42!
42 ist nach Aussage von Douglas Adams in der Serie „Per Anhalter durch die Galaxis“ die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Ein Supercomputer hatte diese Frage mit „42“ beantwortet und viel Rätselraten erzeugt. Der Supercomputer war sich nicht nur sicher, dass 42 die richtige Antwort war, er war sich auch sicher, dass sich die Fragesteller gar nicht bewusst darüber waren, wie eigentlich die Frage zu dieser Antwort lautete. Aber er wusste, dass er die Frage nicht „errechnen“ kann, sondern dass man dafür einen noch größeren Supercomputer brauchte. Also wurde die Erde als noch größerer Supercomputer gebaut, um die Frage zur Antwort „42“ herauszubekommen. Hört sich völlig verrückt an (und ist es ja auch), aber die inzwischen ein wenig alt anmutende Serie ging mir durch den Kopf, als wir gestern ein wenig in Cape Coral umhergefahren sind. Aber wie immer: Der Reihe nach…
Nach einer viel zu kurzen Nacht war die gesamte Familie bereits gegen sechs Uhr wach - Jetlag. Noch ein, zwei Stunden rumgedöst, dann schrie der Rest der Familie nach Frühstück. In der neuen Mythologie wird an solchen Stellen dann immer gesagt: „So sei es!“, was in meinem Fall gleichbedeutend war mit „Aufstehen!“.
Ich habe euch gestern von der Anreise und dem „Hausfraueneffekt“ erzählt und muss zumindest den männlichen Teil der Mitleserschaft darauf aufmerksam machen, dass das was nun folgt, für große Verstimmung auf der einen und große Siegesgefühle auf der vermeintlich anderen Seite erzeugen könnte. Wenn also der weibliche Teil beim Lesen genau an dieser Stelle einen gleichermaßen plötzlichen, wie unerwarteten Ausfalls des Internets und somit die Unmöglichkeit des Weiterlesens feststellt, denkt an meine o.g. Worte, dann sei es so.
Falls das Internet an dieser Stelle doch nicht ausgefallen sein sollte, hier unsere Wahrheit: In unserem Hause bin ich für das Frühstückmachen zuständig, nicht nur im Urlaub. Und das wurde nicht etwa ausgelost oder durch eine Wettniederlage bestimmt, nein, ich hatte durch meinen Vater gelernt, dass das so ist: In der Familie macht der Mann das Frühstück. Inzwischen weiß ich, dass nicht in allen Familien so ist, dennoch bleibe ich „Überzeugungstäter“, mache gerne (ehrlich!!!) das Frühstück für meine Familie und stand also auf. Wenn es bei euch anders ist, sage ich dazu weise nur „So sei es!“.
Zum Glück muss man zur Essensbeschaffung in diesen Zeiten ja keinen Pfeil und Bogen mehr rausholen, eine im Vergleich dazu nahezu anmutig scheinende Plastikkarte reicht aus, um am Ausgang des Supermarktes seinen Jagderfolg mitnehmen zu dürfen. Bei uns gab es daher wie immer im Urlaub: Speck, Spiegelei, Kaffe und ein aufgebackenes Baguettebrot mit allereli Aufschnitt - also für die Erwachsenen. Ich erwähnte, dass wir einen Teenager mithaben. Für den gab es Kartoffelpüree mit Rührei und Frischkäse. Ich schiebe das jetzt einmal auf seinen derzeitigen Geisteszustand und den Jetlag.
Wir hatten bereits am Vortag beschlossen, dass wir den heutigen Tag nutzen wollten, um ein wenig herumzufahren und uns umzuschauen. Ein paar erste Shopping-Erlebnisse sollten auch dazugehören, also war der Tag ausreichend vorbereitet - im Gegensatz zu uns.
Unser Haus liegt im Süd-Osten von Cape Coral ganz am unteren Ende des Del Prado, insofern ging unser erster Weg zum Yachtclub, wo wir noch im Sommer oft eine Weile an Strand saßen und die vielen Wege besprachen, hier einmal länger, als nur einen Urlaub lang bleiben zu können. Auch ist bei uns Tradition, den letzten Abend am Ende des Piers zu verbringen, dem Sonnenuntergang zuzuschauen und mit dem Untergang der Sonne quasi bildhaft den Urlaub „untergehen“ zu lassen. Beides wird in diesem Jahr nicht möglich sein. Bereits auf dem Weg zu Yachtclub fiel uns auf, dass der Weg vor der letzten Links-Kurve mit Hütchen versperrt war, die Müllberge am Straßenrand waren hier noch größer, noch mehr Hausdächer waren mit den blauen Behelfs-Folien belegt und noch mehr Straßenschilder lagen am Boden oder waren einfach weg. Kurz: Der gesamte Bereich am Yachtclub war durch einen Zaun versperrt. Zum ersten Mal kam so etwas wie tiefe Traurigkeit auf. Nicht etwa, weil wir nun unseren Urlaub nicht wie gewohnt mit einem Sonnenuntergang am Pier beenden konnten (der Pier ist nicht mehr da), sondern, weil deutlich wurde, dass die Katastrophe hier vor Ort bei vielen Menschen ihr Eigentum zerstörte und durch Zukunftsängste und Fragen, wie es weitergeht ersetzt wurde.
Ein wenig nachdenklich gingen wir durch diese Gegend, ein paar Bilder vom Yachtclub findet ihr hier:
Unsere Gedanken wurden durch ein wildes „Gepiepe“ im Hintergrund unterbrochen, es waren die Geräusche, die die Laster machen, wenn sie rückwärts fahren. Es kam auch tatsächlich von einem riesigen Laster mit riesigem Anhänger (würde der TÜV bei uns in Deutschland niemals zulassen- versprochen!) mit der Aufschrift „Disaster Relief“, die wir hier schon den ganzen Tag gesehen haben. Dieser wurde mit einer großen Ladung Müll beladen und fuhr davon. In diesem Moment war klar, dass es hier weitergehen wird. Der ganze Trotz der Menschen, es dennoch zu schaffen, war wieder deutlich spürbar. Wir haben uns kurz mit anderen Leuten hier unterhalten, alle waren zwar traurig, aber auch bei ihnen überwog der Wille, es doch wieder einmal zu schaffen. Sicherlich gibt es auch andere Auffassungen und viele haben wirklich ihr ganzes Hab und Gut oder sogar ihr Leben verloren, aber die Hilfsbereitschaft hier ist deutlich zu sehen: Überall hängen Hinweisschilder, wo man Hilfe bekommen kann. Überall stehen Trucks mit einem Zelt davor, wo Helfer und auch andere etwas zu Essen bekommen und vielleicht auch ein paar tröstende Worte.
Anschließend sind wir noch nach Cape Harbour gefahren, auch von dort ein paar Bilder:
Da ich gerade beim Hochladen lerne, dass man hier "nur" 25 Bilder anhängen kann, folgt der zweite Teil in einen weiteren Beitrag...
bis gleich.