Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

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Freut mich, dass es auch der Florida-Gemeinde gefällt
 

bens2613

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Ich finde noch immer deine Fotos dermaßen faszinierend, wo soll das nur enden? 85 Tage USA. Ich werde stückeln müssen, denn da ist so einiges dabei, was ich selber noch nicht gesehen habe - aber eben sehen möchte :-D:confused:

Absolut begeistert,
Corinna
 

Rosa

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Ich finde noch immer deine Fotos dermaßen faszinierend, wo soll das nur enden? 85 Tage USA. Ich werde stückeln müssen, denn da ist so einiges dabei, was ich selber noch nicht gesehen habe - aber eben sehen möchte :-D:confused:

Absolut begeistert,
Corinna

@Corinna
Geht mir genau wie Dir, da wär so einiges dabei, was ich mir auch gerne anschauen würde, bloß blöd, wenn man zu Schulferienzeiten gehen muß und auch nur begrenzt Zeit hat...

@Zehrer
In Las Vegas sind wir uns vielleicht unwissentlich über den Weg gelaufen, wir waren während dem "EDC" auch da...wir waren zu alt, Tochter zu jung, wir haben uns aber trotzdem köstlich amüsiert:)

Gruß,
Rosa
 

Texelrita

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Fritz, was soll man noch schreiben : Ich bin total begeistert! Sag da in Vegas, das grinst doch Lala mit Frau um die Ecke, oder?! Nicht das ich sie kennen würde aber ich kenne ihre tollen Berichte....

Deine Bilder sind der absolute Hammer und wenn ich besser laufen könnte (Fuß leider kaputt), würde ich sofort nach SFO wollen und diese roten Steine in Grau und den Krater suchen. Einfach traumhaft, danke dafür!(y)
 

bakkitiger

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Deine Bilder sind einfach immer wieder der Wahnsinn.

Sag da in Vegas, das grinst doch Lala mit Frau um die Ecke, oder?! Nicht das ich sie kennen würde aber ich kenne ihre tollen Berichte....

Den gleichen Gedanken hatte ich auch...habe nämlich auch schon sämtliche Berichte auf seiner Homepage gelesen.
Allerdings sind die Haare anders, oder?

LG Nicola
 

Maggy

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traumhaft :yes:
meine erste "Arbeit" morgens im Büro ist Reiseberichte lesen (y) und da bin ich ne zeitlang mit beschäftigt :-D
 
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Muss jetzt leider weg zum Marathonlauf - nächste Woche geht's weiter
 
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Also, liebe Florida-Gemeinde. Ja, das ist der berühmte Lala ... Haare sind jetzt wieder kurz :angry:

Danke für Euer Anteilnahme am Marathon ... alles soweit gut, es gäbe ein Bild so bei Kilometer 40, da bin ich zirka 85 Jahre
 
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Mittwoch
Die Nacht war traumhaft, auch ohne Traum. Denn es war einfach ein Traum, dass die gesunde Landluft - ohne Tiergeruch versteht sich -, durch das offene Fenster ins Schlafzimmer kam. Nur so war das magere Frühstück des Best Western auszuhalten.

Heute bewegen wir uns wieder auf Touristenpfaden und nehmen die Bergstraße, die sich durch den Lassen Volcanic National Park windet. Wir sind am Ring of Fire und Feuer kommt zwar nicht mehr aus den Löchern an den Sulphure Works, aber der Schwefel stinkt gewaltig. Das Blubbern wär ja durchaus beruhigend, gleichwohl ist es dort am Zaun nicht auszuhalten. Die Amerikaner beschweren sich über den Gestank meiner Zigaretten und hier stehen sie mit einer Freude, dass es unglaublich ist. Im Yellowstone blubberts schöner, größer und besser, also nichts wie weiter.

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diamond_peak_arch_01.jpg


Die Freude kommt zurück, als wir auf dem Diamond Peak den gleichnamigen Steinbogen entdecken. An der Bumpass Hell liegt noch meterhoher Schnee, der Trail ist leider deshalb gesprerrt. Ziemlich unpassend meine kurze Hose und die Flip-Flops, denn auch die Seen hier oben sind noch komplett zugefroren. Mach das Foto und verzieh dich in dein Auto. Monika, dreh die Heizung auf!

