Vorweggenommen, das Wetter wurde zwar nicht schön, aber wir blieben am Nachmittag von weiterem Regen verschont.
Der Arlington National Cemetery (
http://www.arlingtoncemetery.mil/) ist mit einer eigenen Metrostation und Bushaltestelle perfekt mit öffentlichen Verkehrsmitteln an Washington D.C. angebunden.
Überhaupt ist innerhalb Washingtons ein Mietwagen völlig überflüssig, da alles Sehenswerte entweder zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, und wenn tatsächlich mal keine Haltestelle in der Nähe ist, kann man für das beim Parken gesparte Geld locker Taxi fahren.
Auf dem Weg vom Museum zur U-Bahn hatten wir noch einen schönen Blick aufs Capitol.
Von der U-Bahn Station in Arlington führte ein kurzer Fußweg zum Visitor-Center, wo wir uns dafür entschieden, den Friedhof mit einer Trolley-Tour statt zu Fuß zu erkunden, da ich mich heute krank fühlte und Erik beim Anblick des hügeligen Geländes ebenfalls sofort ankündigte, dass er dort auf keinen Fall länger herumlaufen werde (was mich direkt wieder an den geplanten Familienurlaub im Sommer 2014 in Südtirol denken lässt
).
Die Tour hat 3 Stops: Das Kennedy Grab, das Grab des unbekannten Soldaten und das Arlington House. An jeder Station kann man aussteigen und so lange bleiben, wie man möchte, da die Bähnchen alle 20 min. vorbeikommen. Friedhofs-Hop-on-Hop-Off also
.
Die Bitte um Ruhe und Respekt wird auf dem Friedhof von den Besuchern sehr ernst genommen, so dass das Gelände wirklich ein Ort der Stille ist, vom Motorlärm der Touristenbähnchen mal abgesehen...
Die Kennedy-Grabstätte mit der ewigen Flamme:
Am Grab des unbekannten Soldaten schauten wir uns die Wachablösung an.
Ich bin ja kein Freund von militärischen Zeremonien, aber die Präzision, mit der diese ausgeführt wird, ist wirklich sehenswert.
Insbesondere Erik war nachhaltig davon beeindruckt, wie kontrolliert die Soldaten jede einzelne Bewegung ausführen, hat sich aber auch gefragt, was denn eigentlich passiert, wenn der Soldat, der die Wache übernimmt, die Kontrolle seines Gewehres und seiner Uniform nicht "besteht".
Ja, Drill und absolut korrekte Sauberkeit sind einfach nicht seine Welt
.
Außer einem kleinen Museum, in dem Auszeichnungen zu Ehren unbekannter, gefallener Soldaten ausgestellt sind, gibt es dort noch ein Amphittheater für Veranstaltungen.
Gegenüber befinden sich zudem die Gedenkstätten für die Crews der Space Shuttle Unglücke und, wie überall, Soldatengräber, soweit das Auge reicht.
Gemeinsam mit den Soldaten sind oft die Ehefrauen und Kinder begraben, was man neben der Grabnummer auf der Rückseite der Steine ablesen kann.
Der dritte Stop, das Arlington House, bildet den eigentlichen Ursprung des Friedhofs, wenn ich es richtig verstanden habe, ist von Gartenanlangen und sehr alten Gräbern umgeben und bietet vor allem eine tolle Aussicht auf Washington D.C. auf der einen und das Pentagon auf der anderen Seite. Leider gab es für schöne Bilder heute zu viel Dunst über der Stadt.
Was mich am Friedhof in Arlington am meisten beeindruckt hat, ist die Größe des Areals und diese unvorstellbare Anzahl von Soldatengräbern.
Natürlich habe ich die unendlich erscheinenden Reihen von Grabsteinen in Film und Fernsehen schon oft gesehen, aber die Medien und schon gar nicht meine Bilder können das Gefühl wiedergeben, das aufkommt, wenn man dort mittendrin steht.
Um Eindrücke vom Friedhof aus anderen Jahreszeiten zu bekommen, oder um zu sehen, wie er z.B. wirkt, wenn zum Memorial Day jedes einzelne Grab von einer Militäreinheit mit der US-Flagge geschmückt wird, lohnt sich auf jeden Fall auch ein Besuch im Visitorcenter, dessen Wände durch wirklich tolle Bilder geschmückt sind.
Zu Eriks Entsetzen beschlossen wir, den Rückweg zum Hotel über die Brücke zu Fuß zurückzulegen.
Was macht der kleine Kerl? Er weiß sich ja zu helfen, ruft an der richtigen Stelle laut "Taxi" und winkt gekonnt das erste heran! Neee, Sohnemann, soooo nicht! Der Taxifahrer nahm´s mit Humor, dass wir ihn wieder wegschickten
.
Deutlichen Worten von Erik darüber, wie wir mit solch einem überflüssigen Spaziergang mutwillig seine Lebenszeit verschwenden können, folgte ein kurzer Sitz-Streik etwa über der Mitte des Potomacs, um seinen Protest auszudrücken
, alles vergeblich!
Das arme Kind musste auch noch kurz das Lincoln Memorial, das auf dem direkten Weg zum Hotel lag, mit uns besichtigen, was er unter Gemotze über sich ergehen ließ.
Man muss zu seiner Verteidigung aber sagen, dass der Tag wirklich lang und anstrengend war, wir die ganze Zeit so gut wir nichts gegessen hatten, ich unter meine doofen Erkältung litt und er damit nicht der einzige war, der an diesem Abend nicht mehr gut drauf war.
Es kam wie es kommen musste: Es gab, weil ich mich nicht mehr für ein Restaurant entscheiden konnte und bei allen langsam die Nerven blank lagen, im Hotel einen ordentlichen Familienkrach.
Als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, hatte keiner mehr Lust noch irgendwo hinzugehen, also bestellten wir uns zum ersten Mal in den USA eine wagenradgroße Pizza und einen Salat von einem Pizzaservice, dessen Prospekt wir im Zimmer gefunden hatten, ließen sie liefern und verspeisten sie genüsslich in unserer Essecke.
Anschließend lagen wir noch zu dritt im riesigen Bett ein bisschen vor der Glotze und schliefen alle recht schnell ein.
Ja, das war er, unser zweiter Tag in Washington
.
Danke für´s Mitlesen
.
Liebe Grüße
Manu