Canada 2017 - Prärie und Rockies / Tag 11
Heute verschlägt uns unsere Reise in den South Okanagan, genauer gesagt, nach Summerland. Das ist von unserem B & B ca. 70 km entfernt, "not a big deal" wie der Kanadier sagt. Wir sind um 11 Uhr bei einer Cousine zweiten Grades meiner Frau verabredet. Wieder eine Verwandte, genau, und so richtig realisiert man erst durch die Kommentare hier, wie schön es ist, eine Vielzahl von Verwandten in diesem tollen Land zu haben.
Wenn wir über 70 km reden, meinen wir Deutsche ja immer, dass das innerhalb max. 1h erreichbar ist. Wir haben aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Erst fahren wir zu spät los und dann braucht es auch eine geraume Zeit, bis wir durch Kelowna hindurch und dann über die Brücke Richtung Westbank gefahren sind. Als wir West Kelowna und Westbank hinter uns gelassen haben, sind genau noch 18 Min für die restlichen 49 km geblieben. Die Vorstellung, dass Kanadier mitnichten immer pünktlich sind, ist ein schwacher Trost - da bin ich wohl zu deutsch.
Über die Brücke nach West Kelowna.
West Kelowna.
Am Ufer des Okanagan Lake entlang...
...auf der 97 nach Süden.
Gut. Unter Umgehung einiger Geschwindigkeitsregelungen (ok, es waren max. 10 km/h schneller als erlaubt) erreichen wir Summerland gegen 11:15 Uhr. Unsere Cousine (ich nenne sie der Einfachheit halber mal so) erwartet uns bereits, mit ihr auch ihr 25-jähriger Sohn. Da beide kein Deutsch sprechen, wird dieser Tag heute ein Fest für unsere angewandten Englischkünste. Wir haben zum Mittag selbstbelegte Burger mit einem wunderschönen Blick:
Nach dem Mittag bietet uns der Sohn unserer Cousine an, ein bißchen zu hiken. Und zwar auf den nahe gelegenen "Giants Head", einen Berg, der eben die Umrisse des Kopfes eines Giganten hat. Mittlerweile scheint die Sonne kräftig und ich merke, wie sehr ich mittlerweile außer Puste bin. Schon die ersten Meter geht es im Garten steil bergauf und dann wandern wir eine Straße entlang, die uns stetig nach oben führt. Außerdem hole ich mir einen leichten Sonnenbrand.
Unterwegs machen wir Rast, weil wir etwas verschnaufen müssen. Zum Glück haben wir genug Wasser dabei, denn das brauchen wir jetzt. Von unserem Rastplatz haben wir einen weiten Blick in das nördliche und westliche Tal.
Auch ein Teil des "Giant Head" ist gut zu sehen:
Weiter geht es die Straße hinauf; einige "Shortcuts" lassen die Muskeln noch mehr brennen. Und dann sind wir, nach ca. 40 Min und 300 Höhenmetern, endlich oben. Belohnt werden wir mit grandiosen Blicken auf das südliche Okanagan:
Im Hintergrund am Ende des Sees die Stadt Penticton.
Gegenüber liegt die Siedlung Naramata.
In der Mitte des Bildes ist die Trout Creek Bridge der "Kettle Valley Railway" gut erkennbar.
Blick Richtung Norden nach Peachland. Rechts "um die Ecke" liegt weiter hinten Kelowna.
Der Abstieg wird um einiges leichter, denn wir werden auf halbem Wege mit dem Auto abgeholt. Zurück zu Hause gibt es eine kleine Verschnaufpause und dann brechen wir zu einer Sightseeing-Tour des Städtchens Summerland auf. Was die Ausdehnung des Ortes anbetrifft, haben wir uns jedoch völlig verschätzt: er ist viel größer, als gedacht. Zuerst führt uns der Weg durch das Hinterland und dann zu einer DER Touristenattraktionen im South Okanagan, der Kettle Valley Railway. Ursprünglich durchzog diese Eisenbahn weite Teile British Columbias, bevor sie aus Wirtschaftlichkeitsgründen eingestellt wurde. Heute fährt die Dampfbahn noch ein bescheidenes Stückchen rund um Summerland. Hübsch anzusehen ist das jedoch allemal. Leider war heute die Saison noch nicht eröffnet, so dass wir nur die Gleise und die große Trout Creek Bridge (72 m über dem Creek) bewundern konnten.
Von der Brücke aus hat man einen tollen Blick in den Trout Creek Canyon:
Die folgenden 1 1/2 h Fahrt konnte ich wegen immer wieder auftretenden Regens leider nicht fotografisch dokumentieren. Sie führte uns durch den alten Stadtkern und neue Gebiete Summerlands, vorbei an Millionenvillen und Prunkpalästen, aber auch entlang von Farmen und Weinstöcken. Auch hier merkt man mittlerweile, wie begehrt die Gegend bei Immobilienspekulanten geworden ist. Besonders reiche Chinesen aus Vancouver kaufen hier alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist. Auf einer Anhöhe gelang mir noch ein schönes Bild von dem Gewitter, was über den Okanagan hinwegzog.
Den Rest des Abends verbrachten wir bei gegrilltem Hühnchen mit Reis und einem angeregten Gespräch, bei dem sehr viel gelacht wurde. Auch unser Englisch hielt der Belastung trefflich stand, so dass wir zumindest in dieser Hinsicht mit Blick auf unsere Auswanderung keine Bedenken haben müssen.
Die Heimfahrt gestaltete sich dann völlig unkompliziert und gemeinsam sind wir uns einig darüber, dass wir diesen Tag - wieder einmal - als ein riesiges Geschenk betrachten dürfen. Morgen werden wir wohl weiter Kelowna erkunden und vielleicht am Abend von einer erhöhten Forststrasse aus Bilder der "Blauen Stunde" von Kelowna machen.
Eine weitere Nachricht erreicht mich heute. Und zwar ist unsere Bewerbung zur Auswanderung mittlerweile so weit fortgeschritten, dass wir wohl innerhalb der nächsten 10 Tage mit dem "Nomination Certificate" der Provinz Manitoba rechnen können. Langsam wird es ernst, denn dieses "Certificate" wird unmittelbar nach Erhalt an die Regierungsbehörde CIC (Citizen and Immigration Canada) zur weiteren Bearbeitung geschickt. So stay tuned.