Autumn in New York - 8 Tage im September 2022

Ele

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Was ist am Time Square verkehrt? Ich plane auch gerade eine 7 tägige New York Reise, ich bin Ersttäter und ein Landei. Bin für jeden Tipp dankbar. Und ich werde, diesen Reisebericht verschlingen
Verkehrt ist da sicher gar nichts. Mir gefällt es dort einfach nicht so gut wie in anderen Ecken.
Klar, muss man mal gesehen haben und es ist auch wirklich interessant dort.
Man kann mich dort auch gerne auf der roten Treppe parken, mir etwas zu essen und zu trinken dort lassen und mich dann 3 Stunden später wieder abholen. Zum „Leute gucken“ ist es dort ideal.
Und trotzdem möchte ich dort kein Hotel haben.

Wir bevorzugen da halt auch eher den Financial District oder die Gegend beim 9/11 Memorial.
Dieses Jahr hatten wir ein Hotel im Flower District und dort hat es uns auch sehr gut gefallen (W 28th Street, zwischen der 6th und 7th Avenue).
Man konnte von dort aus so viel zu Fuß erreichen (es war z.B. kein Problem mal bis zum Times Square zu laufen oder bis zum Flat Iron Building). Es gab auch viel zu sehen, war aber nicht ansatzweise so chaotisch-wuselig wie am Times Square.
 
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Der Morgen beginnt, wie der Abend zuvor geendet hat, mit dem Essensproblem. Wo gehen wir Frühstücken? Wir treffen uns wieder auf den Bänken vor dem Hotel und beobachten, wie die letzten Wolken sich verziehen:





Aus einem anderen New York-Reisebericht weiß ich, daß man im Oculus etwas zu Futtern bekommt, hier soll es einen Food Hub mit unterschiedlichen Angeboten geben. Also probieren wir das mal, der Eingang ist direkt gegenüber.

Was es hier ganz sicher gibt, ist gratis W-LAN 😉



Das Oculus halten wir zuerst für eine Gedenkstätte, die äußere Form läßt viel Interpretationsspielraum.



Eine Friedenstaube mit einem gebrochenen Flügel?





Von innen ein futuristisches Einkaufszentrum? In Wirklichkeit ist die eigentliche Funktion des Oculus ein Bahnhof. Hätten wir den PATH-Zug aus New Jersey benutzt, wären wir hier angekommen.



Das Oculus wirkt trotz oder vielleicht gerade wegen seines science fiction-artigen Innenlebens vertraut. Erst später werde ich es wiedererkennen, eine der Schlüsselszenen in John Wick 2 ist hier gedreht worden. Im Moment fällt mir das aber nicht auf.

Im Untergeschoß entdecken wir ein französisches Bistro. Die Lebensmittel kommen abgepackt aus der Kühlung, der Milchkaffee ist ok, aber insgesamt finden wir es überteuert und auch nicht so dolle lecker. Da muß sich noch was Besseres finden, aber fürs erste sind wir versorgt. Auf ein „richtiges“ amerikanisches Frühstückslokal mit kiloschweren Pancakes und Speck und Rührei steht keiner von uns so richtig, insbesondere ich nicht, die ich sonst nie frühstücke und mich dadurch eher kreislaufmäßig belastet und schlapp fühle. Frühstücken paßt überhaupt nicht zu meinem Biorhythmus, von daher sind die kleinen Portionen hier eigentlich richtig. Aber die der Portionsgröße diametral entgegengesetzten Preise gehen gar nicht.

Wir bummeln zum Hinterausgang hinaus und stehen dann direkt am 9/11 Memorial. Dort, wo einst der linke Turm stand, ist nun Ground Zero mit der Gedenkstätte.



Um einen Brunnen, in den das Wasser permanent wasserfallartig hinabrauscht, sind auf der umlaufenden Brüstung die Namen der Opfer der Anschläge eingraviert.





In vielen stecken Rosen und auch kleine Papierflaggen. Der Anschlag hat sich ja vor kurzem auch erst wieder gejährt.









Die Brüstung ist relativ breit und der Brunnen tief im Inneren der Anlage.





Klein wie ich bin, muß ich mich weit nach vorn lehnen, um einen Blick hinein werfen zu können. Daß das als respektlos aufgefaßt werden könnte, kommt mir gar nicht in den Sinn, ich werde aber umgehend von einer vorbeilaufenden Security Lady dafür angezählt. Nicht anlehnen! ruft sie, und zwar laut und deutlich, daß es ordentlich peinlich ist.



Im Weiterlaufen bekommen noch andere ihr Fett weg: No Elbows!

Nachvollziehen kann ich das schon, für die Angehörigen der Opfer, die ja sonst keinen Ort haben, an den sie gehen können, ist das hier ja keine „Sehenswürdigkeit“, sondern ein Ort der Andacht, und da lümmelt man sich nicht dagegen.



Der Ort ist bedrückend, nicht nur heute, auch später im Hotel, das ja schon zum Zeitpunkt der Anschläge hier stand, wird uns immer wieder in den Sinn kommen, wie es gewesen sein muß, hier, so in unmittelbarer Nähe zu sein, als die Anschläge passierten. Das Museum möchte niemand von uns besuchen.