Als wir am höchsten Punkt auf 2.594 Metern, was ja eigentlich nur für Hamburger hoch ist, angekommen sind, wedeln ein paar Skitourenfreaks die Hänge hinunter. Erst weiter unten am Summit Lake ist alles schneefrei. Am Parkausgang ruht der Manzanita Lake, der von der Frühlingssonne zum glitzern bebracht wird. Wir haben den Winter hinter uns gelassen und sind jetzt im Frühling. Enten gleiten durch das Bergwasser und Menschen bevölkern die Picknicktische.

lassen_volcanic_np_05.jpg


lassen_volcanic_np_01.jpg


Als wir durch die wunderschöne Landschaft fahren, spitzt immer wieder ein riesiger, schneebedeckter Berg durch die Windschutzscheibe. Der Mount Shasta mit seinen 4.317 Metern hat tonnenweise Schnee auf seinem Buckel. Nur ganz unten hat der von der Ferne fast schwarz wirkende Wald wirklich eine Chance. Ansonsten ist der symetrische Vulkan einfach nur weiß. Ein schlafender Riese, der die Glut der Erde noch zurück hält.

mount_shasta_01.jpg


Über ein kurzes Stück auf der Interstate 5, Tankstopp im Ort Mount Shasta, kommen wir auf der OR 97 nach Dorris. Die fast kanadisch anmutende Natur ist Vergangenheit, inzwischen tummeln wir uns in weiten Ebenen, die dank massiver Sonneneinstrahlung den Frühling durch den Sommer abgelöst haben. Sozusagen die dritte Jahreszeit, die wir heute erleben.

Hier in Dorris werden die von allen Seiten schnurstracks darauf zu laufenden Landstraßen in ihre Schranken gewiesen. Die Ortsdurchfahrt hat Ecken und Kanten, zwei LKW's kommen so gerade noch aneinander vorbei. Ein kleiner Stau wird zum Sightseeing-Stopp! Eine Geisterstadt mitten in der Zivilisation. Nur manche Häuser erwecken noch den Eindruck, dass hier Menschen leben. Ein unorganisierter Flohmarkt mit alten Traktoren und sonstigem, das vielleicht mal vor 20 Jahren das Leben der Menschen erleichterte. iPhones und iPads werden hier keine Chance haben. Ein sterbendes Dorf im südlichen Oregon. Und in spätestens 10 Jahren kommen die Touristen auf ungeteerten Wegen hier her, um Eintritt zu zahlen.

Das ist aber nicht der Grund, warum wir wieder gen Kalifornien düsen. Nach so viel Landschaft hinter Glas, müssen wir uns noch ein wenig bewegen und machen zwei kleine Hikes im Lava Bed National Monument. Es ist inzwischen sehr warm geworden und die dunklen Lavafelder tun ihr übriges, warum wir jetzt keinen Bock haben, uns in die Turnschuhe oder gar in die Bergschuhe zu zwängen. Kinder, nicht nachmachen! Sehr gezielt bewegen wir uns nun auf dem mit kantig scharfen Lavagestein durchsetzten Captain Jacks Stronghold Trail. Interessante Abwechslung, aber spannend ist etwas anderes. Nun gut, wir wollen hier eine der unzähligen Steinbrücken besuchen, die durch eingestürzte Lavatubes gebildet wurden. Die Stronghold Bridge ist die erste Naturbrücke und es werden, insbesondere morgen, noch unglaubliche Mengen folgen.

forbidden_arch_01.jpg


Dass wir jetzt immer noch in Flip-Flops unsere Wege suchen, war spätestens hier, als wir dem Forbidden Arch näher kommen, eine saublöde Idee. Nein, es waren nicht die Steine, sondern stachliges Gestrüpp, das die paar Meter von der Straße bis zum Steinbogen zur schmerzhaften Erfahrung werden ließ. Die Werbung nennt es Hautirretationen, mir tut's einfach nur weh und der rettende Lino ist nicht zu sehen. Ein Bergrücken, der wohl eine der Begrenzungen des Lavastreams war, ist mit Klippen und Finnen durchsetzt. Und an einem dieser Felsengebilde hat das harte Lavagestein nachgegeben. Der Arch könnte als Fernrohr in das Lavatal dienen, aber dazu müssten wir weiter aufsteigen. Ich bin jetzt aber froh, dass ich einen einigermaßen stachelfreien Standpunkt erreicht habe, um ein Foto von dem Teil zu schiessen. Klick und weg!

