25. August 2007
Na ja, fast nackt…!
Denkt euch das Männlein weg – und genießt!!
Müßig zu erwähnen, dass meine Einladung zu einem morgendlichen Bad im warmen Golf bei Frau und Kind ungehört verhallen. Irgendwie schwächeln die Beiden seit den Loopings von Orlando ein wenig. Also teile ich mir die 5 ha Strand mit einigen Möwen und dem Strandmuschelvermieter, der mit skeptischem Ohr auf sein Kofferradio schaut: Was erzählen die da von herannahender Schlechtwetterfront?
Frühstück auf dem Balkon im 5. Stock des Bilmar Beach Resort mit Blick auf den Traumstrand von Tresure Island. Es ist einfach nur herrlich!
Kühlboxbefüllungsverantwortlicher Johannes kommt mit 10 kg Eis von selbigem Crusher zurück und kurz darauf ist auch die vorletzte Station unserer Rundreise Geschichte. Allmählich wird mir ein wenig mulmig zumute! Wieso rast die Zeit nicht so bei der Arbeit?
Die genialste Erfindung seit der Dampfmaschine
Beim Check Out murmle ich etwas von „Great Stay“, worauf ich einen „Bounce Back Coupon“ über $ 99.00 überreicht bekomme – einzulösen bis December 20, 2007. Vielleicht sollten wir den Rückflug doch ein wenig verschieben!
Aber zunächst einmal weiter! St. Petersburg habe ich mir ganz anders vorgestellt. Alles atmet irgendwie kleinstädtischen Charme und während wir langsam Richtung Süden navigieren, links und rechts der Strecke kleine (und größere) Ferienhäuschen, malerische Ausblicke auf den Intracoastal Waterway, kurz - Florida pur! Wie aus dem Nichts taucht der in den 1920er Jahren erbaute rosafarbene Palast des Don CeSar auf. In diesem Luxustempel müsste man einmal Urlaub machen.
Am Eingang zum Fort De Soto Park wieder eine der Geschichten aus der Rubrik „Stellt euch das mal in Deutschland vor!“ Der Wegezoll (35 ct!!) muss abgezählt in den originellen Tolltrichter geworfen werden. Mein Beifahrer fingert hektisch 35 kleine Münzen aus dem Geldbeutel (Wo haben wir eigentlich die vielen Peanuts her?) und ich zirkle die ganze Pracht mit dem schwächeren linken Arm aus dem Wagenfenster gekonnt in den Auffangbehälter. Von wegen! Die Hälfte landet daneben und ich steige schamroten Kopfes aus, um die Zutritt verheißenden Coins einzusammeln. In Erwartung von Lichthupen, geballten Fäusten und an die Stirn klopfenden Wochenendausflüglern in der sehenswerten Schlange hinter mir, werfe ich einen Entschuldigung heischenden Blick über die Schulter und blicke - in entspannte, mild lächelnde Gesichter. Ich liebe die Floridians! Prompt fehlen noch 4 ct, aber auch der Schrankenwärter grinst und lässt uns passieren.
Ja, und zu diesem Strand fällt mir nun wirklich nichts mehr ein! Mit stillem Kopfschütteln erinnere ich mich an die Diskussion über Floridas Strände…
Guck mal Mama, der komische Onkel fotografiert die ganze Zeit nur den Sand
Genau - und was für welchen
Fotospot am anderen Ende des Parks - die unglaublichste Brücke der Welt
Hochzeit auf floridanisch! Mit Kind, Kegel und Musik am Ft. De Soto Park, 3 Grills feuern um die Wette - leider werden wir nicht eingeladen!
Ich hasse eure Armut
Es wird schon aufgefallen sein – unsere Reiseroute ist als
U-Turn (wird binnen 48 Stunden von
She Sells Sea Shells vom 2. Platz verdrängt werden) angelegt, also wie beschrieben, die Ostküste hoch und aktuell auf der anderen Seite wieder hinunter. Wir erreichen die Sunshine Skyway Bridge vor dem Hintergrund unheilvoller Dinge, die sich am Himmel zusammenbrauen. Die Auffahrt ist definitiv eines der Highlights jeder Floridareise.
In Bradenton biegt der Autopilot des Pontiac nach rechts ab!
Herrschaften, unterwegs an der Sun Coast, ohne Anna Maria Key einen Besuch abgestattet zu haben? Wir fahren bis zur äußersten Spitze - der nächste Traumstrand! Macht uns nur fertig!
Was ich angesichts der Idylle nicht verstehe: Vor nahezu jedem Haus steht eine Schild „For Rent“ oder „For Sale“! Rätselhaft! Gefällt es den Leuten hier nicht mehr oder ist uns etwas entgangen, steht etwa der Anstieg des Meeresspiegels um 1,5 m unmittelbar bevor? Die Polkappen sind doch noch gar nicht vollständig abgeschmolzen. (Noch nicht!) Ich notiere gedanklich die eine oder andere Adresse. Manchmal kommt mir unsere Reise wie eine fortgesetzte Informationsveranstaltung zu künftigen Florida-Trips vor.
Weiter, südwärts! Das gleiche Spiel wie an der Atlantikküste: Die Traumstraße (hier die 789) auf der Inselkette vor der Sarasota Bay, ein Stück landwärts die US 41, der Tamiami Trail und schließlich, für den eiligen Reisegast, die I 75, auf die wir in Sarasota wechseln – mit offenem Visier ins Verderben! Was zum Teufel ist das da vor uns? „The Fog – Der Nebel des Grauens“, spricht tonlos mein Copilot. Und schon bricht die Hölle über uns herein…es regnet nicht, es peitscht, Blitze, Donner, dunkelschwarze Nacht, null Sicht! Die Scheibenwischer sind längst zu Statisten degradiert, auf der Autobahn geht nichts mehr! Vorwärts im Schritttempo, alle haben die Warnblinkanlage an, immer mehr Fahrzeuge halten auf dem schmalen Standstreifen, gefährliche Entscheidung, es herrscht Ausnahmezustand…!
Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorüber. Schweißgebadet, trotz Klimaanlage! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie solch ein Gewitter erlebt. Was muss hier erst bei einem Hurricane abgehen!
Fort Myers empfängt uns tropfnass glitzernd mit Aquaplaning, aber im Sonnenschein. Na bitte, wo sind wir denn? In Yorkshire – oder im Sunshine State! Mit immer noch zittrigen Händen steuere ich zur 41 und kurze Zeit später durch die Residenzen, Villen- und Nobelvororte von Naples zielstrebig auf den Endpunkt unserer Reise und den Boden der Realität zu: Unser „Lemon Tree Inn“ ist das kleinste Hotel, das uns je untergekommen ist, mit einer kioskähnlichen Rezeption, winzigem Pool, winzigem Garten und herzigen 34 (überraschend großen und etwas muffig riechenden) Zimmern. Kein Vergleich zum Bilmar, aber immerhin „A Touch of Key West“.