Florida Februar 2015 - fast live

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SergeantHobbs

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Tag 12 - 19.02.2015, Miami - bitterkalt

Willkommen zurück. Heute gibt es ein "verfrorenes" Update, da dieser Tag im wahrsten Sinne des Wortes so lausig kalt war, dass das Draußensein eine pure Anstrengung war.

Aufgewacht sind wir bei strahlendem Sonnenschein und astreinem blauem Himmel. Sehr vielversprechend, und die Hoffnung war, dass es vielleicht doch nicht so schlimm werden würde, wie es der Wetterbericht angedroht hatte. Aber schon der erste Gang auf den Balkon sorgte für Gänsehaut. Gefühlte 8 Grad und ein Wind, der einem fast die Haare vom Kopf geblasen hätte (so man noch welche hat :-D ).

Die Kids wollten früh unbedingt in den Pool auf der 15. Etage und als Vater hat man dann immer ein Argumentationsproblem, wenn man nicht mit möchte. Also habe ich mich auch aufgerafft. Die Dame an der Poolbar sagte beim Ausgeben der Handtücher, dass sie ob der Kälte am liebsten sterben würde und wirklich - es zog und pfiff, dass man bis auf die Knochen fror. Nun gut, einer der Pools hatte tatsächlich Badewannentemperatur und so schnell, wie wir uns aus den Sachen geschält und in diesen Pool gesprungen sind, konnte man gar nicht gucken. Nun saßen wir also glücklich im warmen Pool, ganz wie die Affen in den heißen Quellen in Japan, aber wir mussten ja auch wieder raus. Irgenwie schafften wir es nach einiger Zeit auch, aber nur, um gleich darauf im Apartment die Badewanne voll warmen Wassers laufen zu lassen um uns aufzuwärmen. Dass es SO lausig kalt sein könnte in Miami, der Stadt, welche in unseren Vorstellungen immer 27 Grad aufwärts hatte, hätte niemand zu denken gewagt.

Nach einem kleinen Mittagsimbiss stand tatsächlich die Frage, was man bei diesen Temperaturen und dem starken Wind Sinnvolles anfangen könnte. Kurzerhand beschlossen wir, es mit dem Ocean Drive zu versuchen. Also runter zum Eingang und um "Zustellung" unseres Wagens aus dem Valet Parking gebeten. Was dann folgte, war ein einziger Appell an unsere Großmut: es dauerte geschlagene 20 Min. bis das Auto gebracht wurde. Die Familie hatte sich längst wieder ins Innere des Gebäudes verzogen, denn draußen, im Schatten, war es wirklich kaum auszuhalten. Die Bediensteten arbeiteten tatsächlich mit dicken Wattejacken, Mützen und Handschuhen.

Im Auto ließen wir erst einmal die Sitzheizung erglühen und fuhren tanken. Schon gestern hatte sich der Füllpegel bedrohlich der Nulllinie genähert und ich hatte wirklich Angst, mitten in Downtown stehen zu bleiben. Zumal an der Stelle, wo es laut Navi eine BP-Tankstelle geben sollte, nur ein großes Loch im Boden klaffte. Nachdem Shell zum absolut teuersten Tankpreis (nämlich $2,79 /Gallone - 50 Cent teurer als sonst) unserem durstigen Ross neues Leben eingehaucht hatte, machten wir uns in Richtung Miami Beach auf. Nun gab es ja hier im Forum vor längerer Zeit einen Geheimtipp bezüglich des Parkens und zwar das Parkhaus an der 12 St, gleich hinter dem Polizeigebäude. Den hatte ich mir brav notiert und fuhr hoffnungsfroh geradewegs dorthin. Doch heute hatten anscheinend alle Touristen dieser Welt gleichzeitig beschlossen, rund um Ocean Drive, Collins Ave und sonst wo zu parken. Das Parkhaus war wegen Vollbelegung geschlossen und auch sonst gab es nicht die kleinste Lücke. Nachdem wir zweimal die große Runde gedreht hatten und dabei auch den Ocean Drive entlang gefahren waren, jedoch immer noch keinen (selbst in entfernteren Nebenstraßen nicht) Parkplatz bekommen hatten, gaben wir entnervt auf. Allein für diese Fahrt haben wir über 2h im Auto gesessen. So sind vom berühmten Art Deco Viertel bis auf einige wenige Schnappschüsse aus dem Auto auch keine nennenswerten Bilder entstanden.