Wir überqueren die West Street, auf deren gegenüberliegender Seite die Landgewinnung beginnt, mit der Manhattans Grundfläche vergrößert wurde. Hier gibt es ein paar idyllische Grünanlagen und dahinter der Yachthafen.



Wir sitzen eine Weile am Ufer und schauen zu den Jersey Shores hinüber, wo wir gestern noch waren,



und zur Freiheitsstatue, wo wir morgen sein werden.

 
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Mittags gibt’s einen Hot Dog. Hot Dog essen gehört in New York dazu, das sieht sogar die sonst nicht so Fast Food-affine Mutter ein.



Sie verzichtet aufs Sauerkraut, damit schmeckt er ihr dann auch ganz gut. Der Ehemann und ich wählen die Komplettvariante mit Zwiebeln und Kraut.

Danach trennen sich unsere Wege. Der Ehemann geht auf Fototour rund um das Oculus, wir nochmal aufs Klo vor der langen Bustour. Wir fahren mit Top View, das sind die roten Busse, so wie auch alles andere hier rot ist, von den Kopfhörern für den Audioguide bis zu den Hemden der Mitarbeiter.

Die Haltestelle ist ein Stück den Broadway hinauf, genau gegenüber des zur City Hall gehörenden Parks. 14 Uhr soll es los gehen, aber daraus wird nichts, die ersten zwei ankommenden Busse sind voll. Die Warteschlange ist zwar nicht lang, aber es steigt kaum jemand aus. Unsere Haltestelle scheint an keinem besonders attraktiven Ort zu liegen.

Ob das an den allgegenwärtigen Müllbergen liegt? 😉



Erst im dritten Bus kommen wir mit, da ist schon eine gute halbe Stunde vergangen.

Wir ergattern aber schöne Plätze auf der rechten Busseite auf dem Oberdeck. Den Audioguide stöpsele ich mir nur in ein Ohr, damit man sich noch unterhalten kann. Wie oft bei solchen Veranstaltungen funktioniert die Technik nur unzureichend, der Text knarzt und knackt und die Lautstärkeregelung bedarf einer sehr nachdrücklichen Behandlung, bevor sie reagiert.

Wir streifen Chinatown, dann geht es unter der Brooklyn Bridge hindurch um die Südspitze, am Battery Park vorbei über die West Street hinauf wieder nach Norden. Wir sind keine „Hopper“, sondern wollen uns einfach einmal um Manhattan fahren lassen, wir haben noch genügend individuelle Ausflüge vor. Vorwärts geht es nur stockend, das ist aber nicht nur von Nachteil, denn in den „Stehphasen“ kann man schön in die Fenster der New Yorker Nobelwohnungen hineinblicken, deshalb haben wir auch Plätze auf der rechten Busseite bevorzugt. Orchideen sind beliebt, außerdem hübsche Lampen auf den Fensterbänken.

Wir erfahren, wo Hugh Jackmann wohnt. Die Nobelbutzen wechseln sich mit leerstehenden Häusern mit Pappkarton anstelle von Fensterscheiben ab, sehr merkwürdig, daß es hier sowas überhaupt gibt. Wir lernen, daß Begriffe wie Soho und Tribeca, die ich immer für Eigennamen gehalten habe, eigentlich nur Akronyme sind, die Bezirke umschreiben.



Weiter nördlich sehen wir die futuristischen Pflanzeninseln von Little Island, und auch an der Intrepid, die später bei uns irgendwie in Vergessenheit geraten wird, fahren wir vorbei. Dann biegt der Bus in die 42nd Street und als ich mich schon freue, daß nun das richtige wilde New Yorker Leben beginnt, ist es auch schon wieder zuende.

Direkt vor der Port Authority ist nämlich Endstation. Vermutlich war die Information irgendwo im Kleingedruckten verborgen, aber mir war entgangen, daß man für die Tour nach Uptown um den Central Park herum den Bus wechseln muß. Wie man dem Verhalten der meisten anderen Mitreisenden entnehmen kann, ihnen auch. :LOL:

Der Bus, mit dem es weitergeht, parkt gleich um die Ecke in der 8th Avenue. Die paar Meter zu Laufen ist nicht weiter schlimm und unternehmerisch macht es ja auch Sinn, nicht einen einzelnen Bus durchfahren zu lassen, sondern die Tour zu splitten. Der Nachteil für uns ist nur: Als wir in der 8th Street ankommen, ist der letzte Bus nach Uptown bereits abgefahren. 16 Uhr, wird uns erzählt, startet hier die letzte Runde, und die haben wir knapp verpaßt.

Wir sind kurz enttäuscht, aber richtig schlimm ist es nicht, den Central Park und was uns drumherum noch interessiert, werden wir die nächsten Tage noch allein genauer anschauen, von daher nehmen wir einfach den nächsten Bus zurück nach Downtown. Die Fahrt dauert dann nochmals gute eineinhalb Stunden, so daß wir rückblickend denken, daß uns die große Runde vielleicht auch zuviel geworden wäre. So viel Input an einem Tag macht müde und die richtig wilden Sachen kommen ja jetzt erst noch.