In Klammath Falls kehrt die Zivilisation in Form eines wunderbaren Eckzimmers mit Blick auf dem Mount Shasta zurück. Und ein kleiner Abendspaziergang brachte uns in das Steakhouse Mr. B.. Ein wunderbares Essen, eine ausgezeichnete Flasche Wein - drei subjektive Michelin-Sterne - beenden die heutige Tour durch drei Jahreszeiten.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de
 

Texelrita

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...ich bleib Dir treu! Aber ich kann mich ja nicht laufend wiederholen, also ich sag Dir nur Bescheid, dass ich noch mitlese und spare mir die Huldigungen für das Ende auf :giggle:. Toll!!!
 
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Gelöschtes Mitglied 5876

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Donnerstag
Als wir früh am Morgen bei nur 59 Grad durch Tule Lake fahren, sind die Läden nicht nur aufgrund der unchristlichen Zeit geschlossen. Auch hier hat es offensichtlich schon bessere Jahre gegeben. Die Einreise nach Kalifornien wird nicht durch die Früchtekontrollierer gestört, hier gibt es sowas nicht. Und auch die Grenze des National Monuments ist nicht bewacht. Das Kassenhäuschen ist verwaist, nur ein Schild besagt, dass man sich im Visitor Center melden muss. Aber das ist noch etwas weit und passt so gar nicht in die aktuelle Planung.

Am Trailhead zum Dragons Mouth stehen aber komische Schilder. Abgebildet ist die gemeine Fledermaus und es wird etwas von einer extra Genehmigung gefaselt. Aber das interessiert uns jetzt nicht. Gemächlich wandern wir durch die Lavalandschaft, - es ist nicht weit bis zum Drachenmund, einer Lavaröhre mit zwei Öffnungen bei den Fleener Chimneys. Ganz nett und auf dem kurzen Roundtrip steht auch noch der Dragons Tail als Überbleibsel einer unruhigen Vergangenheit.

Man war auch bei der nächsten Serie von Steinbogen sehr erfinderisch bei der Namensgebung. Balkon, zu neudeutsch Balcony, so der Zusatz für die Höhlen und Brücken, die Tür an Tür stehen. Balcony Bridge mit drei Eingängen und Balcony Cave, letztere beherbergt mitten im Dunkeln einen Arch. Natürlich heißt er Balcony Arch, was sonst? Vor lauter Balkonen muss die Dokumentation nun ungewohnte Sorgfalt erfahren. Sonst kennt sich kein Schwein mehr aus. Gott sei Dank sind die nächsten Lavasteinbrücken Boulevards. Es kommt die Boulevard Cave und die Bridge. Interessiert klettern wir überall hinunter in diese düsteren Gebilde. In Deutschland wäre ein Helm Pflicht, wetten! Als wir auf dem Parkplatz zur Merrill Cave stehen, merken wir erst später, dass die Straße unmittelbar zuvor von der Bearpaw Bridge getragen wird. Das Gelände ist offensichtlich stabiler, als es den Anschein hat.

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Die erste wirkliche Wanderung wartet. Am Trailhead nur ein Schild zur Skull Cave. Da wollen wir aber jetzt nicht hin. Aber das GPS sagt, dass wir trotzdem da sind. Na gut, dann wandern wir halt los. Herrliche Wärme umgibt inzwischen die Natur und unsere Körper. Das liegt aber nicht am Hike, der geht relativ relaxed dahin. Links und rechts immer wieder Steinhaufen, die dem Bewuchs von Sträuchern und Büschen Stand gehalten haben. Im Hintergrund erhebt sich die Schonchin Butte. Oben auf ein Wachturm, der vermutlich ein Aussichtsturm ist, denn was will man hier bewachen. Selbst ein Feuer wäre nichts unnatürliches. Während des Spaziergangs rauche ich mal eine Zigarette, mitten im größten Aschenbecher der Welt. Wir sind an der Irish Bridge. Ein- und Ausgang dürften nur rund 20 Meter voneinander entfernt sein. 20 schwierige Meter, denn es liegen flächendeckend Steinbrocken im Weg. Deshalb bleibt die Durchquerung aus und wir schauen mal von links und dann von rechts rein. Kluge Entscheidung! Entlang einer Lavarinne geht es nun zur Symbol Bridge, gleiches Bild. Erst als wir auf dem Rückweg zur Big Painted Cave abbiegen, wird der Höhlenzugang ein gut gepflegter Pfad. Wunderbar kühl hier! Mir fallen die Freundschaftbänder von Wolfgang P. ein: Das ist Wahnsinn, warum schickst Du mich in die Hö(h)lle.

