Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

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Freitag
Alles wie gehabt, um 8.15 Uhr sind wir auf der Interstate 40. Eine kurze Pause auf einem Parkplatz wurde uns zum Verhängnis. Juhu, der Sheriff kommt! Haben Sie sich verfahren? Nein, wieso! Dann zeigen Sie mal Ihren Führerschein! Wieso stören Sie mich, wenn ich eine Qualmpause mache, habe ich natürlich nicht gefragt. Also Servus, du Wichtigmacher!

Nach 116 Meilen sind wir wieder im Ozark National Forest und erreichen den Trailhead der Pedestal Rocks und Arch Cluster. Der beschilderte Weg führt durch den Wald, gemütlich und ohne Steigung geht es voran. Deshalb ist auch nicht zu erkennen, dass wir eine Ridge hinaus gehen. Erst ein Schild "High Cliff Area" warnt uns, dass wir bald da sind. Und unvermittelt stehen wir nun vor dem Abgrund und blicken auf einen der Pedestal Rocks. Ein gigantischer Hoodoo, er erinnert schon irgendwie an den Toodstool Hoodoo bei Page, ragt aus der Schlucht. Seine riesige Kappe hat genau den Level unseres Standpunktes. Der helle Sockel zeichnet sich wunderbar vom grünen Hintergrund ab. Scho schee! Aber was dann folgt, ist nicht nur "scho schee", sondern einzigartig.

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Wir gehen den Trail weiter und suchen einen Abstieg. Man sollte sich die Stelle gut merken, denn wenn man unten ist, findet jeder Archjäger das Paradies auf Erden. Ein Gewirr an gewaltigen Steinbögen, bei 15 haben wir das Zählen aufgehört. Einer schöner wie der Andere, in unterschiedlichsten Formen. Höhlen verbinden die Arche. Von innen nach aussen geblickt, bilden sie einen Bilderrahmen der Natur. Man muss aufpassen, dass man nicht das Fieber bekommt, ein Traum. Dann ein zweiter und ein dritter Pedestal Rock und hier finden wir den unseres Erachtens schönsten Arch: Der Pillar Arch hat einen Rüssel nach unten gestreckt, wie ein Staubsauger.

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Nach zwei Stunden sind wir wieder am Parkplatz. Die knapp dreieinhalb Meilen Fußweg waren sehr kurzweilig.

Es geht 30 Meilen zurück zur Alum Cove Natural Bridge Recreation Area und wir machen uns auf den Weg zur Bridge, der auch hier sehr gut ausgeschildert ist. Es dauert keine 10 Minuten und wir stehen auf der Brücke. Es ist nicht zu glauben, aber früher hat wohl eine Straße darüber geführt. Das Geländer ist heute noch sichtbar. Erst von unten wird klar, dass es sich um eine riesige Naturbrücke handelt. Die Seitenwände sind so glatt, dass man annehmen könnte, dass Menschen auch an den Seiten ihre Hand im Spiel hatten.

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Nur 10 Minuten weiter, unten am Shop Creek, die nächste Überraschung. Wieder eine Ansammlung von Steinbögen und Löchern: Das Alum Cove Arch Cluster. Die Höhle aus hellbraunem Felsen hat mehrere Ausgänge. Am Boden zeigt das Moos, dass Wasser - wie immer möchte man fast sagen - der Baumeister dieses Gebildes ist. Monika hat zu tun, alles zu notieren, was wir gesehen haben. Wir sind schon aufgrund der Fülle an Eindrücken etwas durcheinander.

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Es hört nicht auf, es hört nicht auf! Nur ein Stück weiter ist es bis zum Alum Cove Natural Arch. Der große Arch hat eine wunderschöne Besonderheit, - es steht eine Brotzeitbank darunter. Und da sitzen wir nun und staunen. Arkansas und seine Arche, das haben wir nicht erwartet. Und wir genießen es in vollen Zügen.

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Eigentlich wäre noch die Hurricane Cave auf dem Programm gestanden, aber das schaffen wir nicht mehr, denn ein weiterer 4-Meilen-Hike ist zu aufwändig. Die Zeit rannte uns davon, vermutlich haben wir zu lange gestaunt. Wir sind zufrieden und glücklich, so tolle Arche in dieser wahnsinnigen Größe und Vielfalt gesehen zu haben. Da muss sich der Osten nicht vor dem Westen verstecken.

Nach dem Duschen habe ich noch ein kleines Mitbringsel an mir entdeckt. Ein amerikanischer Holzbock, so eine Riesenzecke, hängt an meinem Bauch. Soll ich sie gewähren lassen, vielleicht nehme ich ab? Nein, damit macht man keinen Spaß, also mit Zeigefinger und Daumen in die Zange genommen und weg damit. Tat kaum weh, wie wenn man ein Pflaster runterreißt.

Eigentlich wollten wir an unserem letzten Little-Rock-Abend im Hotelrestaurant essen, aber es fand eine Veranstaltung statt. Und mangels Ideen sind wir wieder im Peabody gelandet. Anschließend war es dann an der Hotelbar ganz lustig. Die Barkeeperin hätte Schauspielerin werden sollen. So, die tollen Wandertage in Alabama und Arkansas sind vorbei, ab morgen gibt es wieder Stadtleben!

... Fortsetzung folgt!
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Samstag
Wir verlassen Little Rock und nach den Wanderungen der vorangegangenen Tage knurrt der Magen. Vielleicht gibt es aber auch einen anderen Grund. Aber weit und breit ist nichts von einem Frühstück zu sehen. Selbst Steffi zeigt uns in Fahrtrichtung nichts an, was nach Eiern und Speck riechen könnte. Nach zwei Stunden endlich und wenigstens ein Subway, das Breakfast Sandwich war gut, wobei der Hunger inzwischen so groß war, dass uns alles geschmeckt hätte.

Mittlerweile tauchen die ersten Feuchtgebiete auf, weit und breit ist alles flach wie die Flunder und die Orte, die wir passieren, sind mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von nicht mal besseren Holzhütten. Erst als wir nach 152 Meilen in Lousiana ankommen, wird die Gegend schöner. Der Lake Providence, gespeist vom Mississippi, scheint ein richtiges Freizeitparadies zu sein. Motorboote ziehen Menschen auf Skiern, das Klima ist wie in Italien und so sitzen wir am Ufer und beoachten die Szenerie bei einer kleinen Pause. Bäume am Ufer haben ihren Lebensraum im Wasser gefunden, es sieht aus wie im Swamp.

Endlich erreichen wir eine Interstate, auf der I-20 geht es dann schneller voran. Die letzten 40 Meilen fahren wir auf Stelzen, von Erdkruste keine Spur. Wasser ohne Ende und die Szenerie wird typisch. Hoch ragen die Bäume aus dem nicht enden wollenden Nass. Der Blick weitet sich erst, als wir den riesigen Lake Pontchartrain queren. Nach fast 450 Meilen parken wir vor dem Best Western St. Christopher. Von aussen sieht es ja sehr nett aus, aber als wir unser Zimmer beziehen, stockt uns der Atem. Das Fenster ist eine Attrappe. Ausserdem stinkt es nach Rauch. Also kurz mit den Augen gerollt und runter zur Rezeption. Es ist Samstag und es ist fast natürlich, dass keine weitere Abstellkammer mehr frei war. Aber morgen ziehen wir um. Na auch gut, eine Nacht werden wir hier aushalten.

So machen wir uns erst mal auf den Weg zum Fluß, schlendern den Riverwalk entlang und sind uns einig, dass die Münchner Isar ein Rinnsal ist. Am Harrah's Casino sind die meisten Menschen unterwegs, die Stadt ist voll. Wir fragen noch im Sheraton nach einem Zimmer, aber auch hier beißen wir auf Granit. We are full, sorry!