Wer jedoch wirklich mehrmals während der Fahrt aussteigen möchte, und das auch noch auf der großen Runde, sollte nicht den gleichen Fehler machen wie wir, sondern sich einen ganzen Tag dafür Zeit nehmen. Schon aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens geht es nur langsam voran. Außerdem ist, wie wir es erlebt haben, keinesfalls sicher, daß man bei Weiterfahrt gleich in den nächsten Bus einsteigen kann. Wir haben Haltestellen an begehrteren Plätzen wie dem Battery Park gesehen, an denen die Leute Schlange standen, um die Tour fortsetzen zu können. Um 14 Uhr zu starten, so wie wir, ist einfach zu spät.

Zwischendurch meldet sich der Ehemann. Ihm geht es gut, er langweilt sich kein bißchen ohne uns, tolle Sachen hat er gesehen. Und Freundschaften geschlossen.

Den Streckenverlauf zurück nach Süden zu verstehen, gelingt uns, als Ortsunkundigen, erst rückblickend. Wir durchqueren mehrere Seitenstraßen, in denen die Leute gedrängt vor den Eingängen der Off-Broadway-Theater warten.



Dann zurück auf den Times Square, wo wir aus der Entfernung sogar den Naked Cowboy ausmachen können. Leider nur von hinten mit Blick auf seine weiße Schiesser Feinripp mit Namenschriftzug, was dem Eindruck des „naked“ doch ein wenig Abbruch tut. 😉

Auf den Straßen ist es so wuselig, daß man überhaupt nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Man hat permanent das Gefühl, etwas zu verpassen. Durch das ruckelige Stop and Go des Busses werden viele der Fotos nichts, nur während der Rotphasen der Ampeln gelingt dann ab und zu eines.

Das ist keiner der üblichen dampfenden Gullys, der brennt lichterloh.



Der Times Square nimmt Abschied von Lisbeth.



Dann geht es die 7th Avenue hinunter, einmal um den Pudding rund um die Penn Station und über die 6th Avenue vorbei am Empire State Buildung auf die 5th zum Flatiron Building.



Das kenne ich natürlich von Bildern, nur leider ist es aktuell eingerüstet, was die spezielle Geometrie des Gebäudes ein bißchen kaschiert. Als ich die Mutter auf die Form und den sich daraus ergebenden Namen hinweisen will, sagt sie nur, das sei doch sonnenklar. Flatiron = Plätteisen, sei doch leicht zu verstehen. Ganz schön schlau, meine Mama.

Danach geht es zurück auf den Broadway, wir streifen wieder den Rand von Chinatown, was man hier aber nur an den roten Glücksknotenanhängern an den Laternen erkennen kann. Dann ist es nicht mehr weit und wir stehen wieder vor der City Hall.

Der Ehemann erwartet uns vor dem Millenium und erzählt von seiner umfangreichen Tagesausbeute an Fotos von all den verrückten Sachen, die hier zwischen Broadway und One World Tower passieren. Außerdem hat er sich zwei der Hochglanzmagazine über das World Trade Center und die Anschläge des 11. September, die hier rund um den One World Tower verkauft werden, zugelegt. Ungefähr drei oder vier Stammverkäufer teilen sich den Platz hier vor dem Millenium, einer davon, der die Anschläge selbst miterlebt hat, verkauft ein Heft, in dem er selbst abgebildet ist. Er trägt es an der entsprechenden Stelle aufgeschlagen vor sich her: That's me, that's me! Er ist auf dem Foto unter der dicken Schicht aus gelbem Zementstaub auch gut erkennbar.

Der Ehemann hat seine Hefte aber von einem anderen Verkäufer, der sich die Bank vor dem Hotel mit ihm teilt. Sie sind am plaudern als wir ankommen. Sympathischer Typ, Metin, stellt er sich vor.

Wir können natürlich nicht wissen, ob Metin zu allen seinen Kunden so freundlich ist, aber wir werden in den kommenden Tagen noch erheblich von seinem Insiderwissen profitieren. Er kennt die besten Tourguides, hat den Bau des Oculus mit all seinen Problemen miterlebt, er erklärt uns das Subwaysystem, versorgt den Ehemann tagsüber auf seinem Fotoposten mit Sandwiches und Saft und gibt uns die besten Tips in welchen Seitenstraßen des Broadway man Restaurants findet.

Bezüglich des Frühstücks rät er uns von einem erneuten Besuch des Food Hubs im Oculus ab. Da drüben sei es gut, meint er, und zeigt auf ein würfelförmiges Gebäude ein Stück die Church Street hinunter. Eataly, steht daran, nettes Wortspiel.



Das werden wir dann morgen mal ausprobieren.

Heute sind wir zu erschossen, um uns noch groß durch die Müll-Labyrinthe in die Tiefen des FiDi zu begeben.



Es wird der Einfachheit halber der Burger King direkt neben dem Eataly. Die Mutter ist nach der gestrigen positiven McDo-Experience jetzt relativ aufgeschlossen, den Rest gibt die Tatsache, daß wir Metins Hochglanzmagazin entnehmen, daß dieser Burger King eine fundamentale Bedeutung bekam, als die Anschläge am 11. September geschahen. In diesem Gebäude wurde das Headquarter des New York Police Department untergebracht.



Die Burger sind dann auch wieder gut, die Mutter sagt allerdings, daß King-Nuggets im Ranking hinter Mc-Nuggets zurückbleiben. Reisen bildet!