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Da uns nun ein weiteres Auto am Trailhead erwartet, das auch das komische Fledermaus-Symbol auf dem Dashboard ausliegen hat, bekommen wir es mit der Angst, Späß'le g'macht, und beschließen, am Visitor Center ein kleines Päuschen zu machen. Großes Transparent: White Nose Screening! Nachdem ich von der gestrigen Flasche Wein maximal eine rote Nase habe, bin ich sehr interessiert. Das war gut, denn die junge Frau holte nach der Frage, ob wir in einer Höhle im Osten und mittleren Westen der USA waren, eine Wanne voll Wasser, spritzte ein Mittel rein, nahm meine Bergschuhe und machte sie sauber. Braves Mädchen! Dann will sie an meine Kamera und die Objektive. Nix, kommt nicht in Frage. Ich soll es dann halt selbst machen, also wische ich vorsichtig. Nach fast zwei Monaten Reisezeit hat sie es auch nötig. Monikas Turnschuhe werden dann auch noch geschrubbt und das war's. Die Fußwaschung bleibt aus. Wir bekommen den langersehnten Pass, dass wir nun auch in die Höhlen und unter die Brücken dürfen. Clean, danke! Der Hintergrund ist schnell erklärt. Sowohl in Europa, als auch im Ostteil der USA herrscht das White-Nose-Syndrom, eine Art Pilzkrankheit, die zum Massensterben von Fledermäusen geführt hat und führt.

Unser nächster Trail beginnt am Parkplatz der Skull Cave. Ein flacher Weg durch Büsche und vorbei an Lavarinnen führt an der Peninsula Bridge und dem Arch vorbei. Der Weg direkt dorthin geht querfeldein und ist ziemlich steinig und stachlig. Aber wenn man schon hier ist, nimmt man es auf sich. Weiter geht es zu der wohl berühmtesten Brücke des Lava Beds National Monuments: Captain Jacks Bridge. Wie so oft in den Vereinigten Staaten, war es ein Krieg zwischen den Einheimischen und den weißen Siedlern, bekannt auch als Lava Beds War. Jack, der Kapitän, führte 52 Krieger, wohin auch immer. Nach eineinhalb Stunden sind wir zurück am Auto. Wer jetzt glaubt das muss es aber nun langsam gewesen sein, der irrt.

captain_jacks_bridge_01.jpg


Wir fahren und spazieren am sogenannten Cave Loop: Hopkins Bridge, Chocolate Bridge, Garden Bridges, Ovis-, Sentinal-, Venetian-, Brücken soweit das Auge reicht und die Füße tragen. Der Kopf brummt, das ist zuviel und es genügt für heute, auch wenn der Plan noch so ein paar Dinger zu bieten hätte. Auch Touren mit Helm, Grubenlampe und Knieschoner wären noch möglich, aber 8 Stunden, eingeklemmt in Höhlen und unter Brücken, das reicht!

chocolate_bridge_01.jpg


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Das Mr. B. war gestern so gut und auch mangels echter Alternativen kommen wir zurück. Jetzt müssen nur noch die Fotos benannt werden. Ich habe mir angwohnt, nach jeder Brücke und Cave den Himmel zu fotografieren, damit man auch nach ein paar Stunden noch bestimmen kann, wie das Teil heißt. Ich hoffe, es ist mir gelungen.

... Fortsetzung folgt!
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Freitag
Kurz nach dem Frühstück stehen wir an der Tanke und lassen unseren Traverse volllaufen. Selbst ist die Frau, denkste! In Oregon darf man nicht selber tanken. Der junge Mann macht das aber ganz anständig und sollte sich eigentlich ein Trinkgeld verdient haben. Aber er verweigert. Er würde gekündigt, wenn er etwas annehmen würde. Das wollen wir natürlich nicht, - der Arme!

Der Wind pfeift am Modoc Rim entlang und der Upper Klammath Lake bekommt bei 57 Grad Gänsehaut. Ansonsten scheint alles verlassen. Fast unheimlich, denn weder am Ufer, noch auf dem See ist irgend etwas zu sehen. Sommerlich begleidet sparen wir uns auszusteigen, um die Szenerie näher zu betrachten. Wir haben ja auch noch einiges vor und so kommen wir Stück für Stück weiter nach Norden. Ländliches Outfit bekommt die Landschaft im Wood River Valley. Die glücklichen Kühe weiden und es ist ihnen nicht anzusehen, dass es hier bereits am Fuße der Berge saukalt ist. Die Heizung im Auto muss sein. Und dann geht es bergauf. Entlang des Annie Creeks windet sich die Straße auf den Vulkan. Gewaltige Schluchten am Straßenrand. An den Annie Falls schauen wir in die gähnende Tiefe. Wir sind im Crater Lake National Park.

