Und weiter ging es – bis das nächste, diesmal größere, Schild, den nächsten Wasserfalls versprach. Kurz überlegt – okay den nehmen wir noch mit. Wenn das Hinweisschild so groß ist muss der ja besonders toll sein.
Besonders toll war es vor allem mal, dort hinzukommen. Es ging durch ziemlich enge Kurven, teilweise sehr steil hoch und runter. Der Motor röhrte und man hat dem Auto deutlich angemerkt, dass es an seine Grenzen kommt. Die Schlaglöcher waren keine Schlaglöcher mehr sondern regelrechte Krater. Wenn es wieder besonders steil runterging habe ich Roland darauf hingewiesen, dass es dann auch besonders steil wieder hochgeht. Und ob er sich sicher sei, dass wir es zurückschaffen. Wir waren mitten im Urwald weit weg von der Hauptstraße, hier kamen nur noch wenige Roller vorbeigefahren und Handyempfang gab es selbstverständlich keinen.
Als wir (gefühlt) fast an den Wasserfällen angekommen waren hörten wir plötzlich Gesang. Ein paar Kurven weiter fanden wir des Rätsels Lösung in Form einer Gruppe Pfadfinder, welche auf einer Lichtung ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Diese machten gerade wohl eine Übung zu Thema Teamarbeit, denn ihre Füße waren hintereinander an einem langen Brett festgebunden, sodass sie nur im Gleichschritt weiterkamen (wir hatten sowas auch in der Grundschule – ich fand es doof).
Am Parkplatz des Wasserfalls angekommen verriet und ein Schild dann auch, was diesen so besonders macht: es handelt sich um den höchsten Wasserfall in der Region Chiang Mai. Na dann wollen wir das Kerlchen mal ausführlich bewundern. Oder? Nur ein schmaler Einschnitt im Gebüsch ließ erahnen, wo man überhaupt entlang gehen soll. Das sollte schon mal eine Vorwarnung sein. Gleich zu Beginn ging es ein paar steilere Stufen runter, hier musste ich mich schon an Bäumen festhalten. Dann ging es einen sehr schmalen Dschungelpfad weiter, links ging es einen steilen Abhang runter und rutschig war es auch. Das ist mal so gar nichts für mich, so dass wir ausgemacht haben, dass Roland alleine schaut, wie weit er kommt – aber auch nichts riskiert – und ich wieder zum Auto zurücklaufe.
Also bin ich zum Auto zurück und hab gewartet. Und geschwitzt. Und gewartet. Zeitgefühl ist ja eine sensible Angelegenheit, vor allem wenn man weiß, dass der andere auf einem nicht so einfachen Weg alleine unterwegs ist. Und außer uns war da niemand. Doch, ein Mofa stand rum. Dessen Besitzer kamen dann irgendwann auch vom Wasserfall zurück. Ich habe kurz überlegt sie zu fragen, ob sie Roland gesehen haben, dachte mir dann aber, dass sie schon Bescheid geben würden, wenn er irgendwo mit gebrochenem Bein liegt.
Dementsprechend habe ich weiter gewartet. Und gewartet. Und gewartet. Ich bin dann schon bisschen nervös geworden und habe dann beschlossen zum Weganfang zu laufen und mal laut zu rufen. Ich habe sehr oft gerufen, aber nie eine Antwort erhalten (Roland sagt, er hat es gehört und auch gerufen). Mein Plan B war, dass zumindest die Pfadfinder auf mich aufmerksam werden und mal nach dem rechten schauen. Denkste! (Auf dem Rückweg übten sie immer noch mit ihren Skiern).
Also habe ich beschlossen Roland zu retten und bin diesen vermaledeiten Weg teilweise auf allen Vieren entlangekrabbelt. Und irgendwann kam mir dann ein fröhlicher Roland entgegen. Boah war ich sauer! Er meinte, so toll wäre der Wasserfall nicht gewesen, es habe sich auf keinen Fall gelohnt, auf diesem Weg da hin zu laufen. Dies haben wir beim „Einstieg“ so auch einer Asiatin mitgeteilt, insbesondere wenn man alleine unterwegs ist würden wir den Weg niemandem empfehlen.
Dann hier mal Rolands Fotoausbeute des Mae Pan Wasserfalls. Wie so oft kommt auf den Bilder nicht wirklich rüber, wie steil es teilweise war. Bzw. an den besonders steilen Stellen wir auch nicht fotografiert.