Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht! Wir fahren die US 101 nach Norden und wollen all die Arche sehen, die wir vor zwei Jahren versäumt haben. Noch bevor der Winchuck River den Ozean erreicht, sind wir wieder in Oregon. Wir erreichen Brookings und kurz danach die Harris Beach. Das Meer liegt ruhig um den Arch Rock, der auch als Harris Beach Arch bezeichnet wird. Das Felsentor gleicht einer überdimensionierten Schießscharte, durch die man den lauernden Nebel, der momentan noch keine Chance hat, sieht. Ein Prachtexemplar!
Die langgezogenen Strände weichen felsigerem Terrain und Steilküsten. Wald verdrängt den Sand und doch bezeichnet sich unser nächstes Ziel als Indian Sands Gate. Wir hiken durch den Wald hinunter in Richtung Küste und als die Bäume ihr Ende nehmen, machen sich Sanddünen breit. Der große Indian Sands Arch verbindet einen Felsvorsprung mit dem Festland. Das Wasser arbeitet selbst bei ruhiger See stetig daran, dass die Verbindung abreist. Wir stehen hier oben und genießen bei Sonnenschein und einem angenehmen Lüftchen das Schauspiel.
Es sind nur ein paar Meter weiter mit dem Auto und es kündigt sich die Natural Bridges Cove an. Diese kleine, idyllische Bucht im Samuel H. Boardman Wayside State Park wird durch zwei Steinbögen mit Wasser geflutet. Leider führt der gut ausgebaute Trail nicht nach unten, so dass wir uns mit der Vogelperspektive begnügen müssen. Sozusagen aus dem dunklen Wald heraus richtet sich der Blick in die Steinfestung und irgendwie möchte man gleich hinunterspringen, nicht um sich das Leben zu nehmen, sondern um zu baden.
Der State Park ersteckt sich weiter die Küste entlang und kurz nach dem Miner Creek thront ein weiterer Arch Rock, der auch den Namen Samuel H. Boardman Arch trägt. Die Öffnung sieht wie ein Ikea-Schrank aus, der nach links gekippt ist, aber noch nicht das Zeitliche gesegnet hat. Wie mit der Fräse herausgearbeitet, fast symmetrisch steht das Felsentor im Wasser. Die Tour entlang der Küste ist wunderschön, das Wetter passt und die Ziele sind mit wenig Aufwand leicht zu erreichen. Toll!
Etwas draußen am Meer steht der Mack Arch, wir haben ihn aber leider nicht entdeckt, zumindest haben wir keine Perspektive gefunden, die den Blick frei macht. Ob es an einem falschen GPS-Datum oder an unseren Augen gelegen hat, bleibt uns verschlossen. Das ist aber kaum der Rede wert, denn der nächste Steinbogen wartet schon auf uns.
Der ewig lange Strand am Pistol River State Park, kurz vor dem Cape Sebastian, liegt dunkel und unberührt am Ufer. Einige Felsen wurden nicht vom Wind und vom Wasser verdrängt und der mächtige Cave Rock ist in der ansonsten herrschenden Weite nicht zu übersehen. Ein riesiger Parkplatz dient als Anlaufstation für den kleinen Spaziergang runter zum Meer und nach Süden, um einen Blick durch das Loch des Cave Rocks zu erhaschen. Jetzt, da der Nachmittag angebrochen ist, versucht der Nebel immer heftiger, das Festland zu erreichen. Die See wird unruhiger und es ist abzusehen, dass die Sonne sich irgendwann geschlagen geben wird.
Wir machen erneut Bekanntschaft mit dem Rogue River. Fast winzig war er noch, als wir gestern die Natural Bridge, die sozusagen unter Wasser stand, gesehen haben. Hier bei Gold Beach, where the Rogue River meets the Sea, ist ein ansehnlicher Fluß aus ihm geworden. Es geht weiter nach Norden. Und wir erreichen unseren sechsten Sea Arch bei Port Orford. Gleich am südlichen Ortseingang steht der Battle Rock und obwohl das Umfeld als Battle Rock City Park schön angelegt ist, ist der Weg direkt zum Arch nicht einfach. Unmengen an angeschwemmten Baumstämmen erschweren den Weg, wir balancieren und steigen zwischen die überdimensionierten Streichhölzer.