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Der See im Krater liegt still und star und umspült das Wizard Island, den Vulkankegel, in einem tiefen Blau. Fast 600 Meter ragt das glasklare Wasser in die Tiefe. Der Himmel und das Wasser streiten sich, wer das intensivere Blau den Touristen anzubieten hat. Teilweise zwei Meter hoch liegt noch der Schnee am Straßen und Kraterrand; und das Mitte Juni. Weiß und Blau, ein wunderbare Farbkombination. Adler kreisen über unseren Köpfen und hoffen auf fette Beute. Die dunklen Nadelbäume sind offensichtlich glücklich, dass sie die 15 und mehr Meter hohen Schneemassen des Winters hinter sich haben. Der East Rim Drive ist jetzt immer noch gesprerrt. Als wir am Parkplatz an der Crater Lake Lodge die Türe öffnen, ist es so schlimm, wie erwartet. Brrrrrrr! Die Flippies ziehe ich jetzt nicht aus, aber eine warme Jacke braucht es schon. Ein paar Fotos und etwas Staunen und dann erfahren wir noch die Nordseite des Vulkans.

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Dort, wo die Landstraßen Oregon 230 und 62 zusammenrauschen, befindet sich etwas Ungewöhnliches in der Nähe, was uns einen Stopp und einen kleinen Hike wert ist. In der Natural Bridge Recreation Site ist Baustelle. Ein Parkplatz entsteht, der in den Ausmaßen einem Walmart Supercenter nicht nachsteht. Wir platzieren unser Auto vor dem Campground am Straßenrand und wandern los. Nur flaches Terrain, die Sonne strahlt durch die Bäume und wärmt langsam aber stetig die Wälder Oregons. Bald sind wir am Upper Roque River. Und hier sehen wir die erste Natural Bridge, die nicht zu sehen ist. Man erspäht nur die Oberseite der Naturbrücke, alles andere liegt im Wasser und wird im Untergrund durch den reißenden Fluß immer weiter bearbeitet. Und obwohl es durch die wenigen Einblicke nicht der visuelle Hit ist, scheint die geologische Konstellation ziemlich einzigartig.

Bevor wir nun unseren heutigen Schlenker nach Norden zugunsten einer erneuten Einreise nach Nordkalifornien beenden, wollen wir noch eine Wanderung zu einem wunderbaren Steinbogen unternehmen. Der Weg zum Cow Horn Arch ist kurz, die Anreise ist aber etwas tricky. Steffi nimmt den schnelleren Weg von Südosten her und als wir Anlauf nehmen ist die Straße zwar nicht gut, aber sie ist noch geteert. Die Bitumen verlassen unsere Pneus nach gut 4 Meilen und die Straße wird zur Kiesgrube. Wunderbar zu fahren, auch wenn es jetzt zapfig bergauf geht. Wir kurven und kurven, der Anstieg nimmt keine Ende. Und nach weiteren 8 Meilen haben wir den Pass offensichtlich erreicht. Wie inszeniert verfolgt die Dirtroad eine Linkskurve um den Berg, damit man das Drama erst kurz zuvor und unvermittelt ins Visier nehmen kann. Bumm! Stopp! Shit! So gut die Straße hier rauf gepflegt war, so schlecht ist wieder mal die us-amerikanische Organisation. Hätten sie ja unten schon anschlagen können, dass hier oben der Schnee die Straße versperrt. Ich mache mich zu Fuß auf dem Weg zum Hindernis und versuche die Risiken abzuschätzen. Das Ergebnis ist ernüchternd, wir müssen umkehren. Viel Aufwand um nichts, aber gehört das nicht auch manchmal dazu?

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Wieder unten im Tal tagt der Familienrat bei angenehmen 85 Grad Fahrenheit. Die Frage stellt sich, ob wir es von der anderen Seite noch versuchen sollen. Aber nachdem wir oben nicht mehr weit vom Cow Horn Arch entfernt waren, so dass auch von Westen her die Höhe erklommen werden muss, ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns auch hier der Schnee einen Strich durch die Rechnung macht, sehr groß. Wir beschließen, uns jetzt auf den Weg zum Pazifik zu machen.

