Tropical Storm Cindy zieht Richtung Lousiana, bald weiterer Sturm in der Karibik mit Kurs Richtung Golf.
Zunächst ein paar Sätze zur derzeitigen Aktivität. Wir haben in diesem Jahr nun schon drei Stürme erlebt: Arlene, Bret und Cindy. Letztere ist derzeit noch im Golf aktiv. Kurz vor der Klassifizierung zum vierten Sturm steht die Depression Nr 4, sie wird den Namen Dennis erhalten. Das macht insgesamt also vier Stürme bis Anfang Juli. Dies ist sehr aussergewöhnlich, in vielen Jahren passiert im Juni nichts und um diese Jahreszeit hätten wir vielleicht einen Sturm auf der Liste abgehakt. Wenn man sich mal die Bedingungen im Atlantik anschaut, so könnte man meinen es ist schon August. Es scheint so, als wenn die gesamte Region ihrer Zeit bezüglich Wassertemperaturen und atmosphärischer Bedingungen etwa einen Monat voraus ist.
Schauen wir zunächst mal auf das aktuelle Satellitenbild des kompletten Gebietes. Im Golf von Mexico befindet sich die ehemalige Depression 3, jetzt Tropensturm Cindy mit grober Zugrichtung Nord auf die Küste von Lousiana zu. In der Ostkaribik sehen wir Depression 4. Sie steht knapp unter Sturmstärke und zieht Richtung Westen:
Cindy ist nun ein schwacher Tropensturm mit etwa 72 km/h maximaler stetiger Windstärke. Sie zieht mit 20 km/h in Richtung Norden und soll sich bis zum Landfall an der Küste von Lousiana noch etwas verstärken. Sie ist noch 300 km vom Festland entfernt. Eine Intensivierung zum Hurrikan wird derzeit nicht erwartet. Hier das aktuelle Satellitenbild:
Für Küstenabschnitte der Staaten Lousiana und Mississippi besteht eine Tropical Storm Warning, für die Bereiche östlich davon bis in den Florida Panhandle hinein eine Tropical Storm Watch. Landfall wird erwartet in der Nacht zu Mittwoch (Ortszeit):
Weit mehr Potential steckt in dem zweiten System, welches sich noch in der Ostkaribik befindet. Die Tropical Depression 4 wird vorraussichtlich noch heute zum Tropical Storm Dennis hochgestuft. Es handelt sich um ein recht großes System mit gutem Outflow nach Nordosten und Südwesten sowie starker Bewölkung im Zentrum, wie man auf folgendem Satellitenbild sehen kann:
Das System hat warmes Wasser von teilweise 30°C sowie gute atmosphärische Bedingungen vor sich, so dass es sich in den nächsten Tagen beim Zug durch die Karibik gut intensivieren und zum ersten Hurrikan der Saison werden kann. Eher hinderlich sind die im Moment die schnelle Zuggeschwindigkeit von etwa 30 km/h und eventuelle Landberühungen mit den Inseln der Karibik. Zudem handelt es sich wie bereits gesagt um ein großes System, welches in Bezug auf Intensivierung etwas träger reagieren wird als kompaktere Stürme. Dies ändert jedoch nichts an dem vorhandenen Entwicklungspotential, denn das System hat noch viel Zeit und wird sich daher stetig verstärken.
Die aktuelle Vorhersage des NHC bringt TD4/Dennis durch die Karibik und über Kuba bis in den Golf, wobei es noch vor Kuba Hurrikanstärke erreichen soll:
Die Zugbahn erinnert stark an Hurrikan Charley im letzten Jahr, genau wie damals wird hier Kuba an der schmalsten Stelle überquert, was das System dann kaum abschwächen lassen würde. Nach der Vorhersage gelangt es dann am Samstag als Hurrikan vor die Golfküste Südwest-Floridas.
An dieser Stelle muß darauf hingewiesen werden, dass man sich nicht zu sehr auf die Mitte des Vorhersagetracks konzentrieren sollte, sondern den gesamten Vorhersagekegel als potentielle Zugbahn in Betracht ziehen muß. Ausserdem ist der Sturm kein Punkt sondern hat eine gewisse Ausdehnung. Auch hier darf man nicht zu sehr auf die dünne Linie schauen. Dazu kommt noch die allgemeine Ungenauigkeit bei einem so großen Zeitraum, so dass hier noch Variantionen möglich sind. Es ist daher keinesfalls sicher, dass Florida getroffen wird bzw nicht getroffen wird. Man muß leider abwarten wie sich das ganze in den nächsten Tagen entwickelt.
Die Philosophie hinter den Vorhersagen und auch der Modelle ist, dass TD4/Dennis entlang eines Ausläufers des Bermudahochs nach Westen ziehen und in den nächsten Tagen an der Westflanke dieses Hochdruckgebietes nach rechts kurven soll. Dieses Muster kommt immer wieder vor. Je nach Stärke des Hochs wird der Sturm dann weiter nach Westen gelenkt - eventuell bis weit in den Golf - oder er kann durch eine Lücke früher wegkurven. Kommt es zu Landberühung mit dem gebirgigen Haiti könnte das dem Sturm sehr zusetzen, allerdings ist ein solches Ereigniss hier meist mit hohen Schäden verbunden, wie zuletzt 2004 mit Hurrikan Jeanne. Auch ein Überqueren Kubas aus einen Winkel von Südosten her über die gesamte Länge der Insel - wie es einige Modelle rechnen - könnte den Sturm signifikant abschwächen. Dass sind aber alles nur Möglichkeiten, man muss wirklich sehen, inwiefern sich die Modell-Trends in den nächsten Tagen bestätigen:
Hier sind einige aktuelle Modell-Läufe:
Allen die in der kommenden Woche nach Florida reisen kann ich nur raten abzuwarten. Noch ist kein Landfall vorhergesagt und darüberhinaus kann sich auf diesen Zeitraum hin noch einiges ändern.
Gruß...
Redondo