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Das Essen im Crescent City Brewhouse war lecker, aber vom Tisch hätte ich nicht essen wollen. Danach führt uns der Verdauungsspaziergang durch die Bourbon Street. Es war die Hölle los, jede Bar mit Livemusik, eine Partymeile ohne Ende. Unsere zwei Pinacoladas waren leider nicht gut.

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Sonntag
Let the sunshin in! Das berühmte Lied aus dem Musical "Hair" passte leider nicht ganz, denn das Einzige, was strahlte, wenn ich aus dem Fenster blickte, war ich. Es war ja verspiegelt. Wäre echt nett, wenn es sich um die Musical Bühne gehandelt hätte, aber es war leider unsere Dunkelkammer. Also eingepackt, Koffer zur Repzeption und hoffen, dass es demnächst noch zu einem strahlenden Ausblick reicht.

Wir fahren zu Hertz, eigentlich müssen wir das Auto tauschen, unser erster Vertrag läuft heute ab. Ich erkläre der freundlichen Dame das Problem mit den zwei Verträgen, dass ich gerne das Auto behalten wolle, und dass Einwegmiete vor diesem Hintergrund aber sowas von daneben ist. In 5 Minuten ist der Vertrag umgeschrieben und wir wollen uns wieder mit unserem Chevy Traverse auf dem Weg machen. Als ich zum Auto komme und wir noch eine kleine Pause machen, ist die Kacke am dampfen. Akurat jetzt sehe ich einen Nagel im Reifen. Also wieder rein! Dann kam der gute Cliff und schwubs war der Nagel weg und der Reifen vulkanisiert. Endlich am Ausgang zeigen wir unseren nagelneuen Vertrag, aber der Wärter zuckt und stutzt, geht um das Auto rum und meinte, ob wir das Auto hier gemietet hätten. Was soll das denn jetzt? Die Aufklärung kam aber schnell über seine Lippen, denn er meinte, dass so ein dreckiges Auto ihm nicht aus dem Areal kommt. Lange Rede kurzer Sinn, mein Junge, das passt schon und der Dreck geht auf unsere Kappe. Und so schlimm war es dann auch wieder nicht, - die paar Love-Bugs.

Unser Zimmer war (natürlich) noch nicht fertig, aber das macht nichts, denn New Orleans wartet. Die Eggs Benedict erinnerten mich an einen Schweinebraten und der French Toast war aussagegemäß nicht so toll wie der Preis. Aber wir sind für unseren Stadtspaziergang gestärkt, also Ziel erreicht.

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Und nun marschieren wir durch das French Quarter mit seinen hübschen Häusern mit den berühmten Balkonen, teilweise liebevoll bepflanzt mit Farnen und Palmen, dazu Oleander und anderes blühendes Grünzeugs. Insbesondere die Hinterhöfe sind toll, leider kaum zugänglich für die aufdringlichen Touristen, aber auch verständlich. Die Schäden, die Katrina hinterlassen hat, sind beseitigt. Nichts erinnert hier mehr an das furchtbare Drama. Ab und zu riecht es etwas streng aus den Bars, die ja jede Nacht mit vielen Gerüchen von Alkohol, Essen und Menschen befeuert werden. Oder aber der Harndrang war bei dem Einen oder vielleicht auch bei der Anderen zu groß. Oder aber es sind die Pferdekutschen, repektive deren Schleppgäule, die eine dermaßene Fahne haben, dass man schon einem bäuerlichen Metier entspringen muss, damit es auszuhalten ist. Über den Jackson Square kommen wir zum French Market. Eigentlich wollten wir einen Kaffee trinken, aber die Cafe's, inklusive des berühmten "Cafe du Monde" sind proppenvoll. Die Leute warten sogar auf Plätze, wie bei uns am Muttertag sozusagen.

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Unser Kreuz-und-Querspaziergang führt uns zum Louis Amstrong Park. Eine herrliche Ruhe breitet sich aus und obwohl es unheimlich heiß und keiner der Bänke im Schatten ist, setzen wir uns auf die Herdplatte und genießen das Abseits vom Trubel. Der St. Louis Cemetery I war schon geschlossen, aber auch von außen sind die teilweise gigantischen, ebenerdigen Gräber erkennbar. Ertrinken nach dem Tode wäre die Konsequenz, würde man, so wie bei uns, nach unten schaufeln. Gleich in der Nähe liegt die Basin Street Station. Diese alte Bahnwendestation ist wunderschön restauriert, hat einen Public Restroom und Modelle des alten New Orleans'. Freundliche ältere Damen wollen einem etwas geschichtliches erklären, aber ich winke ab: In meinem Alter kann man sich sowas eh' nicht mehr merken.

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Wir schauen nochmal an unserem Hotel vorbei und können jetzt unser neues Zimmer beziehen. 2, in Worten zwei, Fenster, schöner Ausblick, geräumiges Zimmer, - ein Traum. Geht doch! Gut gelaunt geht es erneut auf die Straßen von New Orleans. Zuerst erkunden wir, wann morgen eine Fähre nach Algiers geht und dann buchen wir für morgen Nachmittag eine Swamptour. Weiter über die Magazine/Camp Street bis zum World War II Museum. Wir schauen uns nur kurz die Preziosen an, die hier auch verkauft werden. Tassen mit amerikanischen Helden und Flugzeugen, Landungsschiffe auf Tellern, und noch viel mehr zieren die Regale, wie nett. Museen sind sowieso nicht das unsere, wir wollen im Hier und Jetzt leben, also nichts wie raus.

Der Rückweg führt uns am Chop House vorbei und das abendliche Essen dort war einfach nur gut. Selbst der Espresso, ja, wir geben nicht auf, war ok. Nochmal führt uns der Weg ins French Quarter, mitten ins Herz zur Bourbon Street. Bei einem Bier genießen wir Live-Musik, - die Band war ganz ok. Erstaunlich, zumindest für die USA, ist die Freizügigkeit, die in den Schaufenstern und davor gezeigt wird. Die Reeperbahn läßt grüßen.

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... Fortsetzung folgt!
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Jessismama

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Hallo Fritz,

ich wollte mal wieder danke sagen. Wirklich fantastische Bilder von tollen Strecken habt ihr geschossen. Das letzte Bild vom Hustler Club find ich klasse. Diese Farben :)

LG Nicola
 
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Sozusagen ein Rosalichtmilieu
 
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Montag
Algiers liegt einen Steinwurf - zugegeben, man muss schon sehr weit werfen können - von New Orleans entfernt, auf der gegenüberliegenden Seite des Mississippi. Wir nehmen die kostenlose Canal Street Ferry und setzen über. Der Strom fließt gemächlich, jedoch kraftvoll unter dem Kiel der Fähre hindurch, die sich, etwas quergestellt, an das andere Ufer quält. Der Blick zurück offenbart einen wunderbaren Blick auf die Millionenstadt, die in dem Moment, in dem ich diese Zeilen verfasse, erneut von einem Hurricane bedroht ist. Jetzt ist es nur die wunderbare Wärme, die das Wasser und unsere Körper bereits am frühen Morgen erhitzt.

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Es dauert nicht lange und wir stehen wieder mit beiden Beinen auf festem Untergrund und spazieren durch Algiers. Ganz nette Häuser säumen den Straßenrand und vielerorts sind die Vorgärten auch hübsch bepflanzt. Ein kleines Café mit dem Charme einer Studentenkneipe ist bereits ziemlich gut besucht, - Frühstückspause. Ohne Hetze ziehen wir weiter und kommen am Ende unseres Rundganges wieder an das Mississippiufer. Bänke laden zum Verweilen ein. Es gefällt uns gut, eine Skyline aus der Ferne zu betrachten. Frachtschiffe suchen den Weg in den Golf von Mexico und ziehen an uns vorbei. Genug gefaulenzt und geschwelgt, nun aber zurück in die Straßenschluchten.

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Die grüne Straßenbahn der St. Charles Line bringt uns in den Garden District of New Orleans. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel lernen von Las Vegas, denn es gibt kein Wechselgeld zurück, sondern nur einen Gutschein, der für die nächste Fahrt angerechnet werden kann. Ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, Papier in Geld zu tauschen, ist nicht bekannt. Egal, wir sind in einem Nobelviertel gelandet und spazieren durch die Straßen. Die im Reiseführer angepriesenen Shops und Restaurants in der Magazin Street kann man getrost vergessen, aber die Südstaatenhäuser in der Louisiana und St. Charles Avenue sind wunderschön. Gärtner sind am Werk, um die Blumen am Leben zu halten und den Garten zu pflegen. Sieht so aus, als dass hier ein paar Leute mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet sind. Die begrünte Trasse der Straßenbahn dient als Joggingpfad, denn die Gehwege sind von den Wurzeln der Schatten spendenden Bäume in einen Berg- und Talbahn verwandelt. Als wir wieder an der Trambahnhaltestelle auf die Rückfahrt warten, hält ein Bus neben uns, der Fahrer winkt zum Einstieg. Ähm, ja gut, dann halt Bus. Keine Ahnung, wo und ob die Bimmelbahn den Geist aufgegeben hat. Ausstieg Downtown!

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Wir machen uns auf dem Weg zum Superdome, der inzwischen einen deutschen Sponsor hat. Wie ein Geisterschiff liegt der Mercedes Benz Superdome vor der Skyline von New Orleans. Das Stadion, das so vielen Menschen vor sieben Jahren als Zufluchtsort während und nach Katrina diente, ist verwaist. Wir umrunden das Raumschiff auf den, auch für die USA großzügigen Vorplätzen. Leider können wir nicht rein, aber das haben wir 1995 schon erlebt, als die New Orleans Saints gegen die Detroit Lions spielten. Ich kann mich erinnern, dass der Sport niemanden interessierte. Es war nur ein Gequatsche, ein Rumrennen und eine Freßorgie und die Burschen spielten sich dort unten auf dem Spielfeld die Beine wund, konnten jedoch kaum jemanden so recht begeistern.

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Mittlerweile ist es aber sowas von heiß, dass wir uns kurz im Hotelzimmer abkühlen, um dann im Huck-Finns Restaurant bei Caesars und Sprite bei angenehmen Temperaturen auf unseren Bus zur Swaptour zu warten. Die Stoßdämpfer waren hinüber und so holpern wir mit Höchstgeschwindigkeit über den Lake Ponchartrain auf der Interstate 10 bis zur Abfahrtsstelle. Guppeneinteilung, Markierung der Gruppen mit einem Gummihandband, Schweißtropfen abgewischt und schon geht es mit zwanzig anderen Leuten auf dem Pearl River in die Mangrovenwälder. Ich habe Bilder im Kopf, auf denen ein einsamer Kanufahrer durch die im Wasser stehenden Bäume paddelt. Alleine mit sich und seinen Gedanken, umgeben von Raubtieren, bahnt er sich seinen Weg. Das war vielleicht der Fehler, denn wir drehen auf und passieren die Sträucher links und rechts am Ufer und an bestimmten Stellen wird eine Vollbremsung durchgeführt.

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Raubtierfütterung! Fleisch ist zu teuer, also bekommen die Aligatoren Marshmellows. Was für ein Sch.... ist das denn? Die wilden Tiere sind trainiert und schwimmen immer wieder ans Boot, um sich eine an einem Stecken aufgestochene Süßigkeit zu schnappen. Die Bootsführer machen sich einen Spaß und legen die weißen Rollen den Aligatoren auf den Kopf. Welch ein Spaß!

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Und wo ist nun der Swamp? Nächste Station: Wildschweine! Obelix wäre in seinem Element, das Wasser würde ihm im Mund zusammenlaufen, aber ich muss ehrlich zugeben, dass mich der Schmarrn überhaupt nicht interessiert. Auch die Schweine zieren sich nicht, die Marshmellows zu verdrücken. Erst kurz vor Ende der Tour kommen wir in den Mangrovenwald und können ein paar genußvolle Minuten durch die Sümpfe gleiten. Zum Abschluß werden die Marshmellows gegen Dosenwürstchen getauscht, welche Verschwendung, und ein Bootsführer versucht den anderen zu übertrumpfen, um möglichst mit der Hand oder mit dem Mund nahe am Maul der Aligatoren zu sein. Ich schreibe jetzt nicht, was ich mir gedacht habe. Schnapp, Klappe zu - Affe tot! Mensch, die Leute verdienen doch nur ihr Geld damit. Bruce, sozusagen der Stammaligator, war eh schon halb blind, vermutlich zuckerkrank, - wen wunderts.

Der Tag klingt abends im Hard Rock Café bei Ribs und Chicken aus. Das Essen war gut, eine Unverschämtheit bleibt dennoch: Wir haben den Rechnungsbetrag mit den üblichen Prozenten aufgerundet und als wir die Kreditkartenbelastung prüften, haben die Indianer doch tatsächlich auf dem runden Betrag wieder die Cents hinzugeschlagen. Das Trinkgeld erhöht sich um diese paar Cents. Nicht tragisch, aber eindeutig Betrug! Man sollte es reklamieren, aber das veruracht mehr Kosten als der entstandene Schaden. Aber genau damit rechnet Winnetou, wetten!
PS: Das ist uns dieses Jahr zweimal im HardRock passiert. System?

... Fortsetzung folgt!
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Dienstag
Es ist nicht zu glauben, aber wir sind jetzt schon vier Wochen hier. Vier Wochen, vollgepackt mit Wanderungen und Städtetouren, für Abwechslung war jederzeit gesorgt. Viele neue Gebiete lagen auf unserem Weg und Lokationen, an denen wir schon fast zwanzig Jahre nicht mehr waren. Sehr angenehm war die permanente Abwechslung. Wanderurlaube lösten Städtereisen und umgekehrt ab. Florida, das wir irgendwie immer links liegen liessen, da es für uns nicht das Amerika ist, das wir lieben, war sehr schön.

Heute können wir etwas verschnaufen, denn es ist Fahrtag und wir kommen auf unserem Weg nach Westen voran. Unbekanntes Terrain wartet, als wir uns Richtung Nordwest von New Orleans verabschieden. Die Stadt war eine Reise wert, aber die zwei Tage haben uns wirklich genügt. Mit dieser Zwischenbilanz im Kopf sitzen wir nun im iHOP in La Place. Steffi und ein knurrender Magen hat uns hier hergeführt. Auf der 190 West ist nicht auszumachen, was zu einer Umleitung führt. Keine Schilder, sondern wie Karussels blinkende Streifenwagen geben eindeutig die Richtung vor. Steffi will immer, dass wir wenden und geht uns bald ziemlich auf die Socken. Aber irgendwann ist sie zufrieden, und als wir auf der Interstate 49 das erste Mal 75 Meilen pro Stunde fahren können, purzeln die Restmeilen bis Dallas. Bei Shreveport treffen wir auf die Interstate 20 und bald den Cowboystaat Texas. Wir freuen uns auf billiges Benzin. Ist doch klar, dass die Brühe, die hier direkt aus den Bohrtürmen kommt, viel billiger, als in Louisiana ist. Die einfache Logik ist aber leider oft nicht zutreffend. 14 Cent mehr als vor der Grenze. Tja, leider braucht unser Auto einen Schluck zu trinken. DschaiAr, also der Ewing-Typ mit Anzug, Cowboyhut und -stiefel setzt sein arrogantes und ätzendes Lächeln auf. Geschenkt!

Modern sind sie hier. Der Carpool auf der US 80, die uns die letzten 30 Meilen nach Dallas führt, kann automatisch die Richtung, je nach Verkehrsaufkommen, wechseln. Nicht wie auf der Golden Gate, auf der die Straßenwächter die Begrenzungsstöpsel per Hand umstecken. Und diesen modernen Eindruck vermittelt auch die in Sicht kommende Skyline. Als die Temperaturen schon fast die "three digits" erreichen, fahren wir nach 9 Stunden und 516 Meilen im Fairmont vor. Das Zimmer kann sich sehen lassen, auch wenn es nicht mehr ganz so frisch ist. Ausserdem fehlt ein Vergrößerungsspiegel, der nach vier Wochen von essentieller Bedeutung wäre. Wenn ich nur wüsst, warum mein Haar so ist, es wächst so dicht, so schnell, fast kriminell! Im Alter leider noch an Stellen, die man vorher nicht mit ins Kalkül gezogen hatte.

Es ist ein schönes Gefühl, wenn man frisch geduscht aus dem Lift steigt und sich vor einem eine wunderbare Bar ins Interieur der Hotel- und Empfangshalle nahtlos einfügt. Die Vorfreude gleich hier zu sitzen und vor dem Abendessen etwas zu entspannen, die Leute zu beobachten und ein Bier zu trinken, steigt mit jedem Schritt, den man dem Objekt der Begierde näher kommt. Heute umso mehr, denn wir treffen einen Freund, der hier in Fort Worth arbeitet. Jedes Jahr, irgendwo auf diesem Kontinent verabreden wir uns inzwischen und das ist schön. Der Abend war nett wie immer, das Essen im "Stephan Pyles" war ausgezeichnet und anschließend konnten wir noch eine Dallas-Stadtrundfahrt genießen. Das iPad vor den Hebel der Automatik des Benz geklemmt und los geht's. Die Skyline leuchtet in unterschiedlichsten Farben, am Pioneer Plaza läuft die Rinderherde bei Nacht durch die Wildnis und das Omnihotel versucht sich im Look der 60er Jahre mit batik-artigen Lichtspielen auf der Fassade - Let the sunshine in ... Sehr schön, danke Christian!

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Mittwoch
Der Abend war nicht unanstrengend, gell, jetzt aber raus aus den Federn, Dallas wartet.

Wir durchstreifen die Downtown und entdecken schöne und interessante Plätze. Es geht vorbei am Kennedy Memorial. John Fitzgerald Kennedy musste auf der Elm Street durch Schüsse von Lee Harvey Oswald am 22.11.1963 sein Leben lassen. Wer kennt die Filmaufnahmen nicht. Das aufwendige Memorial wird noch durch etwas einfacheres, jedoch für mich beeindruckenderes aufgewertet. Auf der Fahrbahndecke markieren zwei aufgemalte weiße Kreuze schlicht die Stellen, an denen die Kugeln trafen. Irgendwie berührt mich das, obwohl es schon so lange her ist.

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Vorbei an der schönen Union Station, immer den Reunion Tower mit seiner imposanten Kugel im Blick, kommen wir zum Convention Center. Das Omni wirkt am Tag bei weitem nicht so erstaunlich. Als wir die Pioneer Plaza erreichen, sind wir erneut beeindruckt. Die Gruppe aus 70 Bronze Longhorns und ihren Cowboys ist die größte bildhauerische Skulptur der Welt. Sie befindet sich an der Stelle des historischen Trails, der Anfang 1854 zum Viehtrieb benutzt wurde. Echt sehenswert, obwohl wir nicht die kulturbeflissendsten Menschen sind. Vor der modernen City Hall ist eine kleine Pause angesagt. Auch hier öffnet sich ein schöner Blick auf die Skyline. Als wir erneut in die Häuserschluchten von Dallas eintauchen, sind wir uns einig. Die Erwartungen an Dallas waren nicht hoch, aber es ist eine schöne und sehr saubere Stadt. Die Market Street ist voller netter Lokale, da wird sich für heute Abend etwas finden. Dallas ist einen Besuch wert!

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Viele Leute behaupten, dass Fort Worth viel schöner als Dallas ist. Also Harry, fahr den Wagen vor, da müssen wir hin. Auf der Interstate 30, vorbei am Six Flags over Texas, erreichen wir die Stadt und parken direkt am Sundance Square. Hier, rund um die Main Street, gibt es viele nette Lokale, kleinere Shops und ein paar historisch anmutende Gebäude. Das hat man alles schnell gesehen und es ist auch nicht besonders interessant, sorry!

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Wir haben zuerst versucht, die berühmten Stockyards zu Fuß zu erreichen, aber wir merkten schnell, dass das einfach zu weit ist. Also mit dem Auto zum Viehhof. Fort Worth war einer der größten Viehhandelszentren der USA. Der nun touristengerechte Stockyard ist übrig geblieben. Es ist alles sehr adrett gemacht und interessant. Im Zentrum steht die riesige Rodeohalle. Wir schlendern durch die Cowboy-Geschäfte und die Verladestation, die nun mit kleinen Geschäften und Fahrattraktionen (Bullenreiten, was sonst?) gefüllt ist. Schmarrn und Kitsch gehören dazu, wir haben es aber nicht bereut.

Die Lovebugs hängen immer noch im Grill und träumen vermutlich von der unendlichen Liebe. Aber nicht mehr lange, denn wir fragen jetzt Steffi mal nach einer Waschanlage. Ein kleiner Umweg muss schon sein, aber anschließend ist der Chevy, der uns inzwischen fast ans Her(t)z gewachsen ist, wieder wie neu. Und die Bugs machen jetzt den Tauchschein!
In der Houston Street ein kurzer Stop beim HRC, natürlich muss ein Shotglas her. Es ist modern eingerichtet, leider etwas vom Schuss, aber schön. An der Hotelbar, wir waren nicht mehr willens ein Lokal zu suchen, gab es wunderbares Essen nach einem wunderbaren Tag.

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Donnerstag
Es bleibt für uns eine Illusion, dass Texas nur aus weitem Land, großen Ranchen mit noch größeren Rinderherden und Ölbohrtürmen besteht. Auf unserem Weg nach Süden wird das Land nur vorübergehend weiter und die Bäume werden weniger. Und nur vereinzelt tauchen nun auch Rinder auf. Aber bei Hico fahren wir in die sogenannte Hill Countries ein. Name ist Programm und zu den Hügeln gesellen sich Bäume und nun auch Sträucher. Die Natur wird abwechslungsreicher, erste Kakteen säumen den Weg.

Nach drei Stunden sind wir im Longhorn Cavern State Park. Die Höhlen kosten Eintritt, aber nicht für uns. Unser Ziel ist nicht die Dunkelheit der Caverns, sondern nur deren Eingang, an dem sich der weit verzweigte, sehr ungewöhnliche Sam Bass Arch breit macht. Eine Öffnung neben der anderen. Der Arch überspannt wie das Dach einer Konzerthalle den Höhleneingang. Durch die großen Löchern wachsen Bäume gen Himmel und die Treppe, die in den Konzertsaal führt, ist alles andere als klein. Ein gewaltiger und interessanter Arch.

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Sind wir schon im Westen? Bei Marble Falls kommen wir an den Colorado River. Kein unbedeutender Fluss. Der Texas Colorado ist der längste Wasserlauf des Bundesstaates; sage und schreibe 1.380 Kilometer. Wieder was gelernt! Texas sieht hier wieder so ganz anders als in unseren Köpfen verankert aus. Eine Landschaft wie auf Korsika oder in der Toskana. Die Illusion wird perfekt, denn hier stehen sogar Häuser, die denen in der Toskana perfekt nachgebaut sind. Wo sind denn nun die Ölpumpen? Aber es gefällt uns, so wie es ist, viel besser.

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Wir erreichen Austin, die Hauptstadt des Lone Star States. Das State Capitol ist rosa, dem harten Cowboy müssen doch die Augen tränen. Wem ist das eingefallen? Georg W. Bush ist doch verheiratet, oder? Die Farbe ist so häßlich, dass sie sicherlich in einem Baumarkt übrig geblieben ist und billig zu haben war. Gespart muss ja überall werden. Innen ist es, wie fast jedes Capitol, sehr schön. Gediegene Räume, ausladende Kuppeln, perfekte Symetrie. An der Wand hängt er, der ehemalige Gouverneur und Präsident, - und da hängt er gut!

Wir laufen die Congress Avenue hinunter bis zum Historic Driskill Hotel. Innen offenbart sich dessen Schönheit, auch wenn es ein bisschen sehr streng riecht: Blitz-blank gepflegte Marmorböden und Säulengänge, alles Jahrgang 1886. 26 Jahre davor, ein wesentlich wichtigeres Ereignis, für die Fussballfans jedenfalls. Spaß beiseite, zurück auf den Straßen von Austin, die so spannend nicht sind, und nach dem Hard Rock Café gefragt. It's gone forever! Und so schlendern wir ohne Shotglas zurück zum Auto. Aber was ist das? Juhu, ein Strafzettel, obwohl die Parkgebühr bezahlt und die Zeit nicht abgelaufen ist. Rechnungsbetrag 0 Dollar, also ein sogenanntes Warning. Erst auf den zweiten Blick erklärt sich das Ganze. Der Parkschein, den ich, wie bei uns üblich auf die Ablage gelegt hatte, hat doch tatsächlich einen Klebestreifen. Und dieser Klebestreifen ist dafür da, dass man den Parkschein sichtbar an die Scheibe klebt, damit der übergewichtige Officer ja nicht seinen Allerwertesten aus seinem Auto hieven muss, um seine so wichtige Kontrollfunktion ausüben zu können.

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Wir fahren an das südliche Ende von Austin in den McKinney Falls State Park. Ein Gewirr an ungeteerten, jedoch sehr gut gepflegten Straßen führt zu den Trailheads. Als wir uns auf den Weg zum Onion Creek machen, um zu den Lower Falls zu gelangen, stehen bereits nach wenigen Metern die Schweißperlen auf der Stirn. Nicht, dass das Trail anstrengend wäre, aber es ist schon wieder dermaßen heiß. Als wir unten am Wasser sind, pritschelt das Nass über eine zirke 2 Meter hohe Felsenstufe. Und die hat eine Besonderheit, - die McKinney Falls Natural Bridge. Wer bei einer Brücke an einen großen Felsbogen denkt, der wird enttäuscht sein, denn das Wasser hat an dieser Steinstufe eine sehr kleine, ja fast filigrane Öffnung geschaffen. Wir queren den Creek, um direkt an und auf die Brücke zu kommen und stehen teilweise bis zu den Knien im Wasser. Sehr angenehm bei den Temperaturen. Monika ziert sich ein bisschen, denn klares Wasser sieht anders aus, aber wir kämpfen uns dann letztendlich ohne Verletzungen und Krabbeltierchen an den Füßen zur Bridge. Ein Schwall schießt durch eine kleine Bobbahn und fräst unaufhörlich am Felsen. Die frontale Öffnung der Brücke ist fast so rund, wie ein Loch in der Torwand des aktuellen Sportstudios. Der Versuch, nach oben zu kommen, scheitert kläglich. Wir schaffen den Überhang einfach nicht. Also zurück und von einer anderen Richtung auf die Fälle zum Durchbruch marschiert. Klitschiger Fels, ein paar Spalten, aber bald ist es geschafft. Ein letzter Sprung und wir bestaunen die McKinney Falls Bridge von oben. Spektakulär wäre die falsche Ausdrucksweise, aber sehr besonders, das bringt es auf den Punkt.

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Rund um San Marcos scheinen deutsche Einwanderer ihr Revier gefunden zu haben. Zumindest weisen viele deutsche Straßennamen darauf hin. Ein ansehnlicher, sauberer Ort mit schönen Geschäften und Häusern. Und so gelangen wir zu unserem vorletzten Ziel von heute. Hier, an der Natural Bidge of Texas ist alles sehr touristisch aufgezogen, es gibt sogar einen Safaripark und wir befürchten das Schlimmste. Aber es ist schon 17 Uhr und die Masse hat sich verzogen. Wir sind alleine. Die Brücke ist nicht so groß wie die Natural Bridges of Alabama und Arkansas, aber sie ist durchaus sehenswert. Mit Flip-Flop bewaffnet wandern wir den kleinen Weg nach unten. Aus den Fängen des geteerten Trails kommt man nicht aus, rundherum alles eingezäunt und eingemauert. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

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10 Stunden sind wir jetzt unterwegs und nach all den Brücken und Arches und der langen Fahrt wird es Zeit, dass wir es uns in San Antonio gemütlich machen. Aber das Riverwalk Plaza Hotel kann diese Gemütlichkeit nicht erzeugen. Das Hotel ist zwar ok, hat aber auch schon bessere Tage gesehen. Die Einrichtung, die Bauweise und die düsteren Brauntöne sind eher unsympatisch, eine anderes Wort fällt mir dafür nicht ein. Aber hört, hört: Im Bad steht ein Vergrößerungsspiegel!

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Wir machen uns auf die Socken und gehen den berühmten Riverwalk, der gleich neben unserem Hotel beginnt. Und hier ist es echt schön und nachdem Ende Mai die Touristensaison noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat und auch erst Donnerstag ist, ist es auch punktuell gemütlich. Wir sitzen oberhalb des Walks und des Rivers auf einer Terrasse und trinken Tee, - Späß'le g'macht! Boote ziehen an uns vorbei und ich kann die Gier nach unserem schattigen Platz und dem vor mir stehenden Getränk verstehen. Auch das Hardrock befindet sich am Kanal und obwohl man draußen überall schön sitzen kann, landen wir an der gekühlten Bar, denn es ist einfach noch zu warm.

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Texelrita

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Leverkusen
Wir lesen immer noch fleissig und interessiert mit - auch wenn wenn wir manchmal länger schweigen, ist es kein Qualitätsmerkmal :LOL:.

Dallas war gerade wie ein dejavu, denn wir waren ja auch gerade erst dort und San Antonio ist ein kleines Sahnehäubchen für uns, da wir es irgendwann aus der Tour streichen mußten um in der Zeit zu bleiben. Danke fürs virtuelle mitreisen. - Aber etwas scheint es ja so zu sein, wie man es mir schilderte und weswegen wir es rausgenommen haben....

Danke Dir und wie gesagt, wir reisen gerne weiter mit - virtuell haben wir auch 85 Tage Zeit (welch eine Traumvorstellung :updown: für die wir täglich beten).
 
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Schön, wenn wer dabei bleibt. Zwei Drittel haben wir noch:LOL:

San Antonio ist schön, einfach anders. Eine Mischung aus Mexiko und USA
 

Melli84

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Hallo Fritz,

ich bin auch noch mit dabei.. :) Nur hab ich nich immer die Zeit einen Kommentar drunter zu schreiben.. *hehe*
Freu mich schon auf die Fortsetzung!!!


grüße von Melli
 

Floridaperle

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Bin auch noch dabei und freue mich auf die neuen Folgen.

Eure "Arch-Sucht" finde ich klasse, ich mag die auch sehr! Nachdem ich bisher nur die aus dem Arches Nationalpark kenne , bin ich sehr erstaunt, wie viele es davon in den USA gibt. Vielleicht finde ich auf eurer weiteren Route noch Tipps für unseren Trip im nächsten Jahr durch den Nordwesten.
 
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Freitag
Die Kaffeemaschine auf dem Zimmer ist so verkalkt, dass sich das Wasser nur noch im Inneren des Geräts im Kreise dreht. Kein Tropfen findet in meine Tasse. Aber der Coffee-Shop unten im Hotel hat ordentliche Brühe, obwohl es eine fast nicht enden wollende Prozedur ist, bevor der Pappbecher in meinen Händen landet. Wie kriegen die den Kaffee nur immer so heiß?

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Der Weg zum "Tower of the Americas" führt uns am schönsten Gebäude der Stadt, dem Life Building, vorbei durch den HemisFair Park. Die Blumen haben ihre Blütenbracht der noch angenehmen Sonne entgegen gestreckt. Statuen und Kunstwerke ergänzen die Natur. Und da ein Bär, - den kennen wir doch. Der Winzling steht auf seinen Hinterpfoten und deutet Richtung Heimat. Gestiftet von Wowereit, dem besten Projektmanager unseres Landes. Ja, ja, der Klausi, hätte er mal das Geld für den Bären in seinen neuen Flughafen gesteckt. Böse ...! Am Tower, der von Wasserspielen umgeben ist und 750 Fuß in den Himmel ragt, ist noch nichts los. Und nachdem die 10,95 USD pro Person bezahlt sind, wuchtet uns der Aufzug hinauf. Im Preis dabei ist der "Sky of Texas Ride" in 4 D, also 3 davon mit den Augen und das 4. D, weil sich der Sitz bewegt. Es ist recht unterhaltsam, schöne Aufnahmen von Texas und einige Schrecksekunden. Der Blick vom Oberservation-Deck ist grandios, San Antonio ist allerdings sehr überschaubar.

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"The Alamo", ursprünglich unter dem Namen Mission San Antonio de Valero, diente fast 70 Jahre als Heimat für Missionare und deren indischen Konvertiten. Der Bau begann am heutigen Standort im Jahre 1724. Bekannt wurde es durch den texanischen Unabhängigkeitskrieg 1835/1836, als die texanischen Verteidiger des Forts schließlich von mexikanischen Truppen besiegt wurden. Aber auch durch den gleichnamigen Western von John Wayne. Schön, - soweit so gut. Über das sehr wunderbar restaurierte Menger Hotel, erbaut von einem Deutschen, schauen wir in den Buckhorn Saloon. Kitsch pur in der angeblich ältesten Bar von San Antonio. Die Houston Street bringt uns zum Market Square. Die bunten spanisch-mexikanischen Kleider und sonstiger Nepp suchen Abnehmer. Auf unserem Weg zum Historic King William District finden wir endlich etwas Schatten am Ufer des Kanals. Das Viertel ist sehr schön. Die Häuser gefallen uns sogar besser, als die im Garden District von New Orleans. Als wir wieder im Hotel ankommen, brennen die Füße ob der Hitze, des Drecks und da der bisherige Marsch durch San Antonio nicht kurz war. Wir beschließen, uns in gekühlte Lokationen zu verziehen und kaufen im Rivercenter ein. Langsam geht die ein oder andere Wäsche aus und für eine Waschmaschine hatten wir noch keine Zeit.

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Wir beschließen den Abend am River Walk. Inzwischen ist ein Spaziergang im eigenen Tempo nicht mehr möglich. Die Menschenmassen drängen sich und erst, als wir im wunderbar gekühlten Italiener Paesanes sitzen, kehrt Ruhe ein. Das Essen ist gut und selbst der Espresso schmeckt. Zum Abschluß pflanzen wir uns in ein Boot und fahren den River Walk ab. Beschaulich gleitet das 20 Mann-Boot durch die Häuserschluchten, ein Guide erklärt ein paar Hintergründe und da es inzwischen erträgliche Temperaturen hat, genießen wir die Tour. Es hat sich gelohnt, San Antonio aus dieser Perspektive zu beleuchten. Der geplante Absacker fällt leider aus, da der Buckhorn Saloon bereits um 20 Uhr schließt. Das Leben San Antonio's spielt ausschließlich am River Walk.

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Eine etwas philosophische Betrachtung leitet die nächsten zwei Wochen ein: Die Evolution des Menschen ist davon bestimmt, dass er sich auf seinen eigenen Füßen vorwärts bewegt. Nachdem im 21. Jahrhundert die Hilfsmittel Auto, Fahrstuhl, Rolltreppe und andere Techniken, nicht zuletzt die Bürojobs, dafür Sorge tragen, dass sich eben dieser Mensch nicht mehr bewegen muss, beginnt er in seiner Freizeit Sport zu treiben. Für viele von uns ist jedoch das ewige Streben nach Rekorden, insbesondere die Vergleichbarkeit der eigenen Leistung mit dem Spitzensportler, alles andere als angenehm und oftmals auch demotivierend. Wanderungen, ob auf gerader Strecke oder auf auf die Berge oder in die Canyons haben den großen Vorteil, dass es keine bekannten Rekorde gibt. Und das ist es vielleicht auch, warum der Mensch so gerne und zunehmend wandert. Ab morgen werden wir erneut die Natur erkunden und wir werden diagnostizieren, dass es innerhalb Texas eine Grenze gibt, die in keinem Atlas, auf keiner Landkarte eingezeichnet ist.

... Fortsetzung folgt!

PS: Damit endet das erste Drittel unseres Road und Hiking Trips, danke, dass Ihr dabeigeblieben seid - freut Euch nun auf Teil II, demnächst hier in diesem Theater. Jetzt gibt es erst mal wieder Bilder der weiteren Tour. Schaut doch mal die nächsten Tage bei den "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de
 
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Liebe USA-Freunde,

wie versprochen, habe ich, bevor es hier mit dem Reisebericht weiter geht, wieder Bilder online gestellt. Die neuen Bilder findet Ihr am schnellsten über die "Updates" im Menü auf http://www.zehrer-online.de.

Hinzugekommen sind:
- Jewel Tibbetts Arch [Hell Roaring Canyon]
- Ute Arch [San Rafael Reef]
- Hurst Bridge aka. Shadow Box Bridge [San Rafael Reef]
- Ernie Bridge [San Rafael Reef]
- Skyline Arch [Arches National Park]
- Tower Arch [Arches National Park]
- Sand Dune Arch [Arches National Park]
- Tapestry Arch [Arches National Park]
- Broken Arch [Arches National Park]
- Window Rock [Many Farms]
- Window Rock [Chinle]
- The Big Eye
- Teardrop Arch
- Strawberry Arch
- Black Rock Natural Bridge
- Very Large Array
- Tejas Arch
- Southeast Rim Keyhole [Big Bend National Park]
- Phoenix Arch
- Los Alamos Arch
- Crown Mountain Lost Mine Trail [Big Bend National Park]
- Burro Mesa Pouroff Window [Big Bend National Park]
- Burro Mesa Pouroff East [Big Bend National Park]
- Bandelier National Monument
- Bandelier Arch
- Albuquerque
- Lajitas Natural Bridge
- The Window [Big Bend National Park]
- Cerro Castellan Window [Big Bend National Park]

So, jetzt gehe ich mal eine Woche Motorradfahren und dann geht es hier weiter. Schöne Zeit!
 

Floridaperle

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Viel Spaß beim Motorradfahren! Freue mich auf weitere Folgen eurer Rundreise.

Danke für den Tipp mit den Arches. Mal sehen, ob sich da was machen lässt im nächsten Jahr.
 
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Samstag
Steffi beschwert sich massiv, als ich den Weg auf die Interstate 10 nehme. Sie will woanders hin. Also gut, dann halt die US 90 West. Das Frühstück bei Denny's haben wir gerade noch rechtzeitig geschafft, denn hinter uns scheint halb San Antonio, respektive deren Vororte, hier zum Frühstück zu erscheinen. So können wir nur müde über die Schlangen lächeln, die sukzessive vom "Hinsetzer" bearbeitet werden. How many? Aber das fragen sie auch, wenn wir nur zu zweit in der Schlage stehen. Und selbst wenn wir uns unterhaken oder gar umarmen würden, würden sie fragen. Warum fragen sie denn dauernd? Ist es so schwer bis 2 zu zählen?

Das Gras wir langsam gelber, die Sicht wird immer weiter und als wir nach Uvalde auf dem Weg nach Del Rio sind wird klar, dass spätestens hier ein Schild aufgestellt werden muss. Nein, Texas ist noch lange nicht zu Ende. Aber das Wasser der Flüsse nimmt Abschied und das Flußbett ist nur noch eine Ansammlung von verwehtem Sand mit Steinen durchsetzt. Das Grün wird durch den gelben Wüstenriesel aufgefressen, die Sträucher werden borstiger, Ocotillos kommen in Sicht, die Frequenz der Orte nimmt ab und wir sind endlich angekommen. USA-West heißt uns hier zumindest geologisch und mit seiner Flora willkommen. Der Sprung ist geschafft, die Grenze ins gelobte Land ist überschritten. Ja, das ist ein gutes Gefühl, auch wenn ein paar Kameras der Borderpatrol auf uns gerichtet prüfen, ob wir nicht doch als illegale Grenzgänger Arbeit und Unterschlupf suchen. Der Drogenhund hat selbst unsere Dreckwäsche nicht als Grund für Signale benutzt. Der Riechkolben des Tiers scheint wohl nur auf Drogen spezialisiert. Keine weiteren Ausführungen zu diesem Thema.

Pause oberhalb des Pecos River, der seine Bahn nach unten gefressen hat. Die Felswände ragen steil in den Himmel und wir kommen zu dem Schluß, dass dieses Gebiet sehr Arch-verdächtig ist. Es gibt keine Orte mehr, es ist einsam und die vereinzelten Häuser sind zunehmend Wohnwagen. Man trifft auf mehr kilometerlange Züge, als auf Autos. Die Gleise geben die Richtung vor.

Nach 7 Stunden erreichen wir unsere Heimat für die nächsten drei Nächte. Das Hamton Inn in Alpine ist das beste Hotel am Platz, wir werden freundlich begrüßt und fühlen uns sofort pudelwohl. Erster Waschtag, Pulver und Weichspüler gibt es an der Rezeption und die Maschine und der Trockner sind bald fertig. Wir brauchen uns nicht darüber unterhalten, dass die Wäsche mit dieser Technik nicht die Sauberkeit wie bei uns daheim hat. Im Cowboy Grill, gleich gegenüber, riecht es ein bisschen streng, aber die Steaks sind gut. Gibt es mexikanische Indianer? Auf alle Fälle gibt es hier kein Bier.

... Fortsetzung folgt!

PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de
 
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Sonntag
Der Himmel hat heute Nacht seine Schleusen geöffnet und die Wüstengegend rund um Alpine nass gemacht. Als wir aber am Frühstückstisch die erste Stärkung des Tages erfahren, lacht die Sonne und lädt uns zum Wandern im Big Bend Nationalpark ein.

Ja, es gibt Unterkünfte direkt im Nationalpark, aber meine Recherchen deuteten eher auf Herbergen hin. Alpine ist das nächste Dorf, leider über 100 Meilen nördlich des Parks. Und deshalb brausen wir nun auf dem Texas Mountain Trail, der TX 108, nach Süden. Immerhin ist das Speedlimit mit 70 mph angesetzt. Endlich möchte man fast ausrufen, kontrolliert jemand meinen Nationalparkpass und wir sparen uns 20 USD. Die Sonne scheint auf die Felder von Ocotillos und die Chisos Mountains im Hintergrund, grün bewachsen am Fuß und Felsnadeln und Zapfen wie in Berchtesgaden. Sie bilden sozusagen mit dem Rio Grande als Abschluß die natürliche Grenze zu Mexiko. Die Straße hinauf zum Basin steht den großen Alpenpässen nicht nach. Hochprozentige Steigung und der Chevy Traverse zeigt, dass er kein Ferrari ist. Wir fahren zum Ende des Basin Campground und schnüren die Wanderschuhe.

the_window_big_bend_01.jpg


Der gut ausgebaute und wunderbar gekennzeichnete Windows Trail führt uns bergab in ein Hochtal. Die Sonne strahlt und die Temperaturen sind noch sehr angenehm. Der Hike wird, unten angekommen, zum Spaziergang. Links und rechts Felsenwände. Die erste Wanderung in diesem Urlaub, die nicht durch den Wald führt. Auf den letzten 0,4 Meilen deutet sich der Einschnitt, das Window, bereits an. Immer enger rücken die Wände an den Pfad heran und es geht über Felsen, die sehr rutschig sind durch den Oak Canyon. Nach knapp einer Stunde stehen wir vor dem Window. Rechts erhebt sich der Vernon Bailey Peak und links ragt der Carter Peak in den Himmel. Das Fenster öffnet sich und gibt den Blick auf die Ebene unten frei. Das ist ganz nett, aber nicht so spektakulär, wie wir es uns vorgestellt haben. Der Rückweg ist bei Canyonwanderungen naturgemäß anstrengender, aber nachdem die Höhenunterschiede auf dieser Wanderung sehr moderat sind, brauchen wir zurück kaum länger. Ein Skorpion, der leblos im Waschbecken der Campgroundtoilette liegt, verabschiedet uns für heute aus der Chisos Bergwelt.

Die Temperaturunterschiede sind gewaltig. Oben hatte es noch angenehme 72 Grad, hier unten in der Wüste sind die 100 nicht mehr weit. Das spiegelt sich natürlich auch in der Pflanzenwelt wider. Hier unten ist das einzige Grün das der Kakteen. Wir umrunden das Chisos Gebirge und machen uns auf, um der Grenze nach Mexiko noch näher zu kommen. Am Fuße des Cerro Castellan, im Tuff Canyon, prangt inmitten einer öden Wüstenlandschaft ein riesiger Felsen. Und auf dessen Rücken hat sich das Cerro Castellan Window gebildet. Die Erhebung hat zwei Farben, auf seiner Vorderseite ist sie braun-gelb, auf der Rückseite mehr grünlich. Querfeldein geht es von der Straße über ein staubtrockenes Flußbett kaum eine halbe Meile nach Norden. Der alleinstehende Felsen lädt zum raufklettern ein, aber das lassen wir jetzt mal schön bleiben. Es ist einfach zu heiß. Selbst die Fortbewegung auf waagerechtem Grund ist anstrengend. Und doch maschieren wir auf einen gegenüberliegenden Hügel, damit das mit dem Foto noch besser klappt. Man gönnt sich ja sonst nix! Nach rund einer Meile sind wir zurück am Auto. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren.

cerro_castellan_window_05.jpg


Einen haben wir noch, aber um zu diesem Ziel zu kommen, gibt es erst mal ein kleines Problem. Der schnellste Weg ist über Castolon, Steffi ruft auf geht's! Links und rechts der Straße wunderschöne Felsformationen, oben ganz schwarz, unten eine hellgraue Schicht, die bis ins rosafarbene wechselt. Wir staunen, und wir staunen noch mehr, als die Straße plötzlich endet. Road closed! Hat doch das Wetter heute Nacht etwas angerichtet, - die Straße ist auf 8 Meilen geflutet. Nun gut, dann zurück und über die sandkistenrote Study Butte nach Lajitas.

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Ein heimeliger Ort, wir kommen an der Ortsmitte von Lajitas an, aber dort, wo das GPS eine Dirtroad zum Ziel anzeigt ist nichts, ausser einer Border Patrol. Schaut nicht nur ihr Lieben, sondern sagt uns, wo es hingeht. Also kehrt, das GPS-Datum der Steinbrücke eingegeben und nach einem Weg gesucht. Der zweite Versuch hat gesessen, wir sind auf der Route und da schau her, finden uns plötzlich mitten in einem Schrottplatz wieder. Vorsichtig tastet sich der Chevy durch den Müll, einen kleinen Hügel hinauf und dann beginnt die Schrott-hau-ab-Wanderung. Es geht durch grobschlächtigen Kies, durch verwehten Sand, Slalom durch die Kakteen und der Blick nach oben verrät, es wird sich lohnen. Zusammengeklebte Steine in Rot, Orange und Gelb, durchbrochen vom Wasser. Diese Doppelbrücke, die Lajitas Natural Bridge, ist einfach toll und der krasse Gegensatz zum hässlichen Schrottplatz. Wir steigen hindurch, ein Sturzhelm wäre angebracht. Keine Ahnung wie stabil das Teil ist, aber wenn sie den nächtlichen Regen überlebt hat, wird sie schon halten. Hat sie auch! Jetzt fehlt uns nur noch der Rio Grande, da hat uns die gesperrte Straße einen Strich durch die Rechnung gemacht. Morgen ist auch noch ein Tag.

Auf der Heimfahrt erreichten wir die 98 Grad und an der Border-Control-Station nehmen sie es heute ganz genau. Wir müssen rausfahren und wieder werden unsere Pässe eingehend studiert. Ausserdem will der junge Mann wissen, wann wir wo gelandet sind und wie lange wir bleiben. Na gut, du wolltest es so. Und jetzt staunst Du über die Daten. Einen, der von New York bis hierher fährt, hast du noch nicht oft gesehen, gell!

Es ist schon 19 Uhr, als wir wieder in Alpine ankommen und so gibt es nur noch einen Chickenburger im McDonalds.

... Fortsetzung folgt!
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Montag
Nachdem das Wochenende der Vergangenheit angehörte, dachten wir, dass unsere nächster Wanderung eine einsame Geschichte wird. Denkste! Der Parkplatz am Trailhead des Lost Mine Trails war schon ziemlich gefüllt. Angenehme Wärme begleitet uns auf dem Weg nach oben. Der gut sichtbare und sehr gepflegte Pfad führt vorbei an den senkrecht in die Höhe ragenden Felsnadeln des Casa Grande Peaks, geht aber sehr moderat, jedoch stetig nach oben. Die Bäume und Sträucher am Wegesrad haben nicht die Höhe, dass sie uns überschatten würden. Noch ist die Sonne willkommen und als wir das erste Teilstück bis zur Ridge bewältigt haben, öffnet sich ein wunderbarer Blick in den Juniper Canyon und auf den gegenüber liegenden South Rim. An dessen Kamm leuchtet aus weiter Ferne das Schlüsselloch, genannt Southeast Rim Keyhole.

south_east_rim_keyhole_01.jpg


Die Steigung nimmt zu und es geht in Serpentinen dem Gipfel des Crown Mountain entgegen. Entgegen kommen uns auch ganze Wandergruppen und wir stellen fest, dass die Jugend dieser Welt keinen Anstand mehr hat. Trägt doch so ein junger Bursche tatsächlich ein Trikot des FC Bayern. Man spricht deutsch. Mit einem gemurmelten "auf die Löwen" ziehen wir kopfschüttelnd unseres Weges ;). Schweißgebadet erreichen wir das Ende des Trails nach knapp 2,5 Meilen. Es kommt abrupt und unvermittelt, da es nun auf allen Seiten, ausser von der wir kommen, fast senkrecht in die Tiefe geht. Schöne Rundblicke: Es gibt Hoodoos, interessante und verschiedenfarbige Felsformationen und das geübte Auge zum Toll Mountain suggeriert, dass dort oben Homer Simpson, zirka 30 Meter hoch, in Fels gemeiselt steht. Ein atemberaubendes Panorama, aber von einer Mine nichts zu sehen. Ach so, die ist ja lost.

crown_moutain_lost_mine_trail_06.jpg


Nach knapp drei Stunden sind wir zurück am Auto und wollen jetzt endlich den Rio Grande sehen. Auf dem Weg zum Rio Grande Village knackt die Natur die 100 Grad und als wir die mobilen, klimatisierten Räume verlassen, trifft uns fast der Schlag. In der Picknick Area mit River Access finden wir keinen Zugang. Erst am verwaisten Campground, ganz hinten, sind die Sträucher am Flußrand nicht so dicht. Die grün-braune Dreckbrühe fließt von rechts nach links an uns vorbei, - wie spannend. Baden verboten! Ich möchte nicht wissen warum, Krokodile oder Piranhas sind auf alle Fälle nicht zu sehen. Nix wie weg!

bild_2012_rio_grande.jpg


Ein Pouroff, to pour off heißt abgießen oder abschütten, ist ein steil abfallender Abfluß eines Flußes. Und das östliche Pouroff an der bzw. von der Burro Mesa fällt senkrecht zirka 50 Meter dem Boden entgegen. Ziemlich am Abfluß steht ein Steinbogen, ein Window, und den wollen wir besuchen. Es stellt sich nur die Frage, ob der Arch am Pouroff oben oder unten steht. Das GPS Datum weißt auf oben hin, aber man weiß ja nie, wie exakt die Daten sind. Und nachdem der Weg von unten kürzer und einfacher ist, versuchen wir es mal von dort. Wir wandern in den Einschnitt hinein und beobachten genau die Felswände links und rechts und oben. Nichts zu sehen, - ja wo ist er denn? Wir stehen nun vor der Wand, es geht nicht mehr weiter. Der Blick nach oben erzeugt eine Genicksperre. Kein Tropfen findet den Weg nach unten. Interessant, aber wir wollten ja den Steinbogen finden. Ruhig bleiben, es war ja nur insgesamt eine Meile.

Wir parken am Trailhead des Upper Burro Mesa Pouroff Trails. Sanft, einer staubtrockenen Wash folgend, geht es in die Felsen. Der Weg wird abwechslungsreich, immer wieder ein paar kleine Kletterpartien. Es macht Spaß ein wenig zu bouldern. An den Felsen verbrennt man sich jedoch die Finger. Die Hitze des Tages hat sich auf deren Oberfläche eingenistet. Der Anlauf zum Pouroff ist erreicht und es wird ein wenig sandig. Nach 1,5 Meilen erreichen wir Legoland. Ja, das Burro Mesa Pouroff Window ist wie aus Legosteinen gebaut. Irgendwie lustig, aber das Fenster ist schön und die Umgebung ist es auch. Es hat sich gelohnt.

burro_mesa_pouroff_window_04.jpg


Als wir nach insgesamt eineinhalb Stunden wieder das Auto erreichen, steht die Sonne schon ziemlich tief. Es ist genug für heute und unsere müden Knochen sind froh, als sie im Auto Platz finden. Jetzt "radeln" wir heim! Die erlaubten 45 mph im Nationalpark könnten von einem Profiradler durchaus mal erreicht werden, aber Monika will offensichtlich alle Rekorde brechen. Vielleicht waren es ja auch die nicht mehr so elastischen Knochen, die die Wanderei des heutigen Tages sehr träge, ja fast zu einem Bleifuß gemacht haben. Auf alle Fälle gibt sie Gas und als uns ein Border Patrol Fahrzeug entgegen kommen, wollte der Fahrer offensicht genaueres wissen. Der fährt an uns vorbei und leider ist im Spiegel schon zu beobachten, dass er wendet. Tatü, tata! Du sollst doch die Grenze bewachen und nicht hungrige und müde Wanderer mit Radarpistolen drangsalieren. Viel zu schnell, viel zu schnell, aber als er merkt, dass wir Deutsche sind - you know Autobahn, no speed limit - war ihm der Akt vielleicht zu groß. Und der wollte auch heim, so die Annahme, und es gab ein Belehrung und eine Warnung. I give you a warning - thank you, Sir!

Wie gestern sind wir nach den schönen und ausgedehnten Wanderungen und den Anfahrten zu den Trails spät dran. Wir gönnen uns nur noch ein Sandwich im Subway und sind um 20 Uhr daheim.

... Fortsetzung folgt!
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