Den Nachmittag verbrachten wir dann mit etwas Ausruhen und Aufwärmen, bis wir gegen 5pm dann doch noch einmal den Versuch wagten, uns etwas wärmer anzogen und von unserem Apartment die wenigen Blocks bis zum Bayfront Park und dann etwas weiter bis zum Bayside Marketplace liefen. Da die Sonne schon sehr tief stand und durch die Wolkenkratzer lange Schatten warf, kamen wir auch hier wieder in den Genuß des kalten, alles durchdringenden Windes. Glücklicherweise erstand ich im Bayside noch zwei Sweatshirts, kein Frustkauf, sondern weil ich mir schon vor der Reise vorgenommen hatte, meine Garderobe dahingehend etwas zu erneuern. So war der Tag nicht ganz verloren und einen wiederum bombastischen Sonnenuntergang aus unserer angemehm warm temperierten Wohnung zu beobachten, entschädigte uns auch noch ein bißchen.

Morgen sollen es 18 Grad werden. Mal sehen, ob uns Ocean Drive und Miami Beach im zweiten Anlauf gelingen. Dann gibt es auf jeden Fall auch wieder Bildmaterial, auch von unserem heutigen Nachmittagsspaziergang.
 

Nordlicht

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*bibber* da friert es mich schon beim lesen.

Viel kälter ist es hier in Norddeuschland auch nicht :confused:
 

Cologne123

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Hallo,

schön, dass du uns immer so zeitnah auf dem laufenden hältst. Ich lese gerne weiterhin mit. Habt noch eine schöne Zeit.

Liebe Grüße
 
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SergeantHobbs

SergeantHobbs

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Tag 13 - 20.02.2015, Miami - schon viel besser

Einige Bilder von unserem gestrigen Spaziergang zum Bayfront Park und Bayside Marketplace wollte ich noch nachreichen. Wir nahmen von unserem Apartment den Weg entlang am Wasser und stießen als Erstes auf diese 40 Mio.-Dollar-Yacht. Mal interessant, so etwas aus der Nähe zu bestaunen.



Durch den unangenehmen Wind hielten wir uns nicht lange im Bayfront Park auf. Der Park ist bei schönerem Wetter sicher noch attraktiver, er beherbergt einige Gedenkstatuen u.a. für Christopher Columbus, einen schönen Kinderspielplatz und wirkt auch sonst ganz adrett.



Weiter ging es zum Bayside Marketplace, eine Lokalität, wie man sie in vielen anderen Touristenorten ebenso findet, mit vorwiegend touristisch ausgerichteten Läden und Imbissen/Restaurants. Das für Städte mit Anspruch unvermeidliche Hard Rock Cafe darf ebenso nicht fehlen :).



Die Marina am Bayside Marketplace ist der Ausgangsort für verschiedene Cruises, so zum Beispiel die "Millionaires Row Cruise", welche in rund 90 Minuten an den Villen inkl. Luxusbooten der Reichen vorbeiführt oder den Fahrten mit dem Thriller Speedboat, hier in Gelb zu sehen. Beides wollten wir uns aber auf Grund unserer nur bedingt seetauglichen Mägen nicht antun. Die Millionärsvillen kann man übrigens auch gut bei der Fahrt über den MacArthur Causeway oder den Venetian Causeway bestaunen.



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Nach dem Kälteschock gestern sah die Welt heute schon wesentlich besser aus. Der Wind blies nicht mehr so kalt und so starteten wir nach einem ausgedehnten Frühstück und wiederum langer Wartezeit für unser Auto erst einmal in Richtung Key Biscayne. Dort wollten wir den Bill Baggs Cape Florida State Park besuchen, welcher mit dem 1825 errichteten Leuchtturm über eins der ältesten Gebäude in Miami-Dade County verfügt. Die Fahrt selber nahm rund 20 Minuten in Anspruch, der Parkeintritt beträgt pro Fahrzeug mit maximal 7 Personen $8.

Der Park wirkt sehr gepflegt und besitzt einen Strand, der Rang 7 unter den 10 schönsten Stränden der Staaten einnimmt. Nun, zum Baden war es heute leider noch zu kalt, aber wenn die Sonne rauskam, konnte man durchaus schon wieder die Jacke ausziehen. Wir parkten ganz am Ende der Straße und genossen dann einen wunderbaren Rundgang entlang an der Biscayne Bay in Richtung Lighthouse. Der Park bekommt von uns ganz klar eine Empfehlung.







