Vorwort zu den "letzten Tagen"
Wie ihr sicher merken werdet, sind die last days um einiges kürzer und weniger lustig. Findet es sentimental oder doof, sie entsprechen meiner Stimmung zu dieser Zeit (die sich innerlich kaum geändert hat). Daher auch weniger Witze, weniger Unternehmungen, weniger Spaß.
Die meisten kennen es und um den RB stimmungsmäßig nicht kippen zu lassen, belasse ich diesen "negativen" Touch so weit es möglich ist im Vorwort und schließe diesen Reisebericht mit den letzten 7 Tagen (5 vor Ort, zwei auf Rückreise) ab. Have fun anyway
Tag 24, 17.08.07 (FR)
Und wieder Frühstück bei Bob Evans und Patricia (das eine geht nicht mehr ohne das andere). Und heute lädt sie uns sogar zu sich nach Hause ein zu einem BBQ :!: . Wir hatten einige Tage zuvor schon unsere Adressen ausgetauscht und da ich meine Mails nicht abrufe, kommt die Einladung nochmals persönlich. Wir freuen uns sehr und sagen auf den von ihr vorgeschlagenen Dienstag zu.
Das ist zwar für uns ein wenig stressig, da wir an diesem Tag alles packen müssen für die Rückreise, aber das ist ihr einziger freier Tag. Wir haben ein schlechtes Gewissen, da sie ausgerechnet an ihrem freien Tag uns auch noch zu Hause bedienen will. Sie winkt aber ab und sagt, ihr Mann Mike würde alles einkaufen und richten, das wäre der Vorteil, weil sie noch arbeitet und ihr Gatte schon in Rente ist :wink:
Der Rest ist bittersüßes Nichtstun, allen wird langsam bewusst, dass es dem Ende (der Reise) zugeht. Ich schaue auf den Kanal, während ich wie ein Manatee durch den Pool, bzw. Jacuzzi treibe,
hoffe dabei insgeheim, dass die Zeit stehenbleibt, oder wir evtl. der 10-millionste Besucher sind in CC und deswegen auf Dauer bleiben dürfen, oder…………oder............
Ich benutze die Waage……….
zum Kofferwiegen!
Tag 25, 18.08.07 (SA)
Frühstück bei………….na klar, wo sonst! Anschließend relaxen im Haus und Pool.
Um 14:00 Uhr halten wir es nicht mehr aus, das nahe Ende „zwingt“ uns, ein letztes Mal auf Shoppingtour zu gehen, um die immer stärker in den Vordergrund rückenden Gefühle des Abschieds im Keim zu ersticken.
Wir plündern den Edisonmall ein weiteres Mal, müssen sogar einmal zum „Abladen“ ans Auto und ziehen eine zweite Runde – erfolgreich!
„Macy´s“ hatte – mal wieder – eine Sonderrabattaktion, „Sears“ ist mein bester Freund, die Mastercard und Visa werden mir wohl eine Urkunde schicken! Ein letztes Mal „Bourbon chicken“ und „Honey garlic chicken“. Ihr ahnt es wohl, das Einkaufen mit dem damit verbundenen Rausch hielt genau bis zum Ausgang des Malls.
Kevin hat mir außer seinem zukünftigen Geburtstagsgeschenk von uns (September) auch noch das Weihnachtsgeschenk und alle weiteren zukünftigen (???) Geschenkanlässe aus meinem bereits schwer lädierten Kreuz geleiert und hat somit sein mitgebrachtes Budget locker um das Dreifache überschritten, David steht ihm nur geringfügig nach.
Trotz mehrfacher Ankündigung meinerseits, dass das alles ihr eventuelles Erbe schmälert und ich – zur Unterstreichung der Ernsthaftigkeit meiner Aussage – dabei die Gesichtsfarbe wie ein Chamäleon wechsle, stimmte beide nicht um…… :roll:
.
Was soll´s, wir sind nur einmal hier…..(wer´s glaubt). Nächstes Jahr ist Schmalhans Küchenmeister bei ihren Klamotten und Schuhen………
..
Ich glaube, ich habe abgenommen!
Tag 26, 19.08.07 (SO)
Frühstück bei Bob Evans, wer hätte es gedacht. Pat verschiebt ihre Einladung einen Tag nach vorne, also Montagnachmittag, da sie weiß, dass der Dienstag der letzte und Packtag ist.
Der Rest des Tages ist poolen, bruzzeln, faulenzen. Daß ich meine Familie nach einem nächtlichen Alptraum am Morgen gerne getötet hätte (sie wollten mich loswerden), schreibe ich lieber nicht.