Am schönen Lost Creek Lake vorbei, über die Interstate 5, entern wir bei Grants Pass die 199er. Da man in Oregon auf den zweispurigen Landstraßen 55 fahren darf, kommt man mit ein bisschen oben drauf gut und schnell voran. Eine wunderbare Strecke, teilweise sieht es wie in Südfrankreich aus. Es wäre perfekt zum Motorrad fahren. Aber als wir im Six Rivers National Forest dem Meer immer näher kommen, hat auch das Thermometer die Richtung nach unten angetreten. Schlappe 58 Grad erwarten uns in Crescent City.

Der Ozean ist aufgewühlt, die Wellen arbeiten stetig daran, noch mehr Land zu erobern. Das hohe Gras am Point St. Gorge im Nordwesten der Stadt biegt sich fast waagerecht im Sturm. Die Frisur hält schon lange nicht mehr und es ist fast ein Kampf, die Seashore zu erreichen. Die milchige Sonne hat inzwischen überhaupt keine Kraft mehr, nur wir stemmen uns mit Vehemenz gegen den Wind. Die Radiotowers des Mc Namara Fields stehen auch wie eine Eins und nach eine viertel Meile Fußmarsch ist das Ziel endlich erreicht. Der White Rock, ein Sea Arch, ist gegen die Sonne nur als tief schwarzer Felsen auszumachen, durch dessen Öffnung das Licht dringt. Wir ringen nach Luft, denn direkt zum Meer gewandt ist es fast wir Moped fahren ohne Helm, bei zirka 250 Sachen.

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Von einem Super 8 kann man natürlich nicht viel erwarten, das Zimmer ist aber sauber und der Ausblick auf den Hafen von Crescent City ist ganz nett. Ein Foto am Hafeneingang zeigt die Auswirkungen des Tsunamis vom März 2011. Unglaublich, was so eine Welle anrichten kann. Das Abendessen im Chartroom, mitten in den Hafenanlagen, ist wunderbar.

bild_2012_crescent_city.jpg


Samstag
Der Sturm von gestern hat sich verzogen und seine Hinterlassenschaft war schönstes, jedoch kühles Wetter. Als wir unsere Küstenreise und Sea-Arch-Rally nach Norden antreten, kommen die Erinnerungen von 2010 zurück, die das Tagebuch damals so beschrieb:

Es geht weiter voran, aber das Wetter wird immer schlechter. Als wir im Dorf Twin Rocks sind, wird der kurze Weg zum Strand eine nasse Angelegenheit. Der linke der Zwillingsfelsen ist ein Arch und beide stehen so robust in der Meeresbrandung, dass so ein bisschen Regen nicht tragisch ist. Weitere 3 Meilen südlich steht der Crab Rock. Ein ganz anderer Felsen, der direkt neben der 101er sein Domizil gefunden hat.
Weiter nach Süden. In Tillamook geht es ab zum Cape Meares an die Agate Beach. Hier stehen die Three Arch Rocks und weitere Steinbögen. Aber der Regen ist inzwischen zum Wasserfall mutiert. Als wir an der Küste stehen und die Blicke zu einem Seaarch richten, ist nichts mehr außer Umrisse zu erkennen. Es ist grausam und vor allen Dingen soll es die nächsten Tage so bleiben.
Es ist 12.35 Uhr Ortszeit. Als die Zigarette nicht mehr brennen will, da sie der Regen mehr oder weniger auslöscht, treffen wir eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der den Regen nicht erlebt hat. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der eine Flucht nicht als Abenteuer empfindet. Eine Entscheidung, die unvernünftig, aber unumgänglich ist: Unser nächstes Ziel liegt knapp 1.800 Kilometer südlicher. Rein ins Auto, wir fahren nach Las Vegas!


Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht!

... Fortsetzung folgt!
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Marie

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Danke für diesen tollen Bericht, den ich teils in diesem und teils im usa-reise-forum lese.(y) Die Bilder sind einfach wahnsinnig schön und bei den Bildern vom Crater Lake kommen sentimentale Erinnerungen an unsere allererste USA-Westen-Reise vor 20 Jahren hoch- auch im Schnee( aber damals war erst März).
Gruss und vielen Dank aus der Schweiz
Marie
 
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Gelöschtes Mitglied 5876

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Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht! Wir fahren die US 101 nach Norden und wollen all die Arche sehen, die wir vor zwei Jahren versäumt haben. Noch bevor der Winchuck River den Ozean erreicht, sind wir wieder in Oregon. Wir erreichen Brookings und kurz danach die Harris Beach. Das Meer liegt ruhig um den Arch Rock, der auch als Harris Beach Arch bezeichnet wird. Das Felsentor gleicht einer überdimensionierten Schießscharte, durch die man den lauernden Nebel, der momentan noch keine Chance hat, sieht. Ein Prachtexemplar!

