Tropical Update 59/2006
Ernesto trifft auf Hispaniola - und schwächt sich ab
Aktive Systeme:
Tropical Depression Debby
Tropical Storm Ernesto
Update:
Ernestos Weg durch die Karibik hat das System in den letzten Stunden über die Insel Hispaniola geführt. Hier gibt es hohe Gebirge, vor allem im westlichen Teil der Insel. Diese topografischen Verhältnisse haben zur Abschwächung und Disorganisation des Hurrikans geführt. Die maximale Windstärke wird im aktuellen Advisory mit gemessenen 95 km/h angegeben, und die logische Konsequenz ist die Rückstufung Ernestos zum Tropensturm. Wir sehen den Sturm auf folgendem Infrarotbild über der Südwestspitze Hispaniolas liegen:
Was zunächst einmal als gut erscheint, nämlich die Abschwächung des Systems, dürfte sich allerdings für die Bevölkerung Haitis abermals als Katastrophe erweisen, denn die abgeholzten Berge des Landes bieten keinen Schutz vor den gewaltigen Wassermassen die Ernesto über der Insel ausschüttet, und dürfte schwerwiegende Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge haben. Ein Schicksal, welches die Bewohner nahezu in jedem Jahr ereilt.
Die Interaktion mit Land fordert also ihren Tribut von Ernesto und die Frage die wir uns stellen ist, wie es nun weitergeht. Voraus sei gesagt, dass die Vorhersage in der jetzigen Situation sehr schwierig ist, vor allem was die Stärkeentwicklung des Sturmes angeht.
Die offizielle Zugbahnvorhersage sagt aus, dass Ernesto nach dem Verlassen Hispaniolas nach Nordwesten weiterzieht, die Insel Kuba ein gutes Stück überquert und anschließend in den Golf eintritt. Ein Trog über dem US-Festland wird dann in der nächsten Woche das Ernesto steuernde Hochdruckgebiet schwächen und zum Rechtskurven des Sturmes führen. Dies würde ihn über Florida bringen.
Wenn es den Sturm über Hispaniola nicht vollends auseinandergerissen haben sollte (was aber im Moment auch nicht danach aussieht), dürfte er sich über dem Wasser erneut intensivieren und könnte vor dem Auftreffen auf die Küste von Kuba erneut Hurrikanstärke erreichen. Nas NHC geht anschließend von einem längeren Zugweg des Sturmes über Kuba aus, was wiederum mit einer Abschwächung verbunden wäre:
Unklar ist also in welchem Zustand Ernesto im Golf ankommen wird. Fest steht, dass er - wenn er einmal über dem warmen Wasser des Golfes ist - ein erhöhtes Intensivierungspotential hat und erneut Hurrikanstärke - wenn nicht sogar Major-Hurrikanstärke erreichen kann. Je nach dem wieviel Zeit er dann zur Verfügung hat.
Aus diesem Grund wurde für die Florida Keys eine Hurricane Watch herausgegeben, weitere Warnungen werden voraussichtlich zunächst für die Küstengebiete Südwest-Floridas folgen. Ferner existiert eine Evakuierungsorder für alle Besucher von Monroe County.
Zum Abschluß nochmals der Hinweis, dass aufgrund der komplexen Situation durch die Interaktion des Sturmes mit Land die Zugbahn- und Intansitätsvorhersage als schwierig eingestuft werden muss. Bewohner der mittleren und östlichen Golfküste müssen den weiteren Verlauf Ernestos aufmerksam verfolgen.
Gruß
Redondo