Dass das Fischen entlang der Bay besonders erfolgreich sein soll, bewies uns ein Angler, der vor unseren Augen diesen Fisch fing, sich damit fotografieren liess und ihn anschließend wieder in die Freiheit entließ.



Am Lighthouse angekommen, konnte man ein zugehöriges älteres Haus und den Leuchtturm besichtigen. Im Haus finden sich gut erhaltene, historisch eingerichtete Zimmer, so dass man sich ein Bild von der Lebensweise der früheren Bewohner machen kann. Was braucht man mehr?









Am Leuchtturm regelte ein freundlicher Ranger mit dem typisch amerikanischen Namen "Meklenburg" :) den Aufstieg zum Turm. Besonders sorgte er sich um die Köpfe der größer gewachsenen Besucher und wies immer wieder darauf hin, dass es oben etwas enger zuginge und man bitteschön doch aufpassen möchte. Nachdem wir die 109 Stufen der Wendeltreppe erklommen und dies mit einem rechtsdrehenden Koller bezahlt hatten, bot sich aber eine schöne Rundumsicht über den Park und bis hinüber nach Miami.

Wieder am Boden angekommen, setzten wir unseren Spaziergang zum Strand fort und genossen dort eine kleine Rast. Das hätten wir besser nicht an dieser Stelle getan. Wer Hitchcocks Film "Die Vögel" kennt, wird verstehen, was ich meine. Die Vögel waren in unserem Fall ziemlich unerschrockene Möwen, welche uns, kaum hatten wir unser Biwak ausgepackt, erst neugierig und dann ziemlich dreist auf die Pelle rückten. Nicht, dass sie auf dem Boden vor uns herumstolziert wären. Nein, sie flogen in einer Entfernung von etwa 1 1/2 Armlängen vor uns herum und zankten dabei noch miteinander. Ein beherzter Wurf eines Olivenkrackers versammelte die Meute kreischend und schimpfend etwas entfernt und gab uns die Gelegenheit, dem Spuk zu entkommen.



Auf unserm weiteren Rundweg durch den Park in Richtung Lighthouse Cafe begegneten wir noch weiteren, recht unerschrockenen Parkbewohnern. Leider scheint es so, dass sie durch Fütterung übermäßig zutraulich werden und es verlernen, selber für ihre Nahrung zu sorgen.







Nach diesem wunderschönen und lohneswerten Ausflug nach Key Biscayne hatten wir aber für heute noch nicht genug. Ein zweiter Anlauf in Richtung Miami Beach musste her. Frohgestimmt machten wir uns also auf den Weg zurück, nur um bald darauf auf dem MacArthur Causeway im Stau zu landen. Das führte einerseits zu mißmutigen Äußerungen der Kids, welche sowieso nicht verstehen konnten, wie man an alten Häusern in Miami Beach Gefallen finden konnte, gab uns aber andererseits die Gelegenheit, die riesigen Kreuzfahrtschiffe, deren ganzer vier am Pier vertäut waren, zu bestaunen. Und da konnte ich doch mal mit Faktenwissen glänzen und berichten, dass viele aus dem Forum schon mit diesen Schiffen gefahren sind bzw. demnächst fahren werden. Es lagen da die "Majesty of the Seas", die "Disney Wonder", die "Carnival Ecstasy" und die "Norwegian Sky". An dieser Stelle einen freundlichen Gruß an alle unsere Seefahrer.

Nachdem der Stau glücklich überwunden war, ging die Suche nach einem Parkplatz von neuem los. Ich wollte diesmal schlauer sein und nicht zu nah am Ocean Drive suchen. Und wirklich, beinahe hätte es mit einem Parkplatz auf Anhieb geklappt. Dumm nur, dass der auf der entgegengesetzten Straßenseite lag und, bis ich wenden konnte, von einem entgegenkommenden Auto in Beschlag genommen wurde. Da kann einem schon die Hutschnur hochgehen. Also weiter suchen. Am Parkhaus in der 12th Street fuhr ich auch noch einmal vorbei. Für alle, die planen dort parken zu wollen: vergesst es. Das Parkhaus lässt sich nur noch mit einer monatlich bezahlten Stellfläche nutzen.