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Die langgezogenen Strände weichen felsigerem Terrain und Steilküsten. Wald verdrängt den Sand und doch bezeichnet sich unser nächstes Ziel als Indian Sands Gate. Wir hiken durch den Wald hinunter in Richtung Küste und als die Bäume ihr Ende nehmen, machen sich Sanddünen breit. Der große Indian Sands Arch verbindet einen Felsvorsprung mit dem Festland. Das Wasser arbeitet selbst bei ruhiger See stetig daran, dass die Verbindung abreist. Wir stehen hier oben und genießen bei Sonnenschein und einem angenehmen Lüftchen das Schauspiel.

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Es sind nur ein paar Meter weiter mit dem Auto und es kündigt sich die Natural Bridges Cove an. Diese kleine, idyllische Bucht im Samuel H. Boardman Wayside State Park wird durch zwei Steinbögen mit Wasser geflutet. Leider führt der gut ausgebaute Trail nicht nach unten, so dass wir uns mit der Vogelperspektive begnügen müssen. Sozusagen aus dem dunklen Wald heraus richtet sich der Blick in die Steinfestung und irgendwie möchte man gleich hinunterspringen, nicht um sich das Leben zu nehmen, sondern um zu baden.

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Der State Park ersteckt sich weiter die Küste entlang und kurz nach dem Miner Creek thront ein weiterer Arch Rock, der auch den Namen Samuel H. Boardman Arch trägt. Die Öffnung sieht wie ein Ikea-Schrank aus, der nach links gekippt ist, aber noch nicht das Zeitliche gesegnet hat. Wie mit der Fräse herausgearbeitet, fast symmetrisch steht das Felsentor im Wasser. Die Tour entlang der Küste ist wunderschön, das Wetter passt und die Ziele sind mit wenig Aufwand leicht zu erreichen. Toll!

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Etwas draußen am Meer steht der Mack Arch, wir haben ihn aber leider nicht entdeckt, zumindest haben wir keine Perspektive gefunden, die den Blick frei macht. Ob es an einem falschen GPS-Datum oder an unseren Augen gelegen hat, bleibt uns verschlossen. Das ist aber kaum der Rede wert, denn der nächste Steinbogen wartet schon auf uns.

Der ewig lange Strand am Pistol River State Park, kurz vor dem Cape Sebastian, liegt dunkel und unberührt am Ufer. Einige Felsen wurden nicht vom Wind und vom Wasser verdrängt und der mächtige Cave Rock ist in der ansonsten herrschenden Weite nicht zu übersehen. Ein riesiger Parkplatz dient als Anlaufstation für den kleinen Spaziergang runter zum Meer und nach Süden, um einen Blick durch das Loch des Cave Rocks zu erhaschen. Jetzt, da der Nachmittag angebrochen ist, versucht der Nebel immer heftiger, das Festland zu erreichen. Die See wird unruhiger und es ist abzusehen, dass die Sonne sich irgendwann geschlagen geben wird.

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Wir machen erneut Bekanntschaft mit dem Rogue River. Fast winzig war er noch, als wir gestern die Natural Bridge, die sozusagen unter Wasser stand, gesehen haben. Hier bei Gold Beach, where the Rogue River meets the Sea, ist ein ansehnlicher Fluß aus ihm geworden. Es geht weiter nach Norden. Und wir erreichen unseren sechsten Sea Arch bei Port Orford. Gleich am südlichen Ortseingang steht der Battle Rock und obwohl das Umfeld als Battle Rock City Park schön angelegt ist, ist der Weg direkt zum Arch nicht einfach. Unmengen an angeschwemmten Baumstämmen erschweren den Weg, wir balancieren und steigen zwischen die überdimensionierten Streichhölzer.