Die LKW-Ladungen an Tüten mit Kleidung und Schuhen, Kaffee und sonstigen Dingen und ein geschätztes Koffer-Kleidungs-Schuhe-Kaffee-Mitbringsel-Gesamtgewicht von mehr als einer viertel Tonne lässt mich im Geiste Verpackungsorgien veranstalten, die jedes Tetrisspiel mit Highscore verblassen lassen. Gott sei Dank geht die Waage bis 300lbs., ich kann mich also mit Koffern wiegen und in etwa das Maximum beim Verpacken herausholen.
Zum Abendessen gibt es „Stevie Tomato´s“, Baconburger, Chicken Nuggets, Mozarellasticks, Chickenwings und Curly Fries. Lecker!
Hoffentlich mache ich beim Packen und Wiegen keine Rechenfehler, immerhin geht die Waage ja falsch! Auf alle Fälle haben mein Baby und ich nochmals ordentlich Farbe getankt.
Gegen Abend geht die Packerei los und es stellt sich bald heraus, dass die erste Packwelle nicht das Optimale ist. Besonders die Schuhe bereiten uns Probleme, sowohl vom Platz her als auch durch das Gewicht.
Für´s Erste belassen wir es, wie es ist und hauen uns auf die Matratzen. Dabei stellen meine Frau und ich fest, dass das „leckere“ Essen evtl. doch nicht so gut war wie angenommen. Uns beide plagen leichte Verdauungsprobleme und Übelkeit, die bei mir bis zum Morgen andauern, aber keine „Endlösung“ bringen.
Die Waage wurde wieder zum Kofferwiegen benutzt.
Tag 27, 20.08.07 (MO)
Die Nacht war – wie bereits erwähnt – durchwachsen. Gegen Morgen geht es mir etwas besser, aber noch nicht gut, deswegen gibt es bei Bob Evans für mich auch „nur“ French Toast mit Erdbeeren, Kaffee und O-Saft.
Pat freut sich wie jedes Mal, lächelt und ist freundlich wie immer und erzählt uns, wie viel ihr Mann eingekauft hat für das gemeinsame BBQ. Hoffentlich hat sich mein Magen bis zum Abend „normalisiert“ und hat sein alltägliches Fassungsvermögen. Wir wollen ja niemanden beleidigen !!
Wir verbringen den Tag bis zum Nachmittag im und am Pool, ich teste meine Verdauungsfabrik und esse etwa 1 Pfund Eis im Jacuzzi; der Auftrieb bleibt, ich versinke nicht mehr als sonst. Ich scheine die physikalischen Grundgesetze außer Kraft zu setzen
:wink:
Pünktlich 10 Minuten später als ausgemacht (grins) erscheinen wir bei Pat´s + Mike´s Haus. Als wir klingeln, dringt Hundegebell hinter der Eingangstür hervor. Wir sind allerdings vorgewarnt und Mike öffnet uns freundlich und lächelnd die Tür, begrüßt uns mit Handschlag und Namen.
Der Abend wird gemütlich, man lernt sich richtig kennen. Beruf, Familie, Leben, alles Themen, die an diesem viel zu kurzen Abend zur Sprache kommen. Butch, der Zwergschnauzer, freundet sich mit meinen Jungs an.
Das BBQ schmeckt hervorragend und Pat verwöhnt uns wie bei B.E.!
Mike, ihr Mann, ist ebenfalls ein netter und lustiger Mensch und zeigt uns seine Sammlung von Münzen aus aller Welt, er erzählt von seinem Leben und seinen Jobs bis zur Rente.
Weil er viele Münzen mehrfach hat, schenkt er meinen Jungs einige davon. Und als ob wir noch kein schlechtes Gewissen hätten, schenkt Pat den Jungs jeweils $10.00, zum „Geburtstag“, wie sie mir auf meinen Einwand versichert.
Gegen 21:00 Uhr brechen wir die Zelte ab, verabschieden und bedanken uns herzlichst bei den beiden. Schweren Herzens fahren wir zu unserem Haus zurück und verbringen unsere vorletzte Nacht in Cape Coral.
Die Waage kann mich mal………….
Tag 28, 21.08.07 (DI)
Der letzte Tag bricht an, die Stimmung ist spürbar am Boden. Gegen 09:00 Uhr kommt die Hausverwaltung, um alles abzunehmen und die Endreinigung zu kassieren. Noch ein deutlicher Hinweis, dass es dem „Ende zugeht“. Hunger kommt auch keiner auf, was für mich ein besonders schwerwiegendes Signal ist.