Schlussendlich beschloss ich, es im Parkhaus der Lincoln Road Mall zu versuchen und ich wurde endlich fündig. Es ist aber auch ein Kreuz mit dem Parken. Glücklich verließen wir unser Auto und stürzten uns in den neonfarbenen Traum der 20-er und 30-er Jahre. Man muss das einmal wirklich live gesehen haben. Wir waren uns mit meiner Frau einig, dass wir hier noch stundenlang um die Ecken hätten ziehen können. Die Kids sahen das etwas anders, aber liefen tapfer mit, nachdem eine warme Schokolade von Starbucks die Lebensgeister wieder etwas beflügelt hatte.





Der Ocean Drive ist architektonisch ein Traum, sehr quirlig, eine Flaniermeile der Schönen, Reichen und ganz schön Reichen. Das merkte man auch an den ausgewählten Fahrzeugen - es wimmelte nur so von Ferrari, Porsche, Maserati, Bentley und anderen Autos, welche symbolisieren, wie toll der Fahrer (oder sein Vater) sein Leben offensichtlich im Griff hat. Und wer es nicht glaubt, dem wird es mit einem lautstarken Sprint von 0 auf 30 km/h auf einer Strecke von gefühlten 5m noch einmal deutlich gemacht. Hauptsache laut und auffällig. Aber das gehört ja dazu zu unserem geliebten, verrückten Amerika.

Zurück zu den Gebäuden. An allen Ecken und Enden gibt es etwas zu bestaunen und man kann beileibe nicht alles ablichten, selbst wenn man wollte. Daher hier eine kleine Auswahl an Bildern.













Und auch die Autoliebhaber kommen nicht zu kurz:







Nach dem anstrengenden Fußmarsch über den Ocean Drive und die angrenzenden Blocks gönnten wir uns noch ein Eis bei der 4D Gelateria auf der Lincoln Road und genossen die unheimlich relaxte Atmosphäre. Ein Keyboarder spielte ruhige Hintergrundmusik, überall brannten Fackeln oder Gaslampen, es roch nach verschiedensten leckeren Gerichten und alles wirkte so überaus friedlich und entspannt. So könnte es eigentlich die ganze Zeit weitergehen.



Danke für' s Mitlesen. Morgen geht es dann weiter.
 

Pinti

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Ach herrlich, ein toller Start in das Wochenende mit diesen Bildern! (y)

Den Bill Baggs State Park fanden wir letztes Jahr auch klasse. Leider war bei uns aber der Leuchtturm zu. Aber der Park ist auf jeden Fall zu empfehlen :yes:
 

Sabina1982

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Ein toller Bericht, vielen Dank dafür! Schade dass ihr etwas Pech mit dem Wetter habt, aber ihr lasst euch euren Spaß nicht verderben :)

Weiter so und noch viel Vergnügen im Urlaub!

Sabina
 

Sommarsverige

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Ich liebe Deinen Reisebericht und warte jeden Tag gespannt auf die Fortsetzung!

Du hast eine tolle Art zu schreiben und die Fotos sind auch klasse!
Euer Appartement in Miami ist ja wirklich genial! Wir haben im März auch das 1. mal
ein Appartement in Miami gebucht (über Airbnb) und ich bin auch schon ganz gespannt!

Den Bill Baggs State Park hab ich mir auch nochmal notiert!

Liebe Grüße, Birte
 

fussel

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So, ich hatte jetzt auch mal Zeit nachzulesen.
Sehr schöne Eindrücke.
Wir sind momentan auch in Florida und hatten gestern morgen in den Everglades nur 4 Grad ?. Bisher blueben die kurzen Klamotten im Koffer, aber heute ist es schon deutlich wärmer :cool:
Ich wünsche euch weiterhin eine tolle Reise

Lg Tanja
 
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SergeantHobbs

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Tag 14 - 21.02.2015, Ausflug Shark Valley

"Was machen wir denn heute?" - so die erste Frage meiner Tochter heute morgen (welche so oder in ähnlicher Form während des ganzen Urlaubs immer mal wieder auftauchte). "Na, Du wolltest doch immer mal noch Radfahren in Miami. Ich habe das was ganz Besonderes gefunden."