Der Abend klingt erneut auf den Bänken vor dem Millenium aus. Ich briefe Mutter und Ehemann, wann wir morgen am Battery Park sein müssen, denn morgen geht’s zur Freiheitsstatue und wir haben ja schon unseren Time-Slot gebucht.
 

shorty1960

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Wir sind im November vor einer Kreuzfahrt in New York, leider nur 2,5 Tage, aber dein Bericht weckt so die Sehnsucht, dass ich am liebsten sofort fliegen würde
 

Irving

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Metin kennenzulernen scheint der absolute Joker zu sein. Bin gespannt, was er noch alles erzählt. Danke fürs mitreisen lassen! :stareyes:
 
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Neuer Tag, neues Glück. Wir probieren das Eataly. Nachdem wir den Eingang über der H&M-Filiale gefunden haben, geht’s mit der Rolltreppe in den ersten Stock und vor uns tut sich ein italienisches Wunderland auf.



Ein italienischer Supermarkt mit verschiedenen kleinen Snackbars, einer Eisdiele, am westlichen Ende zwei Restaurants mit Blick über den Hudson, und ganz am Ende einem Café mit Frühstücksangebot. Hier gibt es nichts Abgepacktes, frische Croissants mit Parma-Schinken, süße Teilchen und Obst. Der Kaffee kommt nicht im Pappbecher, sondern in richtigen Tassen, und hinter der Bar steht den ganzen Vormittag ein junger Mann und tut nichts anderes, als Orangen frisch auszupressen. Es ist quasi eine europäische Enklave mitten in Manhattan. 😉

Von hier aus hat man zwar nur einen Blick in die Seitenstraße auf eingerüstete Wohnhäuser, aber auch das kann ganz interessant sein.

Der flexible New Yorker nutzt die Gunst der Stunde und bastelt sich einen Balkon, wo sonst keiner ist:



Wir bestellen Croissants, die Mutter bekommt einen koffeinfreien Cappuccino, ich einen gigantischen Milchkaffee und der Ehemann einen O-Saft.


Wir sind sogar so happy hier, daß wir nicht nur zum Frühstücken, sondern manchmal auch noch nachmittags auf einen Kaffee hier einkehren. Wir lieben das Eataly.

Günstigerweise liegt das Eataly heute auch schon in der richtigen Richtung, wir müssen ja heute pünktlich am Battery Park sein und unsere 10:00 Uhr-Fähre nach Liberty Island bekommen. Die Karten habe ich im Vorfeld über den Paß gebucht. Leider, so war auf der Seite nachzulesen, ist ein Besuch der Freiheitsstatue von innen zur Zeit und bis auf weiteres nicht möglich, Grund sind die Pandemiebestimmungen. Wir denken uns dann selbst, daß das vielleicht wirklich ganz sinnvoll ist. Der Ehemann, der schon drin war, meint, es sei auch wirklich sehr eng dort, und bei den Menschenmassen, die jeden Tag dort durchgeschleust werden, wäre es am Ende vielleicht wirklich ein Hotspot geworden.

Trotzdem sind wir ein bißchen enttäuscht, wir hätten gern mal aus der Krone rausgeguckt. Aber Hauptsache ist, wir sehen die Statue selbst endlich mal in natura.

Der Weg zum Battery Park ist nicht weit. Trotzdem müssen wir schon nach kurzer Strecke die erste Pause machen. Ein wirklich schöner Sessel ist mit ein paar anderen Möbeln sperrmüllmäßig an den Straßenrand gestellt worden und der Ehemann kann nicht widerstehen und muß probesitzen. Während ich das fotografiere, kommt ein sehr nach New Yorker Local aussehender Mann vorbeigehetzt, findet aber dennoch die Zeit uns zu sagen, wie schön er das findet, daß wir so viel Spaß haben. Weiter so, genießen Sie Ihre Aufenthalt in New York, ruft er noch im Vorbeigehen.

Berger Plaza. Schade, daß man das Vogelgezwitscher nicht hören kann:



Genauso nett sind ein paar hundert Meter weiter ein paar Polizisten, die hinter der Berger Plaza gerade aus ihrem Auto gestiegen sind und sich auf dem Fußweg für den Arbeitstag schick machen. Einer kniet vor dem anderen und feudelt ihm nochmal fix über die schwarzen Lackschuhe. Wir trauen uns und fragen, ob wir davon ein Foto machen dürfen. Wir dürfen nicht nur, sie posieren extra für uns, mit Schuhbürste und in die Luft gehaltenem Bein. Es nur zu erzählen, kann die Situationskomik natürlich nur unzureichend wiedergeben.

Das ist aber auch nett, oder? Wenn er groß ist, will er mal ein Polizeiauto werden.



Sein Vorbild:



Aufkleber unten links. Das wird sehr ernst genommen.



Im Battery Park angekommen eine endlose Schlange vor dem Durchlaß zur Fähre. Wir sind eigentlich zu früh, aber das interessiert niemanden. Diese Time-Slot-Geschichte dient vermutlich nur dazu, die Besucher ein klein wenig zu kanalisieren. Die Fähren fahren sowieso im Pendelverkehr und angesichts der Menschenmenge kann man überhaupt nicht beeinflussen, auf welche man letztlich kommt.