Es gäbe auch einen geschichtlichen Hintergrund und natürlich hat es mit Einwanderern, Natives und einer Schlacht zu tun. Wir wollen uns das jetzt aber ersparen, würden wir es ohnehin gleich wieder vergessen und ich versuche nun mal durch die Öffnung hindurch zu wandern. Gut zwei Drittel habe ich hinter mir und stehe im Dunklen dieses Felsens. Und dann war es soweit: Platsch, platsch. Eine kleine Welle erfasst Leib und Seele und meine Umkehr war fast so explosiv wie Usain Bolt's 100-Meter-Start bei den Olympischen Spielen in London. Fast habe ich gesagt!
Das waren sechs tolle Sea Arches und Bridges bei traumhaftem Wetter an dieser herrlichen Küste. Hier ist auch lange nicht so viel los, wie südlich von San Francisco.
Wir kommen durch nette kleine Orte, wie Bandon by the Sea, Coos Bay und North End, Florence, an den Oregon Sand Dunes entlang und an mehreren kleineren Seen vorbei. Nach knapp 380 Kilometern erreichen wir Newport. Die breite Yaquina Bay, gebildet durch den gleichnamigen Fluß, kündigt unser heutiges Nachtlager an. Aber wir passieren die Agate Beach und das dortige Best Western und wollen unbedingt noch einen der schönsten und ungewöhnlichsten Meeressteinbogen, eigentlich sind es zwei, den Devils Punchball erkunden. Der Nebel hat inzwischen das Land erreicht. Gnadenlos frisst er sich durch die kleinen Täler. Der Flow ist einzigartig, er wirkt fast unheimlich, wie er sich Meter für Meter in die Küste bohrt.
Der Devil Punchbowl State Park ist Touristengebiet und Surferhochburg. Entsprechend ist der Auflauf, auch wenn die Sonne nur noch diffuses Licht zum Vorschein bringt. Die ersten Aufnahmen des Topfes, in dem wohl keine Bowle zubereitet werden könnte sind nicht so der Hit und wir beschließen, es doch morgen früh nochmals zu versuchen. Aber der Otter Creek Loop geht weiter und wir wollen diese Stimmung noch genießen. Und so landen wir eher zufällig, jedenfalls ungeplant am Viewpoint. Die Watte überzieht das Land, aber die höher gelegenen Felskuppen sind frei. Es ist einfach nur toll. Weit hinten wehrt der Yaquina Head Leuchtturm alle Angriffe des Nebels ab. Das Leuchtfeuer blinkt im Sekundentakt aus der Brühe hervor. Mein 200er Tele kommt ins Schwitzen. Neben mir ein Profi mit einem 500er Rohr, das fast einen halben Meter hat. Ob ich ihn frage? Ach komm', auch so entstehen traumhafte Erinnerungen an einen Glücksmoment.
Wir fahren nochmal zurück zum Devils Punchball. Vorhin haben wir Menschen direkt im Ball registriert und natürlich wollen wir wissen, wie es dort runter geht. Vom Viewpoint gibt es keine Möglichkeit, die Beach an der südlichen Seite verwehrt den Zugang ebenfalls, aber das Hotel, das nördlich steht, hat einen Strandzugang. Und es wird irgendwie möglich sein, in das Hotel zu kommen. Aber das versuchen wir morgen. So fahren wir noch weiter südlich zurück, um den Leuchtturm, der dem Nebel so getrotzt hat aus der Nähe zu sehen. Und ausserdem befindet sich dort noch ein Steinbogen, der Yaquina Head Arch.
Der Nebel hat gewonnen, aber zu ein paar Fotos reicht es noch, bevor wir uns ins Best Western Agate Beach Inn aufmachen. Es liegt direkt am Strand und wir bekommen ein schönes Zimmer mit Blick auf den Strand und auf das Meer im 6. Stock. Tja, wenn nur der Nebel nicht wäre, aber wir haben heute genug gesehen. Das Essen im Hotelrestaurant war ... na ja!
... Fortsetzung folgt!
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