Wer auch immer auf den Namen "Shark Valley" für diese Aktivität in den Everglades gekommen ist - er hat sich sicher keine Gedanken darüber gemacht, dass man Kindern dann erklären muss, warum es dort keine Haie gibt. Aber die Aussicht, ein paar lebendigen Krokodile (oder waren es jetzt wieder Alligatoren) sowie anderem Getier direkt am Wegesrand zu begegnen, ließ die Haie schnell zur Nebensache werden.

Frohgemut machten wir uns nach dem Frühstück auf die etwa 35 Meilen lange Strecke. Die lange Wartezeit auf unser Auto beim Valet Parking (heute eine halbe Stunde) habe ich übrigens praktischerweise dadurch abgekürzt, dass ich schon vor unserem Frühstück beim Concierge angerufen und um Bereitstellung des Wagens gebeten hatte. Also hielt sich das heute auch in Grenzen.

Die Fahrt führte uns durch Little Havanna (das im Übrigen aus meiner Sicht nichts Besonderes ist - nur, dass die Sprache auf sämtlichen Häusern, Schildern etc. für ein paar Straßenzüge von Englisch zu Spanisch wechselt) und später dann auf dem Tamiani Trail an altbekannten Orten vorbei. Viele "...Weißt Du noch, letzte Woche waren wir dort.." - Ausrufe ließen unsere Erlebnisse wieder aufleben. Als wir uns der Einfahrt zum Shark Valley näherten, schwante uns nichts Gutes: der ganze linke Straßenrand war mit vornehmlich Pickups und größeren Gefährten mit Fahrradträgern zugeparkt und eine Horde Radfahrer, so groß wie das Peleton der Tour de France, säumte den Weg bis hin zur Einfahrt in das Shark Valley. Als wir endlich nach links abbogen, erkannten wir auch den Grund:



Wir versuchten noch zaghaft bis zur Parkeinfahrt zu kommen, aber dort hatte sich schon eine lange Schlange von Autos gebildet. Also, was der Amerikaner kann, können wir auch, - so dachten wir uns, drehten um und taten es den Einheimischen gleich. Was uns einen zusätzlichen Fußweg von mindestens 500 Metern bescherte. Aber es hatte auch sein Gutes, der Parkeintritt kostete uns so nur noch $10, weil wir ja ohne Auto kamen. Außerdem sahen wir schon hier unsere ersten Krokodile, denen wir uns voller Respekt so weit näherten, wie sich ein Durchschnittseuropäer, der die Tiere üblicherweise sicher abgesperrt hinter Zoogittern kennt, eben gerade noch traut. Es waren vielleicht noch 2,5m. ;) Vom guten europäischen Fleischgeruch angelockt, schwamm alsbald auch ein zweites Krokodil herbei.





Der Parkeingang


Nachdem wir unseren Obulus entrichtet und auch gleich noch die Auskunft erhalten hatten, dass auf jeden Fall noch Fahrräder zu mieten wären, begaben wir uns direkt zum Visitor Center, einem flachen Bau, auf dessem Rückseite sich der Fahrradverleih befindet. Das Visitor Center selber beherbergt eine kleine, informative Ausstellung über die Everglades.





Die nächste Überraschung ereilte uns direkt beim Fahrradverleih. Im Reisebericht von Bambam77 war noch von einer Leihgebühr von $8/Rad/Stunde die Rede. Das war im vergangenen November. Nun wurde der Preis mal kurzerhand auf $9/Stunde angehoben. Macht, wenn man 4 Räder nimmt und den ganzen Loop (24 km) in ca. 3h abfährt, den sagenhaften Preis von 108 Dollar! Und die Räder machten jetzt auch nicht auf Anhieb den dollsten Eindruck, keine Handbremse, keine Gangschaltung und Licht oder Klingel gleich gar nicht. Wenngleich sie sich später als nicht zu schlecht fahrbar herausstellten.

Wir waren schon fast geneigt Abstand zu nehmen, aber die tieftraurigen Augen eines Mädchens erreichen jedes Papaherz. Also beschlossen wir, wenigstens eine Stunde zu fahren. Diese weise Entscheidung haben wir auch nicht bereut, denn das Scheuern der Sättel waren ganz einfach auf die Dauer auch ziemlich unbequem und wer weiß, ob wir den ganzen Loop auch durchgehalten hätten.

Also gesagt, getan. Geduldig die Schlange vor uns abgewartet (irgendwie haben alle Leute, mit denen wir an Schaltern zu tun haben, in diesem Jahr absolut die Ruhe weg) und als wir dran waren, waren so gut wie keine Fahrräder mehr da. Und dummerweise war von denen, die noch da waren, keines passend für unsere Tochter. Obwohl wir den Sattel so tief wie möglich stellten, war ein ordentliches Fahren nicht möglich.

Jetzt stieg der Puls doch langsam: die Uhr tickte und wir konnten mangels des richtigen Fahrrades nicht fahren! Da half auch der gutgemeinte Rat der Dame vom Verleih nicht, dass meine Frau und mein Sohn doch schon mal losfahren sollten und ich sollte mit meiner Tochter warten, bis eines der Kinderfahrräder zurück käme und dann hinterherfahren. Wann denn mit einem Kinderfahrrad zu rechnen wäre? Nun, das wüßte sie auch nicht.

Ich kürze die folgende Viertelstunde hier ab. Wir hatten das Glück, dass uns nach einiger Zeit Franzosen entgegen kamen, deren jüngerer Sohn eines der Kinderfahrräder hatte. Habe ich schon gesagt, dass ich Franzosen sehr sympathisch finde? Kulanterweise schrieb uns die Fahrraddame die verlorene Zeit gut und so konnten wir endlich starten. Kaum saßen wir auf den Rädern, rief es lautstark hinter uns her. Wie alt denn unsere Tochter wäre? 10? Na, dann muss sie einen Helm tragen. It' s the law. Was das Law zum verkehrssicheren Zustand von Fahrrädern sagte, wollte ich an dieser Stelle dann aber doch nicht mehr ausdiskutieren.

Solchermaßen ausgestattet, konnten wir jetzt den Weg in Anspruch nehmen. Und der lohnte sich dennoch. Überall läßt sich tierisches Leben entdecken und irgendwann haben wir aufgehört, die Krokodile zu zählen. Auch Schildkröten und allerlei Federvieh im Dickicht und in der Luft machten die Fahrt erlebnisreich. Ein kleiner Wermuthstropfen war jedoch, dass heute extrem viele Besucher zu Fuß und per Rad unterwegs waren und man so zu keiner Zeit die Natur ruhig und ungestört genießen konnte. Wozu auch die Bimmelbahn beitrug, welche zweimal - von vorwiegend asiatisch aussehenden Everglades-Jüngern mit den obligatorischen Disney-Mützen bevölkert - die volle Wegbreite einnehmend zum Anhalten zwang.









Leider versagte an dieser Stelle die Kamera ihren Dienst, so dass es keine weiteren Bilder vom heutigen Tage gibt. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn so wie auf den letzten beiden Bildern sah es eigentlich die ganze Zeit über aus.

Insgesamt ist das Shark Valley eine schöne Tour, um relaxt mit dem Fahrrad die Natur der Everglades zu genießen. Vor allem die Nähe zu den Tieren macht sie sicherlich auch für Kinder empfehlenswert. Wer den ganzen Loop plant, sollte genügend Wasser und auch etwas zu essen mitnehmen. Nicht so gut gefallen hat uns die Ausleihprozedur der Fahrräder sowie die Preisgestaltung.

Da wir uns bei der Fahrradtour ausgiebig sportlich betätigt hatten, durften wir zur Belohung den Rest des Nachmittags im Pool unserer Apartmentanlage verbringen. Zum Abend liefen wir dann zum nahegelegenen Whole Food Market. Dieser Laden ist für alle, die gesunde, biologische Kost lieben, absolut empfehlenswert.

So weit für heute. Morgen bricht unser letzter Tag hier in Miami an, bevor wir am Montag den schweren Gang in den Flieger antreten. Aber ein oder auch zwei Updates wird es wohl noch geben.
 
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SergeantHobbs

SergeantHobbs

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Tag 15 - 22.02.2015, Last day in paradise

Als ob uns das Wetter den Abschied so schwer wie möglich machen wollte, zog es heute morgen alle Register: die Sonne strahlte vom Himmel was das Zeug hielt, eine warme, duftgeschwängerte, laue Briese reizte gleich mehrere Sinne auf einmal und das Meer erstrahlte im schönsten Karibik-Türkis. Leider muss man immer gerade dann weg, wenn es am Schönsten wird. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, den letzten Tag hier noch einmal so richtig zu genießen.