Die Rucksäcke werden gescannt, danach erneutes Schlangestehen. An Bord setzen wir uns auf eine der Bänke, was sich als Fehler erweist, denn die meisten anderen hier scheinen zu wissen, daß die Fähre zunächst an Liberty Island vorbei an den Anleger fährt und somit an steuerbord die besten Plätze sind. Irgendwie quetschen wir uns aber noch dazwischen.



Als die Fähre dann die Freiheitsstatue passiert, recken alle wie auf Kommando ihre Handys in die Luft. Es sieht ein bißchen witzig aus, als wäre man bei einer okkulten Sekte, die einen Götzen anbetet und ihm kleine rechteckige Kästchen als Opfergabe darbietet.



Wir haben unverschämtes Glück mit dem Wetter. Der Himmel über der Hudson Bay ist wolkenlos und von einem tiefen Blau, die Staute mit ihrer graugrünen Patina hebt sich davor ab wie gemalt. Wir umrunden den Sockel langsam und fotografieren in alle Richtungen und von allen Seiten und ab und zu auch uns gegenseitig.

Viele Besucher tragen Strahlenkränze aus grünem Filz, vor allem Mädchengruppen, sie sehen aus, wie bei einem englischen Junggesellinnenabschied, aber das ist ein Souvenir, das man hier kaufen kann. Meine Mutter kann nicht widerstehen und kauft sich auch eins, das sie dann auch den Rest des Tages trägt und mit dem sie sehr würdevoll aussieht. Jetzt haben wir unsere very own Lady Liberty.

Im Snackrestaurant gibt’s überteuertes Zeug, aber wir haben Hunger und holen uns ein Sandwich und ein paar Getränke. Es gibt vier Kassen, davon aber nur eine an der man mit Bargeld bezahlen kann, und da ich als bargeldaffine Europäerin genügend dabei habe, überholen wir die Mengen der Kartenzahler, die neidischen Blicke im Rücken, hehe.

Der Nachmittag steht dann für Ellis Island zur Verfügung. Die Fähre braucht nur wenige Minuten zur Nachbarinsel.

Wir verzichten auf eine Audiotour und schauen uns die Exponate lieber auf eigene Faust an. Die Ausstellung ist natürlich viel umfangreicher als im Bremerhavener Auswandererhaus und eine gute Ergänzung dazu.





Die meisten Aufnahmen sind alles andere als schön. Hohlwangige Menschen mit tiefliegenden Augen aus aller Herren Länder, zusätzlich ausgezehrt von der langen Anreise und voller Angst, vielleicht abgewiesen zu werden. Auch Amerika war nicht für alle das Paradies. Warnhinweise für Berliner Mädchen:



Von Ellis Island aus läßt sich Skyline mit dem dahinter liegende Brooklyn gut in Gänze erfassen.





Auch von der Fähre aus hat man noch einen guten Blick auf Manhattan. Interessant finde ich vor allem die eingegrenzte Farbpalette, die die Stadt insgesamt hat. Die verschiedenen Sandsteintöne und dazu die Glasfassaden, die ja alle immer den jeweiligen Himmel widerspiegeln. Die Stadt ist nicht wirklich bunt, was ihr etwas Würdevolles gibt:



Als wir wieder auf dem Festland sind, zerstreuen sich die Menschen sofort in alle Richtungen. Der Battery Park leert sich in Minutenschnelle. Wir haben es nicht so eilig, es ist schön hier und wir bleiben noch eine Weile auf einer Bank sitzen. Ein Straßenmusiker spielt chinesische Melodien auf einer Laute, weil die Musik so fremdartig ist, fällt es uns nicht gleich auf, aber irgendwann merken wir, daß er immer das gleiche Stück wiederholt. Mir gefällt es trotzdem sehr und er bekommt zwei Dollar in seine Mütze.

Zurück vor dem Millenium plumpsen wir wieder auf unsere Stammplätze gegenüber des Oculus und schauen dem Treiben noch eine Weile zu. Die touristischen Selfieschützen mischen sich mit den Angestellten, die in den Feierabend streben. Heute werden wir uns auf die Suche nach etwas anderem als Fast Food machen.

Die Seitenstraßen, die vom Broadway abzweigen, sind hier unten am Abend ruhig und manchmal wie ausgestorben, hier reiht sich nicht ein Lokal an das andere.

Diese Bank hatte ihre Schaufenster mit einer großformatigen Aufnahme des Broadways um 1900 verschönert. Vor dem Bild haben wir immer wieder gestanden und neue Details entdeckt:



Mit den sich täglich türmenden Müllbergen haben die Fußwege etwas Labyrinthartiges.



Aber dank Metins Tip, nicht aufzugeben, sondern tiefer in die Straßen hineinzugehen, finden wir, was wir suchen.



Ein nettes, kleines Thai-Lokal, genau sowas haben wir uns vorgestellt. Nur zwei Tische draußen, die immer, wenn wir hier herkommen, besetzt sind, aber drinnen gibt es noch freie Tische.

Ich liebe thailändisches Essen, die Mutter lernt es jetzt zu lieben, und für den Ehemann bietet die Speisekarte eine ausreichende Auswahl an amerikanischem Fingerfood, heute werden es Chicken Wings. Die Mutter bekommt Bratnudeln und ich eine groooße Schüssel Tom Kha Gai mit Hähnchen, ein Traum!