Seltsam, der Wunsch, sich endlich „satt“ zu fahren, -sehen, -erleben wurde wieder nur so weit gestillt und erfüllt, dass man wieder herkommen muss, es bleiben immer noch Wünsche übrig, noch immer ist diese „Sehnsucht USA“ unstillbar. Fast wie eine giftige, aber süße Droge, die – einmal eingenommen – einen nie wieder loslässt, egal wo, egal wie oft man sie einnimmt. Im Gegenteil.
Seltsam deshalb, weil ich schon in vielen Ländern dieser Erde war, es war überall schön – manchmal mehr, manchmal weniger. Aber NIEMALS so wie hier, in MEINEM Land. Nie wieder hatte ich dieses Gefühl von Heimat und Zuhause gespürt, als an jenem verhängnisvollen Tag im Mai 1991, als ich aus dem Jumbo im JFK stieg und erstmals diese Luft einatmete. Es schien, als würde ein unsichtbarer guter Geist mich umarmen und sagen: „Endlich bist Du zu Hause!“ Und obwohl ich in diesem Moment außer einer Gangway noch nichts von der Magie dieses wunderbaren Landes gesehen hatte, war ich mir sicher: „Hier kommst Du immer wieder her.“
Gut, die – noch – vorhandene Vernunft sagt mir, dass ja ein schönes Zuhause auf mich wartet, ein Arbeitsplatz, der mich glücklich macht und mich ausfüllt (oder ich ihn), meine Familie, Freunde, Kollegen……….
Und vielleicht hat meine Familie und ich den kleinen Vorteil zu wissen, wie es auf beiden Seiten aussieht, was ein Großteil der Amerikaner oder Menschen der Länder, die ich besucht habe, nicht wissen.
Auf alle Fälle werden wir wiederkommen, um erneut die „Freiheit“ und die „Sehnsucht“ zu befriedigen, wie sie auch immer für jeden einzelnen auf dieser Welt aussehen mag……… obwohl dies scheinbar nie möglich ist.
Die Koffer sind gewogen und im Auto verstaut, außer dem letzten, der bleibt auf bis zum Schluß, um alle „Reste“ zu verstauen. Die Jungs schnüffeln nochmals durch die Zimmer um sicher zu stellen, dass nichts vergessen wurde. Ein letztes Mal „Rib City Grill“,
ein letztes Mal schwimmen und anschließend den Trockner anwerfen, ein letztes Getränk bei Sonnenuntergang,
ein letztes Cigarillo, ein letzter „no seems“-Biss für meine Frau, dann geht es ins Bett, bewacht von zwei Handys, die uns hoffentlich (nicht) wecken.
Tag 29, 22.08.07 (MI)
Auf die Handys ist Verlass, um 07:00 Uhr geht es aus den Federn, duschen, Zähne putzen, was man/frau halt so braucht. Alles läuft mechanisch ab, wir wollen nicht, aber wir müssen. Ich erzähl´ Euch da bestimmt nichts Unbekanntes……
Abflug ist um 12:10 Uhr, wir rollen kurz nach 08:00 Uhr die Auffahrt ein letztes Mal herunter, verabschieden uns im Geiste vom Haus, fahren unsere Strecke über den CC Pkwy – auch ein letztes Mal – verabschieden uns von Cape Coral, fahren ein letztes Mal über die Brücke, bezahlen ein letztes Mal „toll“ und erreichen den Flughafen um 08:45 Uhr. Wir laden die Koffer aus, die schwer wie Blei sind, genauso wie unsere Bewegungen, Kevin holt mehrere Kofferkulis. Ich setze mich zurück ins Auto und fahre eine letzte Runde um den Flughafen, um den Wagen abzugeben. Nach 20 Minuten bin ich bei meiner Familie. Wir checken ein, zahlen für den „letzten“ Koffer $25.00 Strafe für zuviel Gewicht und gehen anschließend frühstücken. Ein letztes Mal „scrambled eggs“, Toast, bacon, orange juice, coffee, potatoes…….
Nach der Sicherheitsschleuse geht es pünktlich nach Atlanta, selbst der Start und die Landung laufen für mich im Hintergrund ab. Meine Frau versucht, nach dem Start einen Blick auf unser Haus zu erhaschen, vergeblich.
