Hallo Sandra
wir haben im Sommer 2004 eine Evakuierung mitgemacht.
Es war auf unserer Wohnmobil Tour von Orlando nach New York.
Ich habe mal einen Auszug aus meinem Reisebericht rein kopiert. Dort habe ich versucht die Situation mit Charly, so hieß der Hurricane damals, einigermaßen zu schildern. Es gab in dem Jahr auch noch einen Tropischen Sturm Namens Bonnie, fast zeitgleich, von dem wir nicht wussten was draus wird.
Ich denke ein paar deiner Fragen werden da beantwortet:
"Weiter ging es dann über Jekyll Island, Georgia, dort verbrachten wir nur eine Nacht, weil irgendwie gefiel es uns dort nicht richtig, über Savahnah zum Hunting Island SP in South Carolina. 2 Nächte auf einen schönen CG , wieder unmittelbar am herrlich breiten, leeren Beach. Wunderbar.
Ab hier begannen wir uns nun ernsthafte Gedanken über Bonnie und Charly zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir dass Charly auf Tampa zusteuert und Bonnie sich hinter unserem Rücken breit machte. Die Vorhersagen für Charly ließen uns auch nicht gerade in Ruhe in unsere mitgebrachten Campingsessel fallen.
Was also machen? Hier abwarten bis alles vorbei ist? Weiter fahren? Die Route ganz umwerfen und ins Landesinnere verlegen? Wir wussten es nicht.
In der nächsten Nacht hat uns dann Bonnie auf Trab gehalten. Ein tropischer Sturm der sich bis hier her verirrt hatte, brachte jede Menge Wasser und Wind, Blitz und Donner.
Am Morgen war dann erst mal Ruhe. Aber was ist mit Charly. Den gab es ja auch noch. Und Charly war ein Hurricane. Der Ranger in der Stion gab uns die neuesten Wetterinfos. Charly hatte Florida erreicht und hatte sich erst einmal an Punta Gorda vergriffen. Die Vorhersagen zeigten einen weiteren Verlauf in unsere Richtung an.
Die Entscheidung hieß nun: weiterfahren. Next Stop: Myrtle Beach.
Unser CG: der private Pirateland. Toller Pool und Lazy River. Das richtige für die Kids sich mal wieder im Pool zu tummeln.
Und Charly? Der war ja noch weit, weit weg. Abgehangen. Denkste.
Gegen 17Uhr verließen wir den Campground um in der Stadt etwas zu essen. KFC sollte es sein und sinnigerweise zogen wir uns dort einen Twister rein.
Gegen 18:30 kamen wir zurück zum CG. Am Gate empfing uns gleich jemand mit der Mitteilung, das wir den Platz unverzüglich zu verlassen hätten. Der Gouverneur hatte um 18 Uhr eine Evakuierung des Bereiches östlich der US 17 angeordnet.
Na gut. Also Evakuierung. Aber wohin? Darauf bekamen wir keine Antwort.
Erstmal runter vom Platz und den Schildern der Evacuation Route folgen. Im Radio folgten dann pausenlose durchsagen welche Strassen zu benutzen seien , wie wo was gesperrt ist usw.
Keine 5 Minuten nach verlassen des CG standen wir auch schon mitten im geordneten Chaos.
Die ganze Stadt musste über eine Ausfallstrasse ins Landesinnere. Und die war mehr als voll. Tausende waren unterwegs und wir mittendrin. Alle kannten nur eine Richtung , weg von der Küste. Also fuhren wir in diesem Tross von Autos einfach mit. Wohin wussten wir immer noch nicht. Das war im Moment auch gar nicht wichtig , da alles am fahren war. Ob die alle wussten wohin?
Der Highway war dann irgendwann nur noch in eine Richtung befahrbar, auf allen 4 Spuren!
Mit 60 MpH ging es dann auf der linken Spur immer gen Westen. Ortschaften waren total abgeriegelt, das der Verkehr ungehindert fließen konnte. Mit 60MpH auf der äußerst linken Spur durch die Orte, das hatte schon was.
Nach 3 Stunden hatten wir die Kreuzung des I 95 erreicht. Im Radio hieß es das man in diesem Bereich nichts zu befürchten habe. Die dortigen Tankstellen und Parkplätze waren übervoll mit Fahrzeugen. Und nun? In der Tankstelle lief ein TV und viele Leute hatten sich mit Landkarten darum versammelt. Waren wohl mehrere die nicht wussten wohin. Wir haben uns dann entschieden die Nacht zwischen den großen Trucks zu verbringen.
Die Nacht war auch absolut ruhig.
Am Morgen haben wir uns dann entschlossen etwas Richtung Küste zurück zu fahren. Wir waren nun immerhin 60 Meilen von dieser weg, und ich hatte den Eindruck das das mehr als genug war.
Gesagt , getan. Nach einer knappen Stunde Fahrt begann es zu regnen. Das war das Zeichen für mich: Bis hier her und nicht weiter. Ein Walmart Parkplatz fiel uns auf , den wir schon am Abend gesehen hatten, auf dem viele Camper schon die Nacht verbracht hatten. Hier hielten wir an und warteten nun ab was da kommt.
Und er kam. Charly zeigte uns was er drauf hatte. Auch in dieser nun sehr abgeschwächten Form, weit entfernt von seiner ursprünglichen Kraft in Florida, und wir standen ja auch nur am äußersten Rande dieses Monsters, hatte er uns ne Menge Respekt eingeflößt.
Die Wassermassen die vom Himmel fielen waren enorm. Dazu der Wind. Das Womo schaukelte nicht schlecht. Ich sah mich genötigt das Ding besser in den Wind zu fahren.
Der Windruck auf das Fahrzeug war so groß , das alle möglichen Fensterdichtungen Ihren Dienst aufgaben und wir ne Menge Wasser im Fahrzeug aufzufangen hatten. Unglaublich.
Ein kleiner Tümpel am Rande des Parkplatzes war Ruck Zuck vollgelaufen und ergoß sich nun auch über den Parkplatz. Der Wind peitsche das Wasser auf , richtige Gischtwolken entstanden. Weltuntergangsstimmung.
2 Stunden wurden unsere Nerven auf die Probe gestellt , bis der Spuk innerhalb 15 Minuten vorbei war.
Als der Himmel aufklarte, kamen sie alle raus und schauten sich Ihre Fahrzeuge an.
Bei uns hatte der Sturm die Motorhaube aufgerissen.
Wir warteten noch weitere 2 Stunden und fuhren dann wieder Richtung Myrtle Beach, nachdem ich beim CG angerufen und mich nach der Situation vor Ort erkundigt hatte.
Der Campigplatz war übersät mit Ästen, Laub usw. Viele Mobilhomes, die nicht weggebracht werden konnten, waren durch herabfallende Äste oder umgestürzte Bäume beschädigt. Eines war niedergebrannt.
Der Pool voll mit Laub und Ästen. Dieser war auch am nächsten Tag nicht benutzbar. Die Schäden die wir unterwegs gesehen haben, hielten sich in Grenzen, und beschränkten sich meist auf Baumschäden. Was nicht heißen soll das es dort nichts schlimmeres gegeben hat.
Wir entschlossen uns jetzt noch 3 Nächte hier zu bleiben und Charly erstmal einen beruhigenden Vorsprung zu geben...."
tobie