesucht und uns anschließend einen unserer bis dahin schönsten Sonnenuntergänge gegönnt.
Der Rückweg nach Bonita Springs führte uns dann auf der US41 durch die Everglades.
Wie schon in einem der vorherigen Beiträge haben auch wir die schrecklich gechlorten Eiswürfel im Cola in bester Erinnerung, aber auch einige kulinarische Höhepunkte wie traumhafte T-Bone-Steaks und Burger.
Einzige Reisevorbereitung war ein Florida-Reiseführer - Internet und dieses tolle Forum gab es ja noch nicht. Dort lasen wir auch über Hurricanes und deren Hauptrisikozeit zwischen August und Oktober (so stand es dort jedenfalls). Unser Rückflugtag sollte der 1. August sein, aber wir waren guter Hoffnung, dass nicht gerade am 1. August ein Hurricane über Florida hereinbricht.
Einen Tag vor dem Rückflug hatten wir beim Shoppen etwas Smalltalk mit einem Verkäufer und dieser erklärte uns, dass wir am nächsten Tag NICHT heimfliegen würden. Etwas ungläubig meinten wir dann, wir haben ja unsere Tickets und die Flüge seien auch rückbestätigt - weit gefehlt, wir erfuhren, dass ein Hurricane am Weg sei, der in Vero Beach Landfall haben sollte. Na super! Es war Erin, die unsere Heimreisepläne durchkreuzt hatte, da der Flughafen von Miami vorsorglich gesperrt wurde. In Europa hörte man ja damals kaum von den Hurricanes in den USA, umso beunruhigter waren natürlich auch unsere Familien, da wir nicht genau wussten, wann wir heimkommen würden.
Wir fuhren auf Rat der lokalen Behörden noch am selben Tag von Bonita Springs nach Miami, gaben das Auto einen Tag früher zurück als geplant und quartierten uns dann in einem Flughafenhotel ein. Nach unzähligen Telefonaten mit der Fluglinie erfuhren wir dann endlich, dass unser Rückflug "nur" mit ca. 25 Stunden Verspätung starten sollte. Erin machte dann etwas nördlicher Landfall, wir erkannten sie nur an den heftigen Regenfällen und relativ starken Windböen.
Da wir damals schon eine Kreditkarte (Visa) hatten, erstattete uns die Versicherung die Kosten der ungeplanten Verlängerungsnacht sowie Verpflegungs- und Telefonkosten.
Trotz unserer unfreiwilligen Urlaubsverlängerung haben wir uns damals in dieses tolle Land verliebt und geschworen, dass wir "irgendwann" wieder einmal hierher wollen. In den darauffolgenden Jahren kamen dann unsere Kinder und wir bevorzugten kürzere Reisen innerhalb Europas. Das "irgendwann" erfüllten wir uns dann nach langen 14 Jahren im Jahr 2009 und die Sucht wurde damit nur noch stärker und die Abstände geringer. Unsere Kinder (heute 14 + 12) sind mittlerweile auch vom Florida-Virus befallen.
Jetzt habe ich doch viel mehr geschrieben, als ich eigentlich vorhatte, dafür gibt es zur Belohnung noch ein paar Bilder von damals:
nächtliche Parade im Magic Kingdom:
Cape Canaveral, die Rakete ist heute in einer großen Halle untergebracht:
eines von unzähligen Sonnenuntergangsbildern in Key West:
Besucher bei einer Bootsfahrt in den Everglades: