1988
Ich war 1988 das erste Mal in Florida. Damals der Anfang einer 8-Wochen-USA-Rundreise.
Ich habe damals etwa 25 Reisebüros angeschrieben mit unseren Vorstelleungen und habe um Angebote gebeten.
Nach Florida wollte ich persönlich gar nicht. Ich hielt den
Sunshine State für einen Rentnerparadies. Doch als wir in Miami aus dem Hertz-Shuttle gestiegen sind, wurde ich - gegen 0:30 Uhr - von einer Wärme eingehüllt, die ich es so noch nicht kannte und war sofort Florida verfallen.
Wir navigierten mit der Karte und haben uns schon auf dem Weg vom Flughafen Richtung US 1 verfahren. Nur nicht halten, nur nicht fragen! Das war die Zeit, zu der manche mit der Aufschrift "shoot me, I'm a tourist" rumliefen.
Das erste Frühstück auf den Keys blieb mir in Erinnerung: Ich bestellte eine Conch-Suppe, einen Hot Dog mit Käse und Coke (mit Eis). Die Kellnerin fand das - 7:30 Uhr - völlig normal und ich wusste gleich, hier versteht man mich.
Ich hatte vom Anfang bis zum Ende der Reise einen Sonnenbrand auf der Nase und habe bei Eckerd (war eine Drugstorekette) nur noch Babycreme für meine Nase gekauft.
Als unser Duschgel verbraucht war, mussten wir erstaunt feststellen, dass es in den USA (damals) kein Duschgel gab. Man nahm Seife zum duschen. Irgendwo fand ich dann ein Fläschchen "liquid soap". Es roch komisch, war aber ok.
Wir umrundeten Florida v. Miami über Key West nach Naples, Tampa, St. Petersburg, Orlando, St. Augustine, Daytona, Ft. Lauderdale und wieder Miami, von wo aus wir nach San Francisco weiterflogen.
Wir waren sogar für Coupons zu blöd; nur ab und an haben wir welche benutzt. Wir fuhren einfach rum, und wenn ein Motel so aussah, als ob unser schmaler Geldbeutel dafür ausreichen könnte, fragten wir einfach nach einem Zimmer. Wir sahen viele Zimmer.... und nicht ganz so viele nahmen wir auch.
Eins dieser Motels lag in CC, wo wir am späten Abend ankamen und totmüde nach einem Motel gesucht haben. Tatsächlich fanden wir eins und für 25,- $ bekamen wir ein sichtlich neues, großes Zimmer! Im moteleigenen Restaurant spielte eine Band und alte Herrschaften tanzten gesittet bis die Schuhe qualmten.
20 Jahre später fand ich das Motel zufällig wieder - ich erinnerte mich nml. nicht mehr an den Namen - aber was soll ich sagen... in meiner Erinnerung war das alles vieeeel schöner gewesen. Tja. Vielleicht war es ja wirklich.
In der Nähe von Tampa kandidierte gerade ein gewisser
Steve Schwein als Sheriff. Wir trauten uns aber nicht eins der Werbeschildchen, die überall in der Erde steckten, zu klauen. Jahre später haben wir aber erfahren, dass Mr. Schwein tatsächlich gewählt wurde!
Bei Disney hatten wir norwegische Postkarten gekauft und fanden es saukomisch sie an Freunde zu schicken, die wussten, dass wir in den USA waren. Wir waren jung und leicht zu erheitern. Oder es war die Sonne.
Wir mussten gelegentlich auf offener Straße mit dem Auto stehen bleiben, weil es so geschüttet hat, dass man nichts sah. Alle blieben stehen. Sowas habe ich vorher auch noch nicht gesehen.
SeaWorld war damals eher noch ein AquaZoo als ein Vergnügungspark, was es ja heute ist.
Wir suchten dauernd nach "all you can eat" Buffets und nervten alle Bedienungen damit, dass wir weder das kostenlose Wasser wollten, noch Eis in die Getränke.
Wir konnten uns letztlich an Salatbuffets nicht sattessen. Was es da alles gab!
Coke kostete aus dem Automaten 0,25 $ und es stand immer eins in Sichtweite.
Vom Shoppen hatten wir keine Ahnung. An Belz in Orlando sind wir ahnungslos vorbeigefahren. Ich kaufte überall, wo wir übernachtet haben, einen T-Shirt. Und einen bestimmten Hut habe ich in jedem Geschäft angeschaut... und obwohl die Preise v. Key West Richtung Norden immer niedriger wurden, konnte ich mich nicht entschließen. Dann wechselten wir die Seite und im Osten kostete der Hut plötzlich 10,- Dollar mehr! Unerhört! So bekam ich keinen Hut in Florida. Erst 25 Jahre später holte ich diesen Kauf nach. Und ja, diesen Hut - genau den - gibt es immer noch.
Im Radio lief gefühlt eimal pro Stunde "Don't worry, be happy" von Bobby McFerrin und nach kurzer Zeit sangen wir enthemmt mit.
Zu trinken gab es an jeder Ecke Icee Getränke. Das ist nichts anderes, als Eismatsch mit Geschmack. Ind den USA gab das schon seit Ende der '50-er, aber wir kannten es noch nicht.
Wir hatten auch AmEx Reiseschecks dabei und wunderten uns, warum man schon die 50,-er so schwer wechseln konnte.
Nicht, dass Florida damals leer gewesen wäre... keineswegs. Aber sicher noch nicht so voll und es war ein wenig noch übrig vom alten Florida: Ein wenig schäbig und schrill, aber liebenswert entspannt.
Ich war angefixt.
Ich würde gerne das eine, oder andere Bild von der Reise hier reinstellen, aber meine Ex hat alle Bilder behalten.
Sind eh nur Dias gewesen.
Mic