Der Vormittag gehörte einem kurzweiligen Spaziergang "rund um den Block". Dabei hatte ich Gelegenheit, unser zu Hause auf Zeit bzw. die nähere Umgebung noch einmal von verschiedensten Blickwinkeln aus einzufangen und so für immer nicht nur im Herzen, sondern auch auf Bildern zu verewigen.













Da das Wetter anhaltend schön war, beschlossen wir, den Urlaub mit einem entspannten Strandaufenthalt zu beenden. Daher fuhren wir noch ein mal nach Key Biscayne, hielten diesmal aber schon früher am Crandon Park, um den dortigen Strand zu besuchen. Für die Zufahrt zum Parkplatz berappt man unter der Woche $5, am Wochenende $7 pro Fahrzeug.

Der Strand, der ja zu einem der schönsten der USA gehören soll, hielt leider nicht so ganz dieses Versprechen, da zum Teil doch viele Abfälle herumlagen. Aber Platz und Weite bot er allemal, sogar Miami Beach war in der Ferne auszumachen.





Leider waren die Wasserbedingungen nicht optimal: eine Warnflagge warnte vor gefährlichem Meeresgetier. Nun hat unsereins keine richtige Vorstellung, was das bedeuten soll, aber dass die Warnung absolut berechtigt war, zeigte sich bald.



Da wir unser Lager unweit des Life Guard aufgeschlagen hatten, bekamen wir hautnah mit, was so ein Kontakt mit einer Nesselqualle für Folgen hat. Ein Mann wurde gebracht, der Berührung mit einer solchen am Bein hatte und dem es sichtbar schlecht ging. Zu den offensichtlichen Schmerzen kamen später noch Erbrechen und Kreislaufkomplikationen hinzu. Diese Erfahrung wollten wir schon gar nicht am letzten Urlaubstag machen und wir verzichteten daher auf ein Bad im Meer. Da auch Seeigel im Tang trieben, musste man selbst beim Schlendern durch flaches Wasser auf der Hut sein.

Hier eine Auswahl der von uns heute beobachteten See-Lebewesen. Beim zweiten Bild weiß ich noch nicht mal, was das war. Aber es lebte und bewegte sich. Ziemlich abgefahren. Die Muscheln waren noch "mit Inhalt", sonst hätten wir sie gerne mitgenommen. Den Seeigel hatten zwei Jungen aus dem Wasser gefischt und fragten mich, ob ich ihn halten wollte. Sehr merkwürdiges Gefühl - das Ding krabbelte auf meiner Hand rum! Irgendwie habe ich schon immensen Respekt, auch vor den Quallen. Auch, wenn das Blau schön aussieht.













Als sich die Sonne langsam zurückzog, packten auch wir unsere Sachen. Auf dem Weg zum Auto kamen wir wieder am Palmenwäldchen, welches dem Strand vorgelagert ist, vorbei. Das bescherte uns zum Ausklang noch ein besonderes Highlight: eine Kokosnuss lag unter einer der Palmen und beim Schütteln gluckerte es drinnen verlockend. Und so kam es, dass ich unter Zuhilfenahme eines scharfen Messers, mit roher Gewalt und mit einer Blase am Finger als Ergebnis der Bemühungen die Kokosnuss zu Hause schälte. Sehr zur Freude der restlichen Familienmitglieder, welche bescheinigten, noch nie eine so köstliche Kokosnuss gegessen zu haben. Selbstgepflückt ist eben doch am besten :).









Nun, hier endet unsere Reise. Was jetzt noch kommt ist, gemessen an den vergangenen 15 Tagen, profaner Alltag. Die Koffer sind gepackt, der Check In auch erledigt (obwohl das noch einmal eine Story für sich wäre - arrrggh, Air Berlin....), fast alles, was man zum letzten Mal erledigen kann, ist erledigt. Zum letzten Mal geparkt, zum letzten Mal gemeinsam Abendbrot gegessen, zum letzten Mal den Wagen abgegeben, zum letzten Mal.....

Was uns bleibt, ist die Erinnerung. Die Erinnerung an einen wunderbaren, entspannten und erlebnisreichen Urlaub. An die unendlichen Weiten der Everglades, an die beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt, an die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen und den immer noch spürbaren "American way of life". Es bleiben 15 Tage, an denen immer die Sonne schien, auch wenn es mal kalt war. Vitamin D haben wir immer getankt und gute Laune hatten wir dennoch die ganze Zeit. Und es bleibt die Dankbarkeit: zuallererst dafür, dass wir zu den Privilegierten auf der Welt gehören, denen ein solcher Urlaub möglich ist. Und dann dafür, dass wir hier ohne Zwischenfall, Krankheit oder Unfall unsere Wege machen konnten.

