Samstag, 18.02.2023
Anreise
Fast pünktlich um 7 Uhr stand ich vor dem Haus meiner Freundin. Wir packten ihre Sachen ins Auto und fuhren gutgelaunt und voller Vorfreude gen Süden. Während der Fahrt tauschten wir Neuigkeiten aus und machten Pläne für die kommenden Tage. Nachdem wir schon letztes Jahr gemeinsam die Winterferien im Allgäu verbracht hatten, freuten wir uns auf die Auszeit, die Berge, den Schnee und das gute Essen.
Zu Ferienbeginn in Ba-Wü und Bayern war natürlich wieder einiges los auf den Straßen.
Als wir den Brenner überquerten fing meine Freundin plötzlich an zu singen:
🎶"Wir sind schon auf dem Brenner
Wir brennen schon darauf
Wir sind schon auf dem Brenner
Ja, da kommt Freude auf!"🎶
Du meine Güte - der Fußball-Song von 1990 mit Udo Jürgens und der Fußball-Nationalmannschaft. 😆 Entgeistert schaute ich sie an, das wirklich furchtbare Lied hatte ich die letzten Jahrzehnte völlig verdrängt, trotz unseres damaligen WM-Sieges gegen Argentinien.
… und sie hörte gar nicht mehr auf zu singen.
Ab jetzt werde ich wohl immer an dieses Lied denken wenn ich über den Brenner fahre 😣
So gegen 15 Uhr erreichten wir endlich unsere Unterkunft in Villanders im Eisacktal. Wir hatten eine schöne Ferienwohnung mit zwei separaten Schlafzimmern und einer kleinen Wohnküche auf einem Bauernhof. Über eine Serpentinenstraße erreichten wir das auf 880 Metern gelegenen Dorf mit herrlichem Panoramablick auf einige namhafte und bekannte Dolomitenberge, wie die Geislergruppe, den Sellastock, den Lang- und Plattkofel, den Rosengarten und den Schlern.
An manchen Stellen hatte man jedoch auch direkten Blick ins Tal auf die viel befahrene Brenner Autobahn und der parallel verlaufenden Eisenbahnlinie.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Basis, also unser Ausgangspunkt nicht sonderlich gut gewählt war, denn wir hatten uns schlussendlich einige traumhafte Winterwanderungen bzw. Ausflugsziele im Pustertal ausgewählt und da hatten wir dann doch jedes Mal eine Anfahrt von 1,5 Stunden. Aber gut, war halt so.
Blick von unserem Balkon
Wir brachten unsere Sachen in die Ferienwohnung und zogen uns gleich um, denn wir wollten uns nach der langen Fahrt noch die Beine vertreten. Mein Knie zickte auch ein wenig und brauchte etwas Bewegung. Als wir die Treppe runterkamen, begegneten wir unserer Gastgeberin die gerade auf dem Weg in den Stall war. Eine Kuh hatte gerade gekalbt und ich fragte ob wir mitkommen könnten.
Willkommen kleines Kälbchen
Nach einem kurzen Blick in den Stall und einem schnellen Foto, denn die Mutter-Kuh war noch sehr aufgeregt und gestresst, machten wir uns mit dem Auto auf dem Weg zur
Villanderer Alm. Wir fuhren entlang des Höfeweges weiter den Berg hinauf, bis wir den öffentlichen Almparkplatz Saltnerstein bei der Gasser Hütte auf 1.756 Meter ü.d.M erreichten. Da wir schon nach 16 Uhr hatten, mussten wir nur die Hälfte der Tagesgebühr von 8 € bezahlen.
Wir starteten unseren Spaziergang auf der zweitgrößten Alm Südtirols. Die recht flache und mit 20 Quadratkilometer ausgedehnte Hochalm erstreckt sich von 1.700 Meter bis hinauf auf den Villanderer Berg mit 2.509 Meter ü.d.M.
Die Alm besticht durch ihre herrliche Aussicht auf die westlichen Dolomiten. Besonders im Sommer zieht sie mit ihren sattgrünen Wiesen, Latschen, Seen und Hochmoore viele Naturfreunde, Wanderer und Radfahrer an. Zahlreiche Almhütten laden zur zu einer Einkehr ein und bieten herrlich traditionale Gerichte und erfrischende Getränke.
Im Winter verwandelt sich die Hochalm hingegen in ein stilles und tief verschneites Naturparadies für Langläufer und Winterwanderer. Fernab vom hektischen Treiben auf den Skipisten zeigt sich Südtirol hier von seiner romantischen Seite, keine Skilifte oder Abfahrtshänge stören hier die Winteridylle. 30 Kilometer geräumte Wanderwege und gespurte Loipen durchziehen die verschneite Hochebene. Ein Anziehungspunkt in einer Höhe von mehr als 2.000 m ist die 2,5 km lange Panoramaloipe.
Während wir über den breiten Almensteig durch das Latschenkieferfeld laufen, kommen uns einige Langläufer, Schneeschuhwanderer und Familien mit auf Rodel sitzenden Kindern entgegen. Langsam wird es Abend, die Leute zieht es nach einem tollen Wintertag nach Hause bzw. in ihre Unterkünfte. Wir haben die Alm fast für uns allein und genießen nach der langen Anfahrt die Bewegung an der frischen Luft.
Nach einer kleinen fünf Kilometer Runde fuhren wir zu unserer Ferienunterkunft zurück, machten uns fein und kehrten zum Abendessen in die Pizzeria Rustika in Villanders ein. Als ich auf Google Maps den Weg zum Restaurant gecheckt hatte, war klar wir nehmen das Auto. Obwohl es nur „ein“ Kilometer zum Laufen war, wären „100 Höhenmeter“ zu bewältigen gewesen. Ähm, frisch geduscht, vollgegessen und auch etwas müde war ich definitiv gegen Laufen. 😊
Gut, dass ich reserviert hatte, denn das Restaurant war brechend voll. Die Speisekarte bot leckere Pizzen und Pasta, sowie traditionelle Tiroler Schmankerl. Wir entschieden uns für Pizza und stießen auf einen schönen Urlaub an!