Am Abend sitzen wir auf unseren Stammplätzen und schauen in den Nachthimmel, es ist angenehm warm. Morgen soll es wieder schön werden und wir wollen mal schauen, wo New York ein bißchen wie Florida aussieht.
 

katrin0912

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So schöne Bilder. Danke fürs mitnehmen, ich glaube ich muss doch nochmal über New York nachdenken. Beim letzten Mal waren wir nur für 10Std da und etwas ob der Hektik dort überfordert und nicht begeistert. Vielleicht bekomme ich meinen Mann noch überredet :lacry:
 

Texelrita

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Mensch, ist das alles schön und ich kann es kaum erwarten hinzukommen. Dieser blaue Himmel ist einfach mega und hoffentlich haben wir auch so ein Glück.

Sag mal die Müllberge, die sind schon krass....jeden Tag aufs Neue? Ist mir das früher nicht aufgefallen oder gabs die schlichtweg so nicht?
 

Sabine B.

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Unser Büro ist auf der anderen Strassenseite gegenüber des Auswandererhauses in Bremerhaven und wir waren daher natürlich schon häufiger dort. Gerade die dort dargestellte Immigration nach der Ankunft in NY erzeugt jedesmal Gänsehaut…
Irgendwann will ich unbedingt auch das Original sehen - leider wird im Oktober die Zeit wohl nicht reichen.
Es sind wieder wundervolle Bilder und ich liebe Deine Art Geschichten dazu und drumherum zu erzählen 😊
 
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Mensch, ist das alles schön und ich kann es kaum erwarten hinzukommen. Dieser blaue Himmel ist einfach mega und hoffentlich haben wir auch so ein Glück.

Sag mal die Müllberge, die sind schon krass....jeden Tag aufs Neue? Ist mir das früher nicht aufgefallen oder gabs die schlichtweg so nicht?

Das Wetter hat ganz viel zum Gelingen der Reise beigetragen. Natürlich hätten wir viele "indoors"-Sachen auch bei Regen machen können, aber allein die Aussicht von den Türmen, was wir für eine Sicht hatten, die Fotos sind so der Oberhammer, obwohl der Ehemann nicht mal die große Kamera mithatte. Obwohl wir auch noch einen Moment hatten, an dem der Regen erst richtig zur Stimmung beigetragen hat.

Die Müllberge waren zwischendurch immer mal kurz verschwunden und abends waren neue da. Die Fußwege wurden furchtbar eng dadurch, man konnte nur im Gänsemarsch hintereinander hergehen. Das Ganze war aber wenigstens kein stinkender Hausmüll, sondern immer irgendwas, das nach Wertstoffen aussah, Plastik und sonstige Verpackungen. Ich hatte vorher schon einen Artikel über eine Familie gelesen, die allein mit dem Sammeln von Getränkedosen ein Vermögen macht. Keine Ahnung, wie das dort organisiert ist, aber man sah auch immer wieder Einzelpersonen, die ganze Säcke davonschleppten.
 
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Unser Büro ist auf der anderen Strassenseite gegenüber des Auswandererhauses in Bremerhaven und wir waren daher natürlich schon häufiger dort. Gerade die dort dargestellte Immigration nach der Ankunft in NY erzeugt jedesmal Gänsehaut…
Irgendwann will ich unbedingt auch das Original sehen - leider wird im Oktober die Zeit wohl nicht reichen.
Es sind wieder wundervolle Bilder und ich liebe Deine Art Geschichten dazu und drumherum zu erzählen 😊

Das war wirklich sehenswert. Ich hätte noch mehr Fotos gehabt, aber seltsamerweise wollten mehrere Fotos sich nicht darstellen lassen, statt dessen war dann immer nur ein rotes Kreuz zu sehen, das Problem hatte ich im Florida-Reisebericht auch schon mal.

Danke schön, ich hoffe, ich kann halbwegs anschaulich machen, was wir so auf der Straße erlebt haben. Der Ehemann hat so tolle Fotos gemacht, da würde jedes mehr sagen als tausend Worte, aber leider können wir die nicht zeigen.
 
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Same procedure as evey day von jetzt an: Eataly. Wir frühstücken gemütlich und ohne Eile, da, wo wir heute hinwollen, braucht man kein Zeitfenster. Wir lassen uns treiben und genießen den Sonnenschein. Wobei man hier ja nie genau weiß, ob es echtes Sonnenlicht oder nur die Reflektion der Glasfassaden ist. Sonnenbrand bekommt man davon allerdings genauso. 😉







Wir besorgen uns ein paar üppig belegte Panini und ein paar Getränke für ein Picknick, denn heute geht es dorthin, wo wir gestern nicht mehr hin durften: Den Central Park.

Mit der Picknicktüte in der Hand stehen wir dann eine Weile dumm vorm Hotel herum, seltsamerweise kommt aber überhaupt kein freies Taxi vorbei. Die Nummer, wie ein paar coole New Yorker den Arm rauszuhalten (keiner von uns kann auf zwei Fingern pfeifen), will irgendwie nicht klappen. Schließlich trotten wir zur Rezeption um zu fragen, ob man uns ein Taxi rufen kann. Aber, sagt die Rezeptionistin, das übernimmt doch der Concierge für Sie!