In Atlanta geht alles flott, da uns keine Immigration oder „Koffer schieben“ mehr erwartet. Die letzte Hoffnung, jemand könnte unsere Tickets gebrauchen (so wie beim Hinflug), zerschlägt sich jäh. Keiner, auch nicht ein einziger Passagier, möchte die Tickets haben.
Trotz der traurigen Stimmung kommt ein wenig Wiedersehensfreude mit Zuhause auf, die Kids können es kaum erwarten, daheim jedem alles zu erzählen und zu zeigen. Und auch der am Anfang beschriebene amerikanische Himmel zeigt uns, was er kann:
Tag 30, 23.08.07 (DO)
Die Nacht im Flieger ist kurz,
und auch der europäische Sonnenaufgang erleichtert uns das Zurückkommen.
Nur beim Landeanflug auf Frankfurt zeigt sich Petrus etwas uneinsichtig: Regen, viele Wolken, grau in grau, 16°C!! Doch zur Wiedergutmachung haben wir zu Hause tolles Wetter, auch die Temperaturen sorgen dafür, dass wir „sanft“ wieder in unser altes Leben getragen werden…………..
Danke, Kurt, Sonja und Carolin
Nachwort:
Es gibt noch einige Dinge, die ich niederschreiben muß, einfach deshalb, weil sie sonst vergessen werden oder weil sie es in meinen, resp. unseren Augen wert sind:
Ich habe bis heute (04.09.07) außer unserem Bäcker und Metzger vermieden, einzukaufen, der Kulturschock und die fehlenden Waren wäre wohl zu groß.
Fazit(s) und „Weisheiten“:
- Amerikanische Waagen gehen falsch und sind Anführer einer weltweiten Verschwörung
- Amerikanische Wagen finde ich klasse, ohne wenn und aber.
- Fast alles ist größer in USA
- Bis auf die Preise, die sind (fast) immer kleiner.
- Eine Kreditkarte während des Urlaubs ist etwas Feines
- 2 KK sind noch besser
- Nach dem Urlaub sind eine oder zwei KK wie ein Bumerang.
- Da nur ich meine KK benutzt habe, bin ich an allem schuld
- Ich enterbe meine Kinder, weil der Erbteil in 4 Wochen verbraten wurde
- 4 Wochen Urlaub sind kürzer als 4 Wochen Arbeit
- Ich werde bei Visa und Mastercard bestimmt Platinum Member
- „No seems“ heißt nicht „no bite“
- Freundlichkeit zahlt sich aus – auf jede Weise – und würde uns D gut tun, versucht es
- 8 Koffer, 4 Rucksäcke und mehrere Tüten sind keineswegs viel!!
- 8 Koffer, 4 Rucksäcke und mehrere Tüten machen durch ihre räumliche Begrenzung Hoffnung auf baldige finanzielle Genesung.
- Spendenkonto:
Dankesworte:
Danke an
- Mastercard
- Visa
- Federal Reserve Bank und ihre Lappen
- Natürlich dem FLI-Forum und allen Mod´s + Mitgliedern
- ADAC / AAA
- DB, die ihren Streik für uns verschoben haben
- Meinen Windstar, der uns die 600m sicher vom Haus zum Bahnhof brachte
- Hertz für den Mercury Mariner
- Allen Leuten, denen wir begegnet sind und IMMER freundlich waren, was uns auch nach 4 Wochen Aufenthalt immer noch freute
- Meinen Arbeitgeber, der mich für diese wunderbare Zeit entbehren konnte
- Meine Schwiegereltern, die sich um unser Haus und speziell um meine Pflanzen kümmerte, aber unsere Rechnungen nicht bezahlte – leider!
- Besonderen Dank an mein bestes Stück ( nein, nicht DAS!), ……meine Frau, die immer Geduld mit mir hat und für fast alles Verständnis zeigt
- Meine Jungs, die mich nicht ganz in den Wahnsinn getrieben haben
- Stellvertretend für alle Supermärkte => Publix, where shopping IS a pleasure
- Eissorten, die so artenreich und genial sind, dass man sie nicht alle aufzählen .- aber wohl essen – kann
- SNAPPLE, DAS Getränk schlechthin für mich
- Tatiana Cigarillos
- ........................................open
Nun noch die zuvor erwähnten Bilder, die noch fehlten:
Nochmals ein herzliches DANKE an alle, die mich beim Scheiben oder Lesen durch Worte oder im Geist unterstützt haben, die Aufmunterungen und Komplimente aus dem - ich wiederhole mich gerne - besten Forum, das ich kenne!
Gruß
Euer
Alex, genannt die