Ein Besuch bei den Karamajong
Gemeinsam mit unserem Guide Richard besprachen wir das Nachmittagsprogramm für den zweiten Tag im Kidepo Nationalpark.
Zur Auswahl stand ein Besuch des Dorfes der Karamajong, eines der hier ansässigen Volksstämme oder ein weiterer Game Drive. Da, wie bereits geschrieben, der Nordteil des Parks für uns unzugänglich war, entschieden wir uns mit knapper Mehrheit für das „Cultural Experience“.
Auf der Fahrt entdeckten wir noch ein Dik Dik, die kleinste Antilopenart, nicht viel größer als ein Feldhase.
Nach 45 Minuten erreichten wir das Karamajong Village. Entgegen unserer Erwartungen und Befürchtungen gab es nicht den großen Menschenauflauf. Ein lokaler Führer begrüßte uns und erzählte uns zunächst was über die sehr, sehr, sehr komplizierten Hochzeitsbräuche und Verflechtungen, die es braucht, bis der Bräutigam endlich seine Braut bekommt.
Aber wem das zu kompliziert ist, es geht natürlich auch einfacher. Der Mann kann nämlich seine Angebetete auch einfach rauben.
Ich warf einen kurzen Seitenblick auf Leonie … kam etwas ins Grübeln … und überlegte, was ich meiner Frau nach Rückkehr sagen, wenn … naja, ihr wisst schon … ich alleine zurückkäme.
Im Anschluss daran wurden wir durch das Dorf geführt, wobei wir kaum andere Menschen sahen. Irgendwie hatten wir ein komisches Gefühl dabei … diese Art von Touristenattraktion ist einfach nicht unser Ding, demzufolge machten Leonie und ich auch nur wenig Bilder.
Wir besichtigten auch die Hütten, sahen die Koch – und Schlafplätze und erfuhren dabei noch mehr über die Bräuche und das Alltagsleben.
Nach Ende der Führung wurden wir zu einem großen Platz gebracht, dort hatten sich viele der Dorfbewohner versammelt. Traditionelle Tänze standen an. Diese bestanden im Wesentlichen aus rhythmischen Hüpfen.
„Das kriege ich hin“, dachte ich mir, denn natürlich durften man auch mittanzen. Prompt wurde ich auch schon von einer der Dorfschönheiten aufgefordert mit zu tun.
Nach kurzer Zeit wurde ich aber von meiner Hüpfpartnerin verlassen. Vielleicht hüpfte ich ihr nicht hoch genug? Vielleicht taugte ich nicht als potentieller Ehemann? Vielleicht hatte ich auch einfach mehr Kondition? Man weiß es einfach nicht. War das Tanzen noch eher lustig, kam jetzt der Shopping Teil.
Auf der Wiese waren allerlei Souvenirs ausgebreitet. Armreifen, geschnitzte Figuren, Körbe und vieles mehr. Man sah aber gleich, dass nicht alles auch hier im Dorf hergestellt war. Jedenfalls gibt es im Kidepo Valley definitiv keine Gorillas, die man nachschnitzen hätte können. Um den „Shop“ hatten sich alle Dorfbewohner versammelt. Man durfte sich zwar „free“ fühlen, etwas zu kaufen, aber wenn einen das halbe Dorf beäugt, fühle zumindest ich mich nicht mehr ganz so „free“. Wenigstens aber wurden wir nicht aktiv bedrängt, etwas zu kaufen.
Wir liefen also durch die Reihen, schauten uns die Sachen an. Nachdem einige unserer Mitfahrer etwa kauften, war der Teil auch erledigt.
Zum Schluss gab es noch ein Trinkgeld für den lokalen Guide, dann verabschiedeten wir uns mit einem zwiespältigen Gefühl, einerseits mag ich solche Veranstaltungen nicht, andererseits können die Gelder vor Ort auch gut gebraucht werden.
Auf der Rückfahrt unternahmen noch einen kurzen Abstecher in den Park, aber die meisten Tiere waren weiter entfernt oder versteckten sich im Gebüsch, während in der Ferne Regen aufzog.
Zum Abendessen wurden wir wieder mit einem viergängigen Menü verwöhnt. Das war dann auch schon unser Aufenthalt im Kidepo Valley, einem der schönsten Nationalparks, die ich kenne, und den ich Safarifreunden nur wärmstens ans Herz legen kann.
Morgen steht ein Fahrtag in den Murchison Falls National Park, hier gibt es wieder viele Tiere, ein landschaftliches Highlight, außerdem werden wir erstmals auf der Reise Bootstouren unternehmen.