Tatsächlich halten die Taxen rechts neben dem Hotel in der Fulton Street, da, wo wir bei Ankunft auch ausgestiegen sind. Der Concierge fragt nach unserem Ziel, tritt hinaus auf die Straße, hebt nur einmal kurz die Hand und wie durch Zauberhand erscheint ein Taxi. Hexenwerk! o_O

Wir beschreiben, wo wir hinmöchten, nämlich am liebsten genau vor dem Guggenheim Museum abgesetzt werden.

Wieder geht es über die westliche Seite Manhattans nach Norden. Wir fahren eine ganze Weile die selbe Strecke, die wir vorgestern schon mit dem Bus gefahren sind, nur daß wir diesmal viel tiefer sitzen und nicht mehr bei Hugh Jackmann ins Fenster gucken können. Dafür bekommen wir mehr von den anderen Verkehrsteilnehmern mit.



Da die 5th Avenue eine Einbahnstraße ist, die leider nur in südlicher Richtung befahren werden darf, muß er erst einmal mit uns ums Karree fahren und wir können einen ausgiebigen Blick auf die noble Upper East Side werfen, aber dann sind wir da und stehen vor dem Museum.



Hinein möchten wir gar nicht, überhaupt sind wir nur auf meinen Wunsch hier. Solomon R. Guggenheim, der Großindustrielle, war ein spendabler Kunstmäzen, und Guggenheim-Museen gibt es mehrere auf der Welt und sicher sind die Sammlungen, die darin gezeigt werden, sehenswert und kostbar. Aber hier ist es das Gebäude selbst, das mich interessiert. 1939 erbaut und entworfen von Frank Lloyd Wright, der grauen Eminenz der amerikanischen Architektur, form follows function, das Leitmotiv des Bauhauses, quasi alle moderne Architektur, wie wir sie heute kennen, ist durch dieses Genie beeinflußt. Ich bremse mich jetzt mal, von FLW wird noch mehr zu erzählen sein, später.

Aus Wisconsin stammend, erbaute er die meisten seiner Häuser im mittleren Westen der USA, aber zahlreiche Auftragsarbeiten auch in anderen Bundesstaaten, und dies ist eines davon und das erste überhaupt, das ich nicht nur auf einem Foto, sondern mit eigenen Augen sehe.
Organische Architektur, man erkennt es schon von außen, der runde Baukörper, in dessen Inneren sich ein spiralförmiges Treppenhaus befindet. Es gibt andere Gebäude von FLW, die ich weitaus schöner finde und denen ich auf dieser Reise überraschenderweise noch näher kommen werde, als ich erwartet habe, aber auch dieses ist für mich eine Augenweide. Der Ehemann und die Mutter sitzen geduldig auf einer Bank und warten auf mich, bis ich mich sattgesehen habe. Bevor wir gehen können, muß ich noch einmal hinüber auf die andere Straßenseite und die Handgriffe des Haupteingangs anfassen. Immerhin hat an dieser Tür schon Will Smith gerüttelt.



Wie das Gebäude von innen aussieht, wissen die meisten von uns, ohne sich dessen vielleicht bewußt zu sein. Hier wurden zahlreiche Filmszenen gedreht, aber vor allem eine, die wahrscheinlich jeder kennt: die Verfolgungsjagd am Anfang von Men in Black.


Mein erstes FLW-Gebäude! Ich freue mich sehr.

Der größte zusammenhängende Komplex von Frank Lloyd Wright-Gebäuden befindet sich übrigens in Florida, aber das war es nicht, was ich meinte, als ich schrieb, wir wollten schauen, wo New York wie Florida aussieht. Da gibt es noch einen anderen Ort, an den uns der Ehemann jetzt führt.

Den Central Park haben wir kaum betreten, als uns schon die ersten professionellen Dog-Walker entgegenkommen, ein Anblick, den ich irgendwie sehr mit der Stadt verbinde. Jeder ein Dutzend Hunde an Leinen, die an einem Gürtel um die Taille befestigt sind. Zum Glück sind es alles kleine Fußhupen, sonst hätten die sicher nichts zu lachen, wenn die Hunde auf die Idee kämen, in verschiedene Richtungen loszustürmen.



Der Central Park ist ja riesig und natürlich kann man nicht alles, was sich hier anzuschauen lohnt, an einem Tag schaffen. Aber zum Glück liegt wenigstens das Guggenheim Museum schon ziemlich genau in dem Bereich, in den wir wollen, so daß wir nicht allzuweit zu laufen haben. Wir schlendern den East Drive hinunter, am Obelisken vorbei, über den wir erst kürzlich eine interessante Doku gesehen haben. Eigentlich ist es einer von zweien, die früher nebeneinander in Assuan standen. Aber jede große Metropole, die auf sich hielt, wollte früher ihren eigenen Obelisken, und so steht ihre Schwester heute in London am Embankment.

Cleopatra's Needle:



Dann noch ein bißchen Herumsucherei nach der richtigen Abbiege und wir finden, was wir gesucht haben, den Turtle Pond.



Es ist genau so, wie der Ehemann es uns angekündigt hat: Alles voller Schildkröten!



Der Turtle Pond heißt nicht umsonst so, alle möglichen Arten leben hier, auch Schnappschildkröten, vor allem aber Floridianische Cooter. Und weil so schönes warmes Wetter ist, sitzen sie auch alle draußen auf den Granitblöcken am Ufer und sonnen sich.

Wir bleiben hier eine Weile, futtern unsere Panini und beobachten die Leute. Die meisten anderen Touristen waren wohl nicht auf die Schildkröten vorbereitet und kreischen begeistert herum, die Schröten sind aber echte coole New Yorker und rühren sich kein Stück vom Fleck. Die Angsthasen vom Lake De Soto würden sicher nicht tauschen wollen, schon allein wegen der kalten Winter nicht.

Danach wandern wir am Belvedere Castle vorbei, schauen über die Great Lawn, wandern durch die Rambles zum nächsten See, überqueren The Lake an der Oak Bridge



und verlassen den Park am Diana Ross Playground vorbei auf den Central Park West. Abgelaufen haben wir dabei nur einen Bruchteil des Parks, da wäre noch so vieles, das man würde sehen wollen. Die Statue vom tapferen Balto, die Strawberry Fields, hier gibt es irgendwie nichts, das nicht mit Bedeutung und großen Namen aufgeladen ist.



Oft ist es ja so, daß man viele Jahre ein bestimmtes Bild eines Ortes im Kopf hatte, bis man dann zum ersten Mal wirklich dort hingelangt, und danach ist die Phantasievorstellung verschwunden und durch das reale Erleben ersetzt. Nur hier funktioniert das für mich nicht. Wenn ich mich jetzt zurückerinnere, wie wir vom Belvedere Castle über den Turtle Pond auf die Great Lawn geschaut haben, ist die Erinnerung dennoch nicht so intensiv wie das Bild, das ich die längste Zeit meines Lebens vor mir sah, wenn ich an den Central Park dachte.

Ich war 14, als Hair in die Kinos kam, zu jung, um wirkliche Erinnerungen an die Hippie-Ära zu haben, aber keinesfalls zu jung, um fasziniert zu sein, und so wurden die Filmszenen, die hier gedreht wurden so prägend, daß der Central Park für mich vermutlich auf ewig der Ort sein wird, an dem das Zeitalter des Wassermanns beginnt.


Zurück geht es vom Central Park West mit dem Taxi. Ganz Manhattan scheint ja so eine Art Kreisverkehr zu sein, hinauf nach Norden geht es über die Westseite, will man zurück nach Süden, muß man den Franklin Delano Roosevelt Drive an der Ostseite nehmen.

Drüben in Brooklyn ist alles braun in braun, dazwischen der East River. An der Brooklyn Bridge geht’s wieder rechts raus und wir sind „zuhause“. Weil wir von unserem üppigen italienischen Picknick noch relativ satt sind, gibt’s heute nur ein leichtes thailändisches Curry, und dann früh aufs Zimmer. Skyline gucken und früh schlafen.



Der Tag morgen ist ziemlich voll gepackt und ich bin ein bißchen aufgeregt, ob das denn alles so klappen wird, was ich vorbereitet habe.
 

Reisezottel

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Hallo Suse, erst mal herzlichen Dank für den tollen Reisebericht!

Falls Ihr mal einen Wochenendausflug nach München machen wollt: In der Schrannenhalle am Viktualienmarkt gibt es ein Eataly!

Schönes Wochenende
 

Pemimae

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Es macht riesigen Spaß, deinen Reisebericht zu lesen und der wiederum macht sehr viel Lust auf NY.
 

Schneewie

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Das Eataly würde uns für einen Snack zwischendurch auch interessieren. Hast Du da einen Link direkt zum "Restaurant" für mich, denn wenn ich das in Google eingebe für NY kommt ganz viel.
Das wäre klasse!!! Danke.
 
OP
Suse65

Suse65

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Hallo Suse, erst mal herzlichen Dank für den tollen Reisebericht!

Falls Ihr mal einen Wochenendausflug nach München machen wollt: In der Schrannenhalle am Viktualienmarkt gibt es ein Eataly!

Schönes Wochenende

Also uns war ja vorher gar nicht bewußt, daß "unser" Eataly kein Einzelstück ist, sondern zu einer Kette gehört.
Der Ehemann wird voraussichtlich dieses Jahr noch (ohne mich) in München sein. Da kommt der Hinweis gerade recht.
Ich werde dieses Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach noch in Paris sein, und da gibt es auch eines. Falls meine Mutter mich nach Paris begleitet, steht schon absolut fest, daß ich da mit ihr hingehen werde, als Überraschung. (y)
 
OP
Suse65

Suse65

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Das Eataly würde uns für einen Snack zwischendurch auch interessieren. Hast Du da einen Link direkt zum "Restaurant" für mich, denn wenn ich das in Google eingebe für NY kommt ganz viel.
Das wäre klasse!!! Danke.

Die haben eine Webseite, auf der Du die einzelnen Niederlassungen anklicken kannst. Unseres war Eataly NY Downtown

 

Sabine B.

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Eataly Downtown - gleich mal abgespeichert und auf Google Maps notiert.
Passt wunderbar für unseren geplanten Tag um das One World Observatory herum - Danke für den Tipp :)
 
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