Dankbar bin ich auch für die vielen Tipps hier aus dem Forum, ohne die wir ganz sicher manche Station erst gar nicht gemacht hätten. Und zum Schluß danke ich auch allen Mitlesern und Kommentatoren für die Treue und die ermuntenden Worte. Wenn es Euch ein klein wenig gefallen hat, freue ich mich.

In diesem Sinne: "Take care and see yahh"
 

holgipezi

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Vielen herzlichen Dank für den kurzweiligen und informativen Bericht. Man (Frau) fühlte sich wirklich zeitweilig,
als sei man hautnah dabei gewesen :kiss:
Dein Fazit am Ende find ich übrigens bemerkenswert... Dankbarkeit... ja, es sollte wirklich keine Selbstverständlichkeit sein,
so schöne Stunden in einem so wunderbaren Fleckchen Erde verbringen zu dürfen...

LG Petra
 

Dafi

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Vielen Dank für Deinen tollen Reisebericht. Habe an vielen Stellen geschmunzelt, so schön geschrieben. Bin gerne mitgereist. Kann ein paar Tipps super gebrauchen für unsere nächste Reise.

LG Daniela
 

tinchen

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Was für ein toller Reisebericht, ich habe ihn nun in einem Rutsch durchgelesen, konnte nicht aufhören, bis er zu Ende war!
Ich hab noch eine Frage zum Motel in Fort Lauderdale, kannst du mir mal sagen, wie es hieß, und wo es war ? Unsere Reise geht in genau 59 Tagen los, und wir suchen für dort noch eine Unterkunft....
Danke noch mal für den tollen Bericht und die schönen Fotos !!
 

topefa

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Herzlichen Dank für diesen unterhaltsamen, schönen und informativen Reisebericht, ich habe mich täglich darauf gefreut!
Und ja, ich muss 'Holgipezi' beipflichten, Deine - very humble - Abschlussworte waren treffend. Das ist eine bemerkenswerte Sichtweise, nichts als selbstverständlich hinzunehmen. (y)

Hoffe, Ihr kommt wohlbehalten heim und zehrt noch lange von den schönen Erlebnissen. Und wenn Euch das Glück hold ist und Euch nochmal über'n Teich verschlägt, würde ich mich über einen RB wieder freuen.

LG,
Topefa
 

nobbiee

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Hach, schon wieder vorbei euer Urlaub und damit leider auch der Reisebericht.
Es war schön , dabei zu sein. Vielen Dank dafür.

LG Heidi
 

Sommarsverige

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Auch ich bedanke mich ganz herzlich für einen wunderschönen Reisebericht, den ich sehr, sehr gerne verfolgt habe.

Mir hat Deine tolle Mischung aus charmantem Erzählstil und klasse Fotos super gefallen und ich hoffe, dass
Ihr so sehr von dem Virus Florida infiziert wurdet, dass Ihr bald wieder in den Sunshine State fliegt.
Und natürlich hoffe ich auch dann wieder auf einen so schönen Bericht.

Vielen Dank für Deine Mühe des live Berichtens, das hat wirklich meinen vollsten Respekt.

Nun wünsche ich Euch noch einen angenehmen Rückflug und lebt Euch gut wieder zu Hause ein.

Gruß, Birte
 

Seiersberger

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Super Bericht mit sehr schön beschriebenen Eindrücken und Bildern (y). Danke auch für die erste Erfahrung mit der Sixt Downtown Station, da bin ich schon gespannt wie sich das bei anderen Usern so entwickelen wird bzw. welche Fahrzeuge da noch so ausgegeben werden, denn ich fürchte einen Yukon werden wir nicht alle bekommen :confused:.

Gute Heimreise!!!
 

Floridaperle

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Ich habe auch großen Respekt vor allen, die live berichten. Vor allem, wenn es dann noch ein so kurzweiliger Bericht, gespickt mit vielen Informationen und wunderschönen Fotos wird! Einfach nur spitze und dickes Danke!

Ich hoffe der Rückflug verläuft ohne Probleme und ihr könnt ein wenig Florida-Feeling in den Alltag hinüber retten.
 
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