Erste Saisonvorhersage veröffentlicht
Der Wissenschafter William M. Gray hat seine Dezember-Prognose für die kommende Hurrikan Saison 2006 veröffentlicht. Er und sein Team an der Colorado State University sagen eine weitere
weit überdurchschnittlich aktive Saison auf dem Atlantik voraus.
Im Einzelnen wird folgendes erwartet:
- Anzahl Systeme, die einen Namen erhalten und damit mindestens Tropensturmstärke erreichen: 17 (statt 9,6)
Das Ganze soll an an 85 Tagen stattfinden (statt 49,1)
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- davon entwickeln sich zum Hurrikan: 9 (statt 5,9)
an 45 Tagen (statt 24,5)
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- davon Intense bzw. Major Hurrikane, also Kategorie 3-5: 5 (statt 2,3)
an 13 Tagen (statt 5)[/*:m:27chj3kb]
In Klammern ist der jeweilige langjährige Mittelwert angegeben. Daraus wird erkennbar, dass die Vorhersage eine nahezu doppelt so hohe Aktivität für die kommenden Saison bedeutet, wie es innerhalb der letzten 50 Jahre dem Durchschnitt entspricht. Wir befinden uns nun schon seit Mitte der neunziger Jahre in einer Phase hoher Sturmaktivität auf dem Atlantik, dieser Trend scheint sich also auch für das kommende Jahr zu bestätigen, denn alle von den Wissenschaftlern benutzte Vorhersageparameter unterstützen diese Erkenntnisse.
Die Landfallwahrscheinlichkeit eines Major-Hurrikans der Stufe 3-5 für die US-Küste wird mit 81% angegeben (statt 52%), trotz dieses erhöhten Wertes wird allerdings nicht erwartet, dass sich die Landfallrate starker Hurrikane, die wir 2004 und 2005 beobachten konnten, wiederholt.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es immer mal wieder Phasen überdurchschnittlicher Sturmaktivität gegeben hat, die anschließend aber auch wieder von eher ruhigen Jahren abgelöst wurden. Innerhalb dieser Phasen erhöhter Aktivität hat man erkannt, dass vor allem das El Nino-Phänomen hindernden Einfluss auf die Sturmentwicklung haben kann. So brachten El Nino Jahre innerhalb einer ansonsten aktiven Periode dann trotzdem eine normale oder sogar eine unterdurchschnittliche Saison. Ursächlich dafür ist, dass ein El Nino, der sich eigentlich im Pazifik abspielt, jedoch weltweite Auswirkungen zeigt, dem Atlantik ungünstige Scherwinde bringt, die die Entstehung und Weiterentwicklung tropischer Systeme hemmen. Ein El Nino ist jedoch nach derzeitigen Erkenntnissen für das kommende Jahr nicht zu erwarten.
Auf die Einzelheiten des von Gray verwendeten Vorhersagemodells gehe ich nicht weiter ein, da diese Diskussion sehr technisch ist, wer sich dafür interessiert, kann die „Extended Range Forecast“ auf der Webseite der Colorado State University herunterladen:
http://tropical.atmos.colostate.edu/forecasts/
In dem Dokument gibt es noch einen Abschnitt, der sich mit der Frage beschäftigt, ob die derzeitig zu beobachtende hohe Sturmaktivität sowie die Landfallhäufigkeit starker und zerstörerischer Hurrikane, die wir in den letzten beiden Jahren mit Dennis, Katrina, Rita, Wilma, Charley, Frances, Ivan und Jeanne zu erfahren hatten, auf eine weltweite Erwärmung zurückzuführen ist. Dazu wird angeführt, dass es zwar eine Erhöhung der Wassertemperatur gegeben hat, die weltweite Anzahl und Intensität an tropischen Stürmen in den letzten Jahren jedoch nicht gestiegen ist. Dieser Effekt ist bisher lediglich auf dem Atlantik zu beobachten. Die momentane seit etwa 1995 andauernde aktive Phase zeigt darüberhinaus keinerlei Unterschiede zu vergleichbaren Perioden in der Vergangenheit, die ohne Erwärmung vonstatten gegangen sind, wie etwa während des Zeitraums von 1940-1950. Einer weltweiten Erwärmung der Meere und der Atmosphäre wird eine weitaus geringere Bedeutung für die Entwicklung tropischer Stürme beigemessen, als andere – ursächlich wichtigere – Faktoren, wie Windscherung, Luftdruck, Salzgehalt des Meeres sowie Oszillationen von großräumigen Luftdruckunterschieden.
Gray kommt somit zu der Einschätzung, dass eine weltweite Erwärmung nicht für die derzeitige hohe Sturmaktivität auf dem Atlantik verantwortlich gemacht werden kann. Für die komplette (sehr interessante) Diskussion zu diesem Thema verweise ich wieder auf oben genanntes Dokument.
Die nächste Vorhersage erscheint im April 2006 und dann werden wir wieder berichten.
Gruß
Redondo