Es gäbe auch einen geschichtlichen Hintergrund und natürlich hat es mit Einwanderern, Natives und einer Schlacht zu tun. Wir wollen uns das jetzt aber ersparen, würden wir es ohnehin gleich wieder vergessen und ich versuche nun mal durch die Öffnung hindurch zu wandern. Gut zwei Drittel habe ich hinter mir und stehe im Dunklen dieses Felsens. Und dann war es soweit: Platsch, platsch. Eine kleine Welle erfasst Leib und Seele und meine Umkehr war fast so explosiv wie Usain Bolt's 100-Meter-Start bei den Olympischen Spielen in London. Fast habe ich gesagt!

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Das waren sechs tolle Sea Arches und Bridges bei traumhaftem Wetter an dieser herrlichen Küste. Hier ist auch lange nicht so viel los, wie südlich von San Francisco.

Wir kommen durch nette kleine Orte, wie Bandon by the Sea, Coos Bay und North End, Florence, an den Oregon Sand Dunes entlang und an mehreren kleineren Seen vorbei. Nach knapp 380 Kilometern erreichen wir Newport. Die breite Yaquina Bay, gebildet durch den gleichnamigen Fluß, kündigt unser heutiges Nachtlager an. Aber wir passieren die Agate Beach und das dortige Best Western und wollen unbedingt noch einen der schönsten und ungewöhnlichsten Meeressteinbogen, eigentlich sind es zwei, den Devils Punchball erkunden. Der Nebel hat inzwischen das Land erreicht. Gnadenlos frisst er sich durch die kleinen Täler. Der Flow ist einzigartig, er wirkt fast unheimlich, wie er sich Meter für Meter in die Küste bohrt.

bild_2012_nebel_punch.jpg


Der Devil Punchbowl State Park ist Touristengebiet und Surferhochburg. Entsprechend ist der Auflauf, auch wenn die Sonne nur noch diffuses Licht zum Vorschein bringt. Die ersten Aufnahmen des Topfes, in dem wohl keine Bowle zubereitet werden könnte sind nicht so der Hit und wir beschließen, es doch morgen früh nochmals zu versuchen. Aber der Otter Creek Loop geht weiter und wir wollen diese Stimmung noch genießen. Und so landen wir eher zufällig, jedenfalls ungeplant am Viewpoint. Die Watte überzieht das Land, aber die höher gelegenen Felskuppen sind frei. Es ist einfach nur toll. Weit hinten wehrt der Yaquina Head Leuchtturm alle Angriffe des Nebels ab. Das Leuchtfeuer blinkt im Sekundentakt aus der Brühe hervor. Mein 200er Tele kommt ins Schwitzen. Neben mir ein Profi mit einem 500er Rohr, das fast einen halben Meter hat. Ob ich ihn frage? Ach komm', auch so entstehen traumhafte Erinnerungen an einen Glücksmoment.

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bild_2012_leuchtturm.jpg


Wir fahren nochmal zurück zum Devils Punchball. Vorhin haben wir Menschen direkt im Ball registriert und natürlich wollen wir wissen, wie es dort runter geht. Vom Viewpoint gibt es keine Möglichkeit, die Beach an der südlichen Seite verwehrt den Zugang ebenfalls, aber das Hotel, das nördlich steht, hat einen Strandzugang. Und es wird irgendwie möglich sein, in das Hotel zu kommen. Aber das versuchen wir morgen. So fahren wir noch weiter südlich zurück, um den Leuchtturm, der dem Nebel so getrotzt hat aus der Nähe zu sehen. Und ausserdem befindet sich dort noch ein Steinbogen, der Yaquina Head Arch.

yaquina_head_arch_02.jpg


yaquina_head_lighthouse_01.jpg


Der Nebel hat gewonnen, aber zu ein paar Fotos reicht es noch, bevor wir uns ins Best Western Agate Beach Inn aufmachen. Es liegt direkt am Strand und wir bekommen ein schönes Zimmer mit Blick auf den Strand und auf das Meer im 6. Stock. Tja, wenn nur der Nebel nicht wäre, aber wir haben heute genug gesehen. Das Essen im Hotelrestaurant war ... na ja!

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Texelrita

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Es ist der helle Wahnsinn, diese Bilder! Fritz, sag mal gibt´s ne Art Arch-Sucht?:giggle: Ich könnte nur schwärmen, die Fotos mit dem reinziehenden Nebel, einfach fantastisch!
 
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Gelöschtes Mitglied 5876

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Ja Rita, es gibt eine Arch-Sucht. Wir sind davon seit Jahren infiziert. Aber es sind dann nicht nur die Arches, sondern die (Wander-)Wege, die zu den Steinbögen führen, die uns faszinieren
 
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