Tropical Update 35/2012
Aus Tropical Depression Ten entwickelt sich Tropensturm Joyce
Tropensturm Isaac bedroht Haiti - zieht voraussichtlich zu Wochenbeginn über die Keys und die Golfküste Floridas entlang
Hallo Zusammen,
heute übernehme ich das Tropical Update von Uwe, der derzeit im Flugzeug Richtung Südwestflorida sitzt.
Schauen wir uns das Satellitenbild des Nordatlantik an, so erkennen wir zwei tropische Systeme. Aus der tropischen Depression Zehn hat sich heute der Tropensturm Joyce gebildet. Er dürfte weder den Inseln der Karibik, noch der US-Küste nahe kommen und sollte - so sehen es alle Wettermodelle übereinstimmend - weit draussen zwischen dem 60ten und 65ten Längengrad nach Norden, später nach Nordosten wegkurven. Bedroht werden kann allerdings Bermuda, wobei eine übermässige Verstärkung des Sturms derzeit nicht erwartet wird.
Das Zweite System ist Tropensturm Isaac. Er befindet sich derzeit in der Ostkaribik und auf ihn müssen wir das Hauptaugenmerk in diesem Update und in den nächsten Tagen richten, denn es wird erwartet, dass er nach Nordwesten in Richtung Florida ziehen wird.
Auf dem folgenden Satellitenbild sehen wir Isaac. Er ist mit einer maximalen Mittelwindstärke von 64 km/h und Böen von 80 km/h nicht besonders stark. Eine Intensivierung, wie sie eigentich erwartet worden war, ist bisher nicht erfolgt. Der Sturm zieht derzeit mit etwa 22 km/h in Richtung Westen.
Die Tatsache, dass das System bisher nicht besonders hohe Windstärken erreichen konnte, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein beeindruckendes Aussehen und Anzeichen einer beginnenden Intensivierungsphase zeigt. Isaac dürfte sich besser organisieren können, da die Ungebungsbedingungen in den nächsten Tagen gut sind. Das könnte zunächst eine Bedrohung für Haiti und die Dominikanische Republik darstellen. Haiti ist hier immer besonders gefährdet, denn es kommen hier die schlechten Lebensbedingungen der Bevölkerung und das bergige Gelände zusammen. Somit kann selbst ein "schwacher" Tropensturm mit geringeren Windstärken aufgrund der starken Regenfälle und Schlammlawinen zu großen Schäden und einem großen Problem für die Leute dort unten kommen.
Das NHC sieht die Möglichkeit, dass Isaac Hurrikanstärke erreicht, wenn er morgen auf die Insel von Hispaniola trifft. Dies könnte nach dem verheerendem Erdbeben 2010 und der immer noch zerstörten Infrastruktur wiederum enorme Schäden verursachen.
Hier ist die aktuelle Vorhersage des National Hurricane Center. Diese läßt Isaac über den Westteil Hispaniolas und anschließend über Kuba ziehen. Anfang der kommenden Woche wären die Keys und die Golfküste Floridas dann im Fokus des Sturms:
Auch wenn die Vorhersage das Sturmzentrum draussen über dem Golf läßt, so sind dabei die folgenden Fakten zu beachten:
Erstmal ist der Unsicherheitskegel der Vorhersage zu berücksichtigen, hier kann es über das Wochenende zu Verschiebungen nach rechts oder links kommen. Damit ist jeder Ort Florias durch den Sturm bedroht.
Dann ist Isaac kein Punkt, sondern ein ausgedehntes System. Die Ausmaße sieht man ja gut auf obigen Satellitenbildern. Der Sturm beeinträchtigt daher - selbst wenn sein Zentrum auf dem Meer bleibt - große Gebiete in der weiteren Umgebung. Dabei spielen sowohl Wind als auch Starkregen (oft das größere Problem) die wichtigste Rolle.
Der Zugweg des Zentrums über den Golf hätte sowohl Vor- als auch Nachteile. Ein Vortei wäre, dass die Eyewall (falls es zur Intensivierung zum Hurrikan kommen sollte, siehe unten) und damit die stärksten Windstärken draussen auf dem Wasser blieben. Nachteilig ist dagegen, dass somit die Energiezufuhr des Sturmes erhalten bliebe und er sich nicht zwangsläufig abschwächen - ggf. sogar weiter intensivieren - wird. Und letztendlich würde Florida bei einem Zugweg die Golfküste hoch auf der stärkeren, rechten Seite des Sturmes liegen.
Ich möchte nun noch auf die Vorhersagegenauigkeit und auf die Stärkeprognose zu sprechen kommen. Das folgende Bild zeigt einige Wettermodelle, die die weitere Zugbahn des Sturmes berechnen. Wie man sieht, liegt Florida im Mittel der prognostizierten Zugbahnen. Das einzige Institut, welches eine für Florida günstige Zugbahn rechnet, ist das britische UKMET (weisse Linie). Im weiteren Verlauf scheint ein Landfall im Florida Panhandle wahrscheinlich.
Was die Stärkevorhersage angeht, so soll Isaac vor dem Erreichen Hispaniolas Hurrikanstärke erreichen. Beim anschließenden Zugweg über Hispaniola und über Kuba dürfte es dann zur Abschwächung des Systems kommen, denn die Inseln sind gebirgig und dies führt zur Deorganisation eines tropischen Systems. Allerdings sind beim anschließenden Zug über Wasser in der Florida-Straße und im Golf die Umgebungsbedingungen gut, so dass eine rasche Reintensivierung erwartet wird. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass Isaac über dem gebirgigem Land nicht übermäßig an Struktur verliert, denn dann könnten wir es mit einem wesentlich schwächeren System zu tun bekommen. Davon geht das NHC aber derzeit nicht aus, und somit wird Isaac mit Hurrikanstärke über den Keys und vor der Golfküste Floridas erwartet. Dabei kann er die Kategorie 1 auf der Saffir Simpson Skala erreichen (118-152 km/h). Jedoch ist eine höhere Intensivierung auf Kategorie 2 (>152 km/h) vor einem potentiellen Landfall nicht ausgeschlossen, falls er im Florida Panhandle oder weiter westlich an Land gehen wird, denn dann hätte er mehr Zeit über dem warmen Golf um Energie aufzunehmen.
Haltet also die Augen offen, wenn ihr im Laufe des Wochenendes und Anfang kommender Woche in Florida seid und informiert Euch in den Medien über die aktuellen Informationen zu der kommenden Sturmlage.
An dieser Stelle gibt es regelmäßig ein Update. Uwe ist ab sofort vor Ort und wird nach Möglichkeit ebenfalls berichten.
